"Wir sterben", "wir ersticken": Überlebende berichten von Party-Abend mit 21 Toten

East London (Südafrika) - Nach dem Tod von 21 Jugendlichen in einer Bar in Südafrika versucht die Polizei weiter, die mysteriösen Umstände aufzuklären.

Einsatzkräfte tragen eine Leiche aus dem betroffenen Nachtclub in der südafrikanischen Stadt East London. Augenzeugen vermuteten eine Vergiftung der Besucher der Kneipe.
Einsatzkräfte tragen eine Leiche aus dem betroffenen Nachtclub in der südafrikanischen Stadt East London. Augenzeugen vermuteten eine Vergiftung der Besucher der Kneipe.  © Uncredited/AP/dpa

Am Montag waren nach Polizeiangaben wieder Spezialisten aus Pretoria am Ort des Geschehens in der Stadt East London im Einsatz. Überlebende berichteten unterdessen von einem beißenden Geruch und dichtem Gedränge in der völlig überfüllten Bar.

In der informell betriebenen Enyobeni Tavern in einem Township von East London waren am Sonntag 17 Leichen gefunden worden. Vier weitere Jugendliche starben später im Krankenhaus. Acht der 21 Todesopfer waren Mädchen, das jüngste Opfer war erst 13 Jahre alt.

31 weitere Jugendliche wurden mit Symptomen wie Rückenschmerzen, Engegefühl in der Brust, Erbrechen und Kopfschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert, wie ein Behördenvertreter sagte. Die meisten wurden am Sonntag schon wieder entlassen, nur zwei lagen am Montag noch im Krankenhaus.

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In der Bar hatten viele Schüler das Ende des Schuljahres gefeiert. Die Todesopfer wiesen keine sichtbaren Verletzungen auf. Eine Massenpanik wurde daher ausgeschlossen.

Behördenvertreter und Politiker mutmaßten zunächst über Alkoholmissbrauch als Todesursache. In Online-Netzwerken wurde auch über eine Gasvergiftung oder eine andere Form der Vergiftung spekuliert.

Auch die Ermittler gehen diesem Verdacht inzwischen nach, wie Unathi Binqose von den Sicherheitsbehörden der Provinz Eastern Cape am Montag der Nachrichtenagentur AFP sagte: "Es besteht der Verdacht, dass es etwas ist, das sie durch Getränke, Essen oder über die Atmung aufgenommen haben", sagte er.

Eine Überlebende berichtet von starkem Gestank

Die Untersuchungen der Ermittler dauern an.
Die Untersuchungen der Ermittler dauern an.  © Uncredited/AP/dpa

Eine Überlebende berichtete, in der überfüllten Bar habe es stark gestunken. Die 19-jährige Sinovuyo Monyane sagte AFP am Telefon, sie fühle sich immer noch "wirr" im Kopf.

Monyane schilderte auch, wie sie versuchte, durch eine verstopfte Tür zu entkommen. "Wir versuchten, durch die Menge zu laufen und riefen 'Bitte lasst uns durch'. Andere riefen 'Wir sterben, Jungs' und 'Wir ersticken' und 'Hier sind Leute, die nicht atmen können'."

"In dem Moment wurde ich ohnmächtig", berichtete die junge Frau. "Mir ging die Luft aus, und es roch stark nach einer Art Spray. Wir dachten, es wäre Pfefferspray." Als sie wieder zu sich gekommen sei, habe sie gesehen, dass in der Bar "Leichen herumlagen", sagte Monyane. "Ich hätte sterben können."

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Der DJ Luhlemela Ulana, der in der Bar aufgelegt und seinen Geburtstag gefeiert hatte, berichtete von einem Ansturm von Feiernden in der bereits sehr vollen Bar. "Wir haben versucht, die Tür zu schließen, aber die Leute haben weiter gedrängelt. Die Türsteher konnten die Menschenmenge nicht bewältigen, die von draußen gegen die Eingangstür drückte. Es waren so viele Leute", berichtete er.

Die Autopsien sind inzwischen abgeschlossen und die Leichen wurden zur Bestattung freigegeben. Eine forensische Untersuchung soll nun Gewissheit über die Todesursache bringen, wie Binqose erklärte. Am Montagmorgen seien Proben per Flugzeug ins 800 Kilometer entfernte Kapstadt geschickt worden.

In den Townships südafrikanischer Großstädte werden zahlreiche informelle Kneipen - sogenannte "Shebeens" oder Tavernen - betrieben, die offiziell erlaubt oder zumindest geduldet sind. Über 18-Jährigen ist der Alkoholkonsum dort gestattet. Zum Teil befinden sich die Tavernen jedoch in Privathäusern, wo Sicherheitsvorschriften und das Mindestalter für den Alkoholkonsum nicht immer durchgesetzt werden.

Auch Staatschef Cyril Ramaphosa (69) hatte sich besorgt über die Todesumstände der Jugendlichen geäußert. Solche Tavernen "sollten eigentlich für Menschen unter 18 Jahren tabu sein", sagte er.

Titelfoto: Uncredited/AP/dpa

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