Ukraine-Krieg im Liveticker: Pläne für vollständiges Öl-Embargo gegen Russland vorerst vom Tisch

Kiew (Ukraine) - Auch am 96. Tag nach dem russischen Einmarsch wird in der Ukraine weiter gekämpft. Alle aktuellen Entwicklungen findet Ihr hier im TAG24-Liveticker!

Zwei Männer tragen eine Holzplatte neben schwer beschädigten Gebäuden und zerstörten Autos im Donbass.
Zwei Männer tragen eine Holzplatte neben schwer beschädigten Gebäuden und zerstörten Autos im Donbass.  © Francisco Seco/AP/dpa

Bei Angriffen auf ukrainische Orte wurden den Behörden zufolge erneut mehrere Zivilisten getötet oder verwundet.

Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kirilenko, machte Russland für drei Tote und vier Verletzte in dem von Regierungstruppen kontrollierten Teil der Region im Osten des Landes verantwortlich.

In Mykolajiw im Süden des Landes sprachen die Behörden von mindestens einem Toten bei einem Angriff auf ein Wohnviertel.

Ukraine-Krieg im Liveticker: Russland meldet neue Luftangriffe
Ukraine Ukraine-Krieg im Liveticker: Russland meldet neue Luftangriffe

Die ukrainische Armee habe zudem 14 russische Attacken im Donbass abgewehrt, teilte der Generalstab in Kiew mit. Dabei seien mehr als 60 russische Soldaten getötet sowie Panzer und Artillerie zerstört worden, hieß es.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow (72) bezeichnete die Einnahme des ostukrainischen Donbass indes als "bedingungslose Priorität".

Die Geschehnisse des gestrigen Freitages könnt Ihr noch einmal im Ticker vom 29. Mai nachlesen. Die Ereignisse des heutigen Tages findet Ihr hier im Liveticker.

22.17 Uhr: Russen rücken weiter vor

Im Osten der Ukraine sind die russischen Truppen am Montag weiter auf wichtige Ziele vorgerückt.

Am 96. Tag des Krieges drangen sie nach ukrainischen Angaben in die schwer umkämpfte Großstadt Sjewjerodonezk ein. Die Stadt mit bislang etwa 100.000 Einwohnern gilt als wichtigste Kommune, die das ukrainische Militär in der Region Luhansk noch kontrolliert.

Fällt Sjewjerodonezk, wäre der Weg frei zum nächsten Kriegsziel: der vollen Einnahme der Nachbarregion Donezk.

Die Zerstörung durch die Russen will kein Ende nehmen.
Die Zerstörung durch die Russen will kein Ende nehmen.  © Uncredited/AP/dpa

22.09 Uhr: Ukrainischer Eurovision-Sieger: Hatte nie russische Freunde

Oleh Psjuk (28), ukrainischer Sieger des Eurovision Song Contest, hat nach eigenen Worten keine Freunde aus Russland. "Ich habe keine russischen Freunde, und ich hatte auch noch nie welche", sagte der 28 Jahre alte Frontmann der Band Kalush Orchestra in der Nachrichtensendung RTL direkt vom Montagabend.

"Was die Kultur angeht, wir haben doch unterschiedliche Kulturen. Unsere unterscheidet sich maximal von der russischen. Mit diesem Ziel sind wir auch zum Eurovision Song Contest gegangen: um zu zeigen, wie einzigartige unsere Musik und Kultur sind."

Eines der Bandmitglieder kämpfe bereits an der Front, sagte Psjuk, und auch er und die anderen seien dazu bereit: "Wir sind dafür absolut offen, und wenn wir einberufen werden, kehren wir sofort in die Ukraine zurück." Er selber habe schon einige Freunde und Bekannte verloren: "Es ist eine Tragödie, die immer größer wird."

