Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht: Was Wissenschaftler jetzt verlangen!

Bonn - Ein verengter Blick auf die Natur und ökonomisches Gewinnstreben stehen einem nachhaltigen Artenschutz nach Ansicht von Wissenschaftlern oft im Weg.

Eine deutsche Wildkatze schaut in die Ferne. Das Artensterben wird viele seltene Tiere verschwinden lassen.
Eine deutsche Wildkatze schaut in die Ferne. Das Artensterben wird viele seltene Tiere verschwinden lassen.  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Die Art, wie Natur in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen bewertet werde, sei ein Schlüsselfaktor der globalen Biodiversitätskrise - zugleich aber auch eine Chance, sie anzupacken, erklärte der Weltbiodiversitätsrat IPBES am Montag in Bonn zu einem Expertenbericht.

Ein vorherrschender Blick auf kurzzeitige Gewinne und wirtschaftliches Wachstum schließe die Berücksichtigung der vielfältigen Werte der Natur häufig aus.

Umweltverbände äußerten sich zustimmend. Der Naturschutzbund (NABU) erklärte, das Bruttoinlandsprodukt steige oft, wenn Natur vernichtet werde, etwa um eine Straße oder einen Damm zu bauen.

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"Kurzfristig profitieren wir von günstigen Preisen für ein T-Shirt oder einen Liter Milch. Doch langfristig gefährden wir damit unseren Wohlstand", sagte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Dieser hänge auch von intakten Ökosystemen ab.

Die Umweltstiftung WWF betonte: "Für die einen ist die Natur nur Lieferantin von Nahrung und Wasser, für die andern ist sie die schützenswerte Mutter Erde".

Politische Entscheidungen sollten in Zukunft die Vielfalt zwischen ethischen, ökonomischen und kulturellen Leistungen der Natur besser widerspiegeln. "Wir müssen dringend weg vom kurzfristigen und gewinnorientierten Denken, das Wachstum über alles andere stellt", erklärte der WWF.

900 Wissenschaftler und Experten drängen auf Naturschutz

Wilde naturbelassene Flüsse bieten seltenen Pflanzen- und Tierarten Schutz.
Wilde naturbelassene Flüsse bieten seltenen Pflanzen- und Tierarten Schutz.  © Eldar Emric/AP/dpa

Den Bericht ("Values Assessment") hatte ein Treffen mit mehr als 900 Vertretern der 139 IPBES-Mitgliedsstaaten in Bonn gebilligt.

82 Experten aus 47 Ländern arbeiteten an dem Papier mit, das sich auf mehr als 13.000 wissenschaftliche Referenzen stützt.

Laut einem schon 2019 veröffentlichten Papier dieses Gremiums sind bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Das Wirtschaftswachstum war als ein wichtiger Faktor genannt worden.

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Laut dem neuen Report haben wirtschaftliche und politische Entscheidungen bestimmte Werte der Natur bevorzugt, die zum Beispiel der marktwirtschaftlich orientierten Nahrungsmittelproduktion nützlich sind.

Damit werde aber nicht angemessen berücksichtigt, wie Eingriffe in die Natur sich auf die Lebensqualität von Menschen insgesamt auswirken. Außerdem werde übersehen, dass etwa Klimaregulierung und kulturelle Identität ebenfalls mit Natur zu tun haben.

In Bonn beschlossen wurde ein neuer IPBES-Bericht zum Thema "Wirtschaft und Biodiversität", der 2025 fertiggestellt sein soll. Im kommenden Jahr soll eine Studie über "Invasive gebietsfremde Arten" vorgelegt werden.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

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