Ukraine-Krieg im Liveticker: Baerbock kündigt weitere Hilfen für Moldau an

Kiew - Seit Februar herrscht in der Ukraine Krieg.

Feuerwehrleute entfernen russische Plakate in Cherson.
Feuerwehrleute entfernen russische Plakate in Cherson.  © Bernat Armangue/AP/dpa

Die ukrainischen Behörden stoßen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer.

In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten über 700 Leichen entdeckt worden, sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin am Samstagabend im Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilisten gehandelt.

Zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland sagte Großbritannien der ukrainischen Regierung zusätzliche Militärhilfe zu, wofür sich Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) bei einem Überraschungsgast aus London bedankte.

Mitten im Krieg: Darum ist die Ukraine auf deutscher Reisemesse
Ukraine Mitten im Krieg: Darum ist die Ukraine auf deutscher Reisemesse

Alle aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und rund um den Krieg findet Ihr hier in unserem TAG24-Liveticker:

20. November, 22.09 Uhr: Baerbock kündigt vor Geberkonferenz weitere Hilfen für Moldau an

Außenministerin Annalena Baerbock hat weitere Hilfen für die unter den Folgen des Ukraine-Kriegs besonders leidende Republik Moldau angekündigt.

"Nun, wo der klirrende Winter vor der Tür steht, werden wir bei der dritten Konferenz der Moldau-Unterstützungsplattform noch einmal nachlegen", erklärte die Grünen-Politikerin am Sonntag vor ihrem Abflug zu einem eintägigen Besuch in Paris. Konkrete Summen nannte sie nicht. In Paris wollte Baerbock unter anderem an einer internationalen Unterstützerkonferenz für die frühere Sowjetrepublik Moldau teilnehmen.

Gemeinsam habe man gezeigt, "dass Europa nicht klein beigibt, wenn ein Mitglied unserer Familie mit einem Angriffskrieg gegen sein Land, gegen seine Freiheit und Demokratie überzogen wird", betonte Baerbock angesichts der internationalen Unterstützung für die Ukraine. Die Aggression von Russlands Präsident Wladimir Putin bedrohe auch alle anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion, "besonders auch jene, die sich auf den Weg in die Richtung begeben haben, die für Putin am gefährlichsten ist: in Richtung Demokratie".

Mit Blick auf Putin unterstrich die Ministerin: "Wer glaubt, Demokratien seien verwundbar, indem man Menschen frieren lässt, dem zeigen wir: Wir stehen geschlossen, solidarisch und entschlossen gegen jeden Versuch, ein Mitglied unserer europäischen Familie zu erpressen oder gefügig zu machen."

Annalena Baerbock (41) will der Republik Moldau weitere finanzielle Hilfen zukommen lassen.
Annalena Baerbock (41) will der Republik Moldau weitere finanzielle Hilfen zukommen lassen.  © Christophe Gateau/dpa

20. November, 21.31 Uhr: Laut Selenskyj weiter schwere Kämpfe in der Ost-Ukraine

Die schweren Kämpfe im Donbass im Osten der Ukraine dauern nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter an.

Vor allem das Gebiet um Donezk sei schwer umkämpft, sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. "Obwohl es wegen der Verschlechterung des Wetters weniger Angriffe gibt, bleibt die Zahl der russischen Artillerieüberfälle leider hoch." Auch aus dem Gebiet Luhansk gebe es Berichte von Gefechten. Allein am Sonntag seien dort von russischer Seite fast 400 Granaten abgefeuert worden, sagte Selenskyj.

Auch der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hatte zuvor von fortgesetzten Zusammenstößen an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes berichtet. Bei Luhansk seien mehrere russische Vorstöße abgewehrt worden, hieß es.

20. November, 20.33 Uhr: Bereits 4700 russische Raketen auf die Ukraine abgefeuert?

Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj (44) zufolge bereits rund 4700 Raketen auf Ziele im Nachbarland abgefeuert.