Die Welt dürfe sich nicht an diesen Krieg gewöhnen, sagte Psjuk. "Ich glaube, dass die Nachrichten über den Krieg auf den Titelseiten bleiben sollten, weil es nicht normal ist, einen grausamen Krieg im Herzen Europas im Jahr 2022 zu führen."

Oleh Psjuk (28) ist der diesjährige Sieger des Eurovision Song Contest.
Oleh Psjuk (28) ist der diesjährige Sieger des Eurovision Song Contest.  © Jens Büttner/dpa

22.01 Uhr: Pläne für vollständiges Öl-Embargo gegen Russland vorerst vom Tisch

Die Pläne für ein vollständiges europäisches Öl-Embargo gegen Russland sind wegen einer Blockade Ungarns vorerst vom Tisch.

Bei einem Gipfeltreffen in Brüssel zeichnete sich am Montagabend ab, dass die 27 EU-Staaten - wenn überhaupt - in den nächsten Tagen nur ein eingeschränktes Verbot von russischen Öl-Importen beschließen.

Demnach würden nur Lieferungen über den Seeweg unterbunden. Der Bezug per Pipeline wäre hingegen weiter möglich. Ungarn könnte sich somit weiterhin auf dem Landweg über die riesige Druschba-Leitung versorgen.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63, CDU) kann mit dem aktuellen Tauziehen alles andere als glücklich sein.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63, CDU) kann mit dem aktuellen Tauziehen alles andere als glücklich sein.  © Jp Black/ZUMA Press Wire/dpa

21.45 Uhr Streit über Ölembargo überschattet EU-Gipfel zur Ukraine

Der anhaltende Streit um das geplante Ölembargo gegen Russland hat das Sondertreffen der EU-Staats- und Regierungschefs zur Ukraine überschattet.

"Es gibt überhaupt keine Einigung", sagte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán (58) am Montag bei seiner Ankunft zu dem Treffen in Brüssel. Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) zeigte sich hingegen zuversichtlich, dass ein Konsens möglich sei.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán (58) bremst die Ölembargo-Pläne der EU gnadenlos aus.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán (58) bremst die Ölembargo-Pläne der EU gnadenlos aus.  © Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

21.40 Uhr: Ukraine und Russland beklagen tote Zivilisten

Im Osten der Ukraine haben beide Kriegsparteien am Montag weitere zivile Todesopfer beklagt. Im Gebiet Donezk seien drei Menschen durch russischen Beschuss getötet worden, teilte Gouverneur Pawlo Kyrylenko auf Telegram mit.

In der Region Charkiw starb nach Angaben der Online-Zeitung Ukrajinska Prawda ein Mann durch russische Granaten. Die russische Seite sprach der Agentur Tass zufolge von zwei getöteten Zivilisten durch ukrainische Angriffe im Gebiet Donezk sowie zwei getöteten Frauen im Gebiet Luhansk. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.

Niemand weiß, wie viele Menschen bereits dem Krieg zum Opfer gefallen sind.
Niemand weiß, wie viele Menschen bereits dem Krieg zum Opfer gefallen sind.  © Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA Press Wire/dpa

21.31 Uhr: Bulgarien will Flüchtlinge vor Urlaubszeit aus Hotels verbannen

In Bulgarien sollen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine noch vor Beginn der Urlaubszeit aus Hotels am Schwarzen Meer in Aufnahmezentren verlegt werden.

"Bulgarien kann es sich nicht mehr leisten, ukrainische Staatsbürger in Hotels am Strand zu unterhalten", erläuterte Vize-Regierungschefin Kalina Konstantinowa am Montagabend in einer Videobotschaft. Mit der Verlegung soll in den nächsten Tagen begonnen werden. In dem EU-Land halten sich nach Angaben der Behörden etwa 90.000 Menschen aus der Ukraine auf. Die Touristensaison beginnt am Schwarzen Meer in der ersten Juni-Hälfte.

Zuvor hatten es viele Flüchtlinge abgelehnt, aus dortigen Hotels in staatliche Ferienheime im Landesinneren zu ziehen. An eigens organisierten Fahrten per Bahn oder Bus gab es nur wenig Interesse. Viele befürchten, dass es in den teils entlegenen Ferienorten keine ärztliche Versorgung oder Einkaufsmöglichkeiten geben könnte. Nur 500 Flüchtlinge machten nach Berichten bulgarischer Medien von dieser Möglichkeit Gebrauch.

21.29 Uhr: Russische Truppen laut Gouverneur in umkämpfter Großstadt Sjewjerodonezk

Russische Truppen sind nach ukrainischen Angaben in die schwer umkämpfte Großstadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine vorgedrungen.

Es gebe einen Straßenkampf, schrieb der Gouverneur des Gebietes Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montagabend in seinem Telegram-Kanal. Er empfahl Bewohnern der Stadt, in Notunterkünften zu bleiben.

Sjewjerodonezk ist seit Monaten Ziel von russischen Angriffen. Die Stadt gilt als letzter Punkt, den das ukrainische Militär in der Region Luhansk noch kontrolliert. Am Montagmorgen hatten die russischen Truppen nach Angaben des Generalstabs noch am Stadtrand und in den Außenbezirken gekämpft.

20.29 Uhr: Selenskyj drängt EU-Staats- und Regierungschefs zur baldigen Einigung auf nächstes Sanktionspaket

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat die EU-Staats- und Regierungschefs zur Einheit und zur baldigen Einigung auf das nächste Sanktionspaket gegen Russland aufgerufen.

"Interne Streitigkeiten führen nur dazu, dass Russland den Druck auf Europa erhöht", sagte Selenskyj in seiner knapp zehn Minuten dauernden Videobotschaft zum Auftakt des EU-Sondergipfels am Montag in Brüssel.

Er bedankte sich bei allen, die das sechste Sanktionspaket voranbringen wollen. "Aber leider ist es noch nicht so weit", sagte er. Im Unterschied zu einer früheren Ansprache des ukrainischen Präsidenten auf einem EU-Gipfel wandte er sich nicht an einzelne Staats- und Regierungschefs sondern an alle 27.

"Es ist Zeit für Sie, nicht einzeln zu handeln, sondern gemeinsam", sagte Selenskyj. "Warum hängen Sie von Russland ab und vom russischen Druck, und warum ist das nicht umgekehrt", sagte der ukrainische Präsident in Anspielung auf die Abhängigkeit der europäischen Staaten von russischen Gas- und Öllieferungen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) ließ sich per Video zuschalten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) ließ sich per Video zuschalten.  © Olivier Matthys/AP/dpa

20.14 Uhr: Kampf der Ukraine gegen Russland ist laut Biden Kampf für die Demokratie

US-Präsident Joe Biden (79) hat den Kampf der Ukraine gegen Russland als Kampf für die Demokratie gewürdigt. "Im immerwährenden Kampf für Demokratie und Freiheit stehen die Ukraine und ihr Volk heute an vorderster Front, um ihr Land zu retten.

Aber ihr Kampf ist Teil eines größeren Kampfes, der alle Menschen vereint", sagte Biden am Montag bei einer Gedenkveranstaltung für getötete US-Soldaten auf dem Nationalfriedhof in Arlington nahe der Hauptstadt Washington. Es sei ein Kampf zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen Freiheit und Unterdrückung, ein Kampf für wesentliche demokratische Grundsätze, die für eine freie Gesellschaft unerlässlich seien.

Auch viele amerikanische Soldaten, an die sich das Land heute erinnere, seien am Kampf für die Demokratie beteiligt gewesen, sagte der Präsident weiter. Am letzten Montag im Mai wird in den USA traditionell der Kriegsveteranen und getöteten Soldaten gedacht.

Die Freiheit sei es wert, sich aufzuopfern, mahnte Biden. Die Demokratie sei nicht perfekt und sei es nie gewesen. "Aber sie ist es wert, für sie zu kämpfen. Wenn nötig, ist sie es wert, für sie zu sterben."