"Hunderte unserer Städte sind praktisch niedergebrannt, tausende Menschen wurden getötet, Hunderttausende wurden nach Russland deportiert", sagte Selenskyj am Sonntag in einer Videobotschaft an die internationale Organisation der Frankophonie, deren Vertreter sich im tunesischen Djerba trafen. "Und Millionen Menschen haben die Ukraine verlassen, um in anderen Ländern Schutz vor dem Krieg zu suchen", sagte er weiter.

Wolodymyr Selenskyj (44), der ukrainische Präsident, berichtet von 4700 Raketen, die Russland bereits auf die Ukraine abgefeuert habe.
Wolodymyr Selenskyj (44), der ukrainische Präsident, berichtet von 4700 Raketen, die Russland bereits auf die Ukraine abgefeuert habe.  © Ukraine Presidency/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

20. November, 19.04 Uhr: Russen bauen laut Kiew Stellungen aus und klauen Fahrräder

Nach ihrem Rückzug auf das Ostufer des Flusses Dnipro bei Cherson in der Südukraine bauen russische Soldaten dort nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus.

Gleichzeitig seien sie etwa im Bezirk Kachowka vermehrt dazu übergegangen, Fortbewegungsmittel der Zivilbevölkerung zu stehlen, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Sonntag mit. "Sie stehlen der Bevölkerung ihre Privatautos, Motorräder und sogar Fahrräder", hieß es in der Mitteilung.

Derartige Raubzüge in besetzten Gebieten seien meist Vorboten weiterer Rückzüge der Truppen. Schon beim Abzug russischer Einheiten aus Isjum in der Region Charkiw im Osten der Ukraine hätten sich die Besatzer an den Fahrrädern der Bevölkerung "bedient", da ihnen der Treibstoff für ihre Fahrzeuge ausgegangen sei, hieß es weiter.

In der Gegend des Flusses Dnipro wurde ein Wohngebäude durch einen Raketenangriff zerstört. Russische Truppen sollen sich hierhin zurückgezogen haben und ihre Stellungen dort weiter ausbauen.
In der Gegend des Flusses Dnipro wurde ein Wohngebäude durch einen Raketenangriff zerstört. Russische Truppen sollen sich hierhin zurückgezogen haben und ihre Stellungen dort weiter ausbauen.  © -/Ukrinform/dpa

20. November, 13.55 Uhr: Ermittler ziehen vorerst vom Raketeneinschlagsort in Polen ab

Nach dem tödlichen Einschlag einer Rakete im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine haben Einsatzkräfte und Ermittler den Ort der Explosion vorerst verlassen.

Am Ortseingang des Dorfes Przewodow seien keine Polizisten mehr zu sehen, die zuvor das Gelände um die Einschlagsstelle gesichert hätten, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur PAP am Sonntag. Von offizieller Seite gab es keine Angaben dazu.

Auch auf dem Gelände des Getreidespeichers, das von der Rakete getroffen wurde, seien am Sonntag keine Einsatzkräfte, Ermittler und Experten mehr tätig gewesen. Dort klafft den Angaben zufolge ein fünf Meter tiefer Einschlagskrater.

Alle Ermittler sind vom Einschlagsort der Rakete abgezogen.
Alle Ermittler sind vom Einschlagsort der Rakete abgezogen.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

20. November, 13.50 Uhr: Explosionen am Atomkraftwerk Saporischschja - Sicherheit intakt

Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben.

IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der größten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde am Sonntag mit. Die Vorfälle am Samstag und Sonntag hätten eine Periode relativer Ruhe in der von Russland besetzten Anlage abrupt beendet, sagte Generaldirektor Rafael Grossi (61) laut Mitteilung.

IAEA-Experten sahen die Explosionen demnach teils von ihren Fenstern aus. Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die Schäden beeinträchtigten aber bislang nicht die nukleare Sicherheit. Es habe keine Verletzten gegeben.