Biden spricht im Memorial Amphitheater nach der Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten auf dem Arlington National Cemetery am Memorial Day.
Biden spricht im Memorial Amphitheater nach der Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten auf dem Arlington National Cemetery am Memorial Day.  © Andrew Harnik/AP/dpa

19.44 Uhr: Laut Biden keine Raketensysteme für Ukraine mit Reichweite bis Russland

Die US-Regierung will keine Raketensysteme an die Ukraine liefern, die eine Reichweite bis nach Russland haben. Man werde keine Raketensysteme in die Ukraine schicken, die russisches Territorium treffen könnten, sagte US-Präsident Joe Biden (79) am Montag in Washington auf eine entsprechende Frage von Reportern.

Der Fernsehsender CNN hatte vor wenigen Tagen unter Berufung auf Beamte berichtet, die US-Regierung erwäge, fortschrittliche Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite in die Ukraine zu schicken. Die in den USA hergestellten Artilleriesysteme MLRS und HIMARS könnten Geschosse über bis zu 300 Kilometer abfeuern.

Die Ukraine habe um diese Art von Waffen gebeten, hieß es weiter. Allerdings sei die US-Regierung zögerlich, da befürchtet werde, dass die Ukraine die Raketensysteme für Angriffe auf russisches Gebiet nutzen könnte. Es stelle sich daher die Frage, ob dies eine russische Vergeltungsmaßnahme gegen die USA zur Folge haben könnte.

Der prominente republikanische Senator Lindsey Graham reagierte mit scharfer Kritik auf Bidens Äußerung. Die Entscheidung der Regierung, diese Waffen nicht zu schicken, sei ein "Verrat an der Ukraine und der Demokratie selbst", schrieb Graham auf Twitter. "Offenbar lässt sich die Biden-Regierung wieder einmal von russischer Rhetorik einschüchtern."

Der Schwerpunkt der US-Waffenlieferungen für die Ukraine lag bislang auf Panzerabwehrraketen vom Typ Javeline, schultergestützten Stinger-Flugabwehrraketen, Schusswaffen und Munition. Die USA haben aber bereits damit begonnen, der Ukraine Haubitzen vom Typ M777 zu liefern, deren Reichweite mit rund 25 Kilometern angegeben wird.

US-Präsident Joe Biden (79).
US-Präsident Joe Biden (79).  © Manuel Balce Ceneta/AP/dpa

19.15 Uhr: Scholz will sich von Putin nicht einschüchtern lassen

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat sich unbeeindruckt von den Warnungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor weiteren Waffenlieferungen des Westens in die Ukraine gezeigt.

Man dürfe sich keine Angst machen lassen, sagte der SPD-Politiker in einem Interview der ARD-Tagesthemen. "Und deswegen werden wir fortfahren mit dem, was wir angefangen haben." Dazu gehörten neben weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine auch die bessere Ausrüstung der Bundeswehr über das geplante 100-Milliarden-Programm. Deutschland werde "die Ukraine so lange unterstützen, wie das notwendig ist", betonte Scholz.

Putin hatte am Wochenende in einem Telefonat mit Scholz und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron vor der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gewarnt. Das berge das Risiko einer weiteren Destabilisierung der Lage und der Verschärfung der humanitären Krise, sagte Putin nach Angaben des Kremls.

Die Bundesregierung hat bisher die Lieferung von zwei Arten schwerer Waffen zugesagt: 50 Gepard-Luftabwehrpanzer und sieben Panzerhaubitzen 2000. Letzteres sind schwere Artilleriegeschütze. Die Ukraine fordert aber auch Kampf- und Schützenpanzer, Mehrfachraketenwerfer oder Antischiffsraketen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD).
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD).  © Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa

18.31 Uhr: Erdogan bietet Istanbul für Friedensverhandlungen an

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat erneut Istanbul als Verhandlungsort für mögliche Gespräche zwischen der Ukraine, Russland und den Vereinten Nationen angeboten.

Die Türkei könne dabei eine Beobachterrolle übernehmen, hieß es von türkischer Seite nach einem Telefonat Erdogans mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Putin verwies weiterhin auf die Bereitschaft Russlands, in Abstimmung mit der Türkei den Export von Getreide aus ukrainischen Häfen zu erleichtern, wie der Kreml am Montag mitteilte. Russland könne außerdem "erhebliche Mengen an Düngemitteln" sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse exportieren, würden die Sanktionen gegen das Land aufgehoben.

Die Ukraine bezeichnet dies als Erpressung. Der Westen will über ein Ende der Sanktionen erst sprechen, wenn Russland den Krieg beendet.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.  © Uncredited/Turkish Presidency/AP/dpa

17.45 Uhr: Französischer Kriegsreporter in der Ukraine getötet

Ein französischer Kriegsreporter ist im Osten der Ukraine getötet worden. Der TV-Journalist Frédéric Leclerc-Imhoff sei bei Sjewjerodonezk ums Leben gekommen, als er eine humanitäre Evakuierung begleitete, teilten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Außenministerin Catherine Colonna am Montag mit.

Beide sprachen der Familie und den Kollegen des Journalisten, der für den Sender BFMTV arbeitete, ihr Mitgefühl aus. Frankreich verlange eine zügige und transparente Untersuchung der Umstände dieses zutiefst schockierenden Dramas, erklärte die Außenministerin.

17.03 Uhr: "Frauen aus Stahl" - Ukrainerinnen fordern Freilassung Gefangener

Nach der Gefangennahme Hunderter ukrainischer Kämpfer des Asow-Regiments in der Hafenstadt Mariupol haben die Schwestern, Ehefrauen und Mütter Russland zur Freilassung der Männer aufgefordert.

Die Verteidiger von Mariupol hätten heldenhaft und auf Befehl die Stadt gegen russischen Angriffe verteidigt. "Sie sind Helden und dürfen nicht in Vergessenheit geraten und müssen nach Hause zurückkehren", sagte Natalija Sarizka am Montag in Kiew vor Journalisten.

Sie ist Initiatorin der neuen Organisation "Frauen aus Stahl" in Anlehnung an die Männer, die wochenlang in dem Asow-Stahlwerk in Mariupol die Stellung gehalten hatten, bis sich die letzten von ihnen am 20. Mai in Gefangenschaft begaben. Sarizka und weitere Frauen forderten die internationale Gemeinschaft auf, alles für die Freilassung der Männer zu tun.

Nach russischen Angaben kamen etwa 2500 Kämpfer in Gefangenschaft. Unklar ist, wo sie festgehalten werden. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Vereinten Nationen und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zugesichert, dass die Männer gemäß den internationalen Rechtsstandards behandelt würden. Sie sollten auch medizinisch versorgt werden.

Hoffnung haben die Frauen, dass die Männer als Teil eines Gefangenenaustausches in die Ukraine zurückkehren können. Die prorussischen Separatisten im Gebiet Donezk hatten zuvor angekündigt, die Gefangenen als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen. Menschenrechtler haben Zweifel, dass die Verfahren fair verlaufen. Zudem kann in dem Gebiet auch die Todesstrafe verhängt werden.

Die Ukrainerin Natalija Sarizka hat die Organisation "Frauen aus Stahl" gegründet.
Die Ukrainerin Natalija Sarizka hat die Organisation "Frauen aus Stahl" gegründet.  © Ulf Mauder/dpa

16.23 Uhr: Von der Leyen: Schnelle Einigung auf Öl-Embargo unrealistisch

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63, CDU) glaubt nicht an eine schnelle Lösung des Streits um ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland.

Es sei wichtig, dass ein Embargo niemanden in der EU unfair belaste, sagte sie am Montag vor Beginn eines EU-Gipfels in Brüssel. "Und genau diese Frage haben wir noch nicht gelöst."