20. November, 11.10 Uhr: Mehr als 8300 Zivilisten im Krieg getötet

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar sind nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft mehr als 8300 Zivilisten getötet worden.

Unter ihnen seien 437 Kinder, teilte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin nach Angaben des Internetportals "Unian" vom Sonntag mit. Mehr als 11.000 Menschen seien in dem fast neun Monate andauernden Krieg verletzt worden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte Kostin zufolge aber höher liegen, da ukrainische Behörden zu einigen von Russland besetzten Gebieten noch keinen Zugang hätten.

Die ukrainischen Behörden registrierten den Angaben zufolge mehr als 45.000 Kriegsverbrechen. 216 Personen seien als mutmaßliche Kriegsverbrecher gemeldet worden, darunter 17 russische Kriegsgefangene. Von 60 Personen angeklagten Personen seien bisher zwölf verurteilt worden.

Russische Raketen sorgen immer wieder für extreme Schäden, auch Tausende Todesopfer gibt es inzwischen zu beklagen.
Russische Raketen sorgen immer wieder für extreme Schäden, auch Tausende Todesopfer gibt es inzwischen zu beklagen.  © dpa/AP/Roman Hrytsyna

20. November, 10.30 Uhr: Führungsschwäche und Vertuschungskultur in Russlands Truppen

Trotz eines relativ geordneten Rückzugs der russischen Truppen aus dem ukrainischen Gebiet Cherson sind Moskaus Streitkräfte nach Einschätzung britischer Militärexperten von Führungsschwäche und einer Kultur der Vertuschung geprägt.

Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor. Demnach mangelt es auf mittlerer und unterer Befehlsebene an militärischer Führung.

Während des Rückzugs aus dem Gebiet und der Stadt Cherson nordwestlich des Flusses Dnipro hätten die Russen zwar eher wenige Fahrzeuge verloren und einen Großteil der zurückgelassenen Ausrüstung erfolgreich zerstört, damit sie nicht in die Hände der Ukrainer falle. Dies sei wahrscheinlich zum Teil auf ein effektives Kommando unter dem Befehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, General Sergej Surowikin (56), zurückzuführen. Die Führung in Moskau hatte Surowikin Anfang Oktober nach zahlreichen Niederlagen eingesetzt.

20. November, 10 Uhr: Russen verlegen Einheiten in die Ostukraine

Die russischen Streitkräfte verlegen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs aus dem Gebiet Cherson abgezogene Einheiten in die Gebiete Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine.

In Luhansk richteten die russischen Besatzer zusätzliche Kontrollpunkte ein, um Deserteure zu identifizieren und festzunehmen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag mit.

Die russische Armee greife zwar massiv mit Raketen an, es sei aber wahrscheinlich noch zu früh, von einer neuen Großoffensive zu sprechen, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dem Internetportal "Ukrajinska Prawda" zufolge im ukrainischen Fernsehen. Es komme aber im Donbass in der Ostukraine zu schweren Kampfhandlungen.

Zwei Mitglieder der ukrainischen Verteidigungskräfte stehen neben einem Schild mit der Aufschrift "Region Cherson". Der Ort wurde vor Kurzem von den Russen zurückerobert.
Zwei Mitglieder der ukrainischen Verteidigungskräfte stehen neben einem Schild mit der Aufschrift "Region Cherson". Der Ort wurde vor Kurzem von den Russen zurückerobert.  © Bernat Armangue/AP/dpa

20. November, 9 Uhr: Estland schickt Busse und Stromgeneratoren in die Ukraine

Estland unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine bei der Wiederherstellung seiner kriegszerstörten Transportinfrastuktur.

Nach Angaben des Außenamts in Tallinn wird das baltische EU- und Nato-Land 27 Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs an Kiew übergeben. Die Fahrzeuge sollen im November und Dezember geliefert werden, teilte das Ministerium des baltischen EU- und Nato-Landes am Samstagabend mit. Estland hatte bereits zuvor im Sommer 17 gebrauchte Busse in die Ukraine geschickt.

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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