Ihren Angaben zufolge gibt es verschiedene Lösungsideen, aber noch keine gemeinsame Position. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Kompromiss beim Gipfel gebe, sei nicht sehr hoch, sagte sie.

Zudem rief von der Leyen, die EU-Länder zu Geschlossenheit auf. "Wir haben einen Schlüssel zum Erfolg, und dieser ist Solidarität mit der Ukraine und die Einigkeit der Europäischen Union", sagte sie.

EU-Ratspräsident Charles Michel zeigte sich hingegen optimistisch, beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs eine Einigung im Streit über das geplante europäische Öl-Embargo gegen Russland zu finden. In der EU herrscht Uneinigkeit über diesen Schritt. Vor allem Ungarn blockiert derzeit ein entschiedeneres Vorgehen gegen Importe russischen Öls in die EU.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63, CDU).
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (63, CDU).  © Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

15.45 Uhr: Handelsvolumen zwischen China und Russland hat laut Studie zugenommen

China und Russland sind sich laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in den vergangenen Jahren als Handelspartner näher gekommen.

China ist demnach der wichtigste Handelspartner Russlands, wie das IW am Montag in Köln berichtete. Umgekehrt sei Russland einer der wichtigsten Energielieferanten Chinas.

Im Warenhandel habe sich das Handelsvolumen laut chinesischer Zollbehörde von rund 84 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 auf knapp 147 Milliarden Dollar (137 Mrd Euro) 2021 erhöht. Am Rande der Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in Peking hätten die beiden Länder angekündigt, den bilateralen Handel bis zum Jahr 2024 auf 250 Milliarden Dollar erhöhen zu wollen.

Die Partnerschaft sei jedoch ungleich, erklärte Studienautorin Sonja Beer. So hätten die Geschäfte mit China nach den jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2020 rund 18 Prozent des gesamten russischen Außenhandels ausgemacht. "Damit ist China der mit Abstand wichtigste Handelspartner für Russland." Umgekehrt gehöre Russland nicht einmal zu den zehn wichtigsten Handelspartnern Chinas. 2021 seien nur 2,4 Prozent des chinesischen Handelsvolumens über Geschäfte mit Russland zustande gekommen.

Allerdings hat Russland laut der Studie bei den chinesischen Kohleimporten 2021 seinen wertmäßigen Anteil auf über 26 Prozent steigern können und wurde damit der zweitwichtigste Kohlelieferant. 2020 war Russland auch beim Öl der zweitwichtigste Lieferant mit einem Mengenanteil von gut 15 Prozent der gesamten Rohölimporte nach China. "Russland ist zudem Pekings drittgrößter Gaslieferant", hieß es weiter.

Russlands Präsident Wladimir Putin (69) scheint jetzt mehr auf China zu setzen, denn je.
Russlands Präsident Wladimir Putin (69) scheint jetzt mehr auf China zu setzen, denn je.  © Uncredited/Pool Sputnik Kremlin via AP/dpa

15.22 Uhr: Prag stellt zweites Zeltlager für Ukraine-Flüchtlinge auf

In der tschechischen Hauptstadt Prag errichtet die Feuerwehr bereits ein zweites Zeltlager für Flüchtlinge aus der Ukraine.

Das Notquartier auf einem Gelände der staatlichen Post im Stadtteil Malesice soll Platz für 150 Menschen bieten, wie ein Sprecher am Montag bekanntgab. Neben den Zelten mit Feldbetten sind auch Hygiene- und Sozialeinrichtungen und eine Spielecke für Kinder vorgesehen.

Vor zwei Wochen war ein erstes Flüchtlingslager im Freien in der tschechischen Hauptstadt errichtet worden, das derzeit knapp 150 Menschen eine vorübergehende Bleibe bietet.

Titelfoto: Jp Black/ZUMA Press Wire/dpa

Mehr zum Thema Ukraine: