Katastrophenfall wegen Waldbrand im Harz! Tagelange Löscharbeiten erwartet

Wernigerode - Lichterloh brennende Bäume, ein gesperrter Gipfel im Nationalpark und Hilfe aus dem Ausland: Seit Samstag und gut drei Wochen nach einem Waldbrand am Brocken im Harz frisst sich erneut ein Großfeuer den Hang des 1141 Meter hohen Berges entlang.

Am frühen Sonntagmorgen lodern am Brocken die Flammen. Unterhalb des Gipfels des Berges war am Vortag ein Waldbrand ausgebrochen.
Am frühen Sonntagmorgen lodern am Brocken die Flammen. Unterhalb des Gipfels des Berges war am Vortag ein Waldbrand ausgebrochen.  © Matthias Bein/dpa

Am Sonntagnachmittag war die brennende Waldfläche, auf der vor allem abgestorbene Fichten stehen, auf eine Größe von mehr als 150 Hektar (1,5 Quadratkilometer) angewachsen, teilte der Landkreis Harz mit.

Die Lage verschärfe sich kontinuierlich. Landrat Thomas Balcerowski (50, CDU) rief am Sonntag um 10.30 Uhr den Katastrophenfall aus - der Landkreis Harz geht davon aus, dass die Löscharbeiten mehrere Tage dauern werden. Die Ursache des Großfeuers blieb erstmal unklar.

Der Oberharz und damit der Nationalpark ist geprägt von toten Fichten. Die von den Menschen angelegte Monokultur ist ein grundlegendes Problem des rund 250 Quadratkilometer (25.000 Hektar) großen Nationalparks Harz. Rund 80 Prozent des Baumbestandes ist Fichte. Davon wiederum sind fast 90 Prozent abgestorben.

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"Mit dem Katastrophenfall haben wir die Last von den Schultern der Stadt Wernigerode genommen und sind nun in der Koordinierung der vielen unterschiedlichen Kräfte besser aufgestellt", sagte am Sonntag Landkreissprecher Michael Randhahn-Schülke.

Denn: Das Löschen gestaltet sich wegen des unwegsamen Geländes schwierig - gut 24 Stunden nach Entdeckung des Feuers am Goetheweg - einer der meistfrequentierten Wanderwege im Oberharz - war das Feuer noch nicht unter Kontrolle. Für Dienstag sei Regen angekündigt, hieß es.

Fahrgäste der Harzer Schmalspurbahn wurden am Samstag evakuiert.
Fahrgäste der Harzer Schmalspurbahn wurden am Samstag evakuiert.  © Matthias Bein/dpa

Löscharbeiten werden wohl mehrere Tage dauern

Am Brocken sind riesige Rauchsäulen zu sehen.
Am Brocken sind riesige Rauchsäulen zu sehen.  © Matthias Bein/dpa

Mehr als 300 Einsatzkräfte aus mehreren Landkreisen und anderen Bundesländern sind zusammengezogen worden, darunter Kräfte von Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und des Nationalparks Harz.

Vier Hubschrauber der Landes- und Bundespolizei sowie eines privaten Flugdienstes verteilten im Akkord Wasser über die brennenden Bäume.

"Bei Tagesanbruch am Montag wollen wir die Zahl der Hubschrauber im Löscheinsatz verdoppelt haben", sagte Randhahn-Schülke. Auch zwei Löschflugzeuge aus Italien sollen am Montag mit ihrem Einsatz beginnen.

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Am Brocken sei bereits im Umkreis von 40 Kilometern eine Flugverbotszone für den zivilen Luftverkehr eingerichtet worden. Gut 50 Polizeikräfte sicherten das Gebiet rund um den Brocken ab, der für Besucherinnen und Besucher gesperrt ist.

Bis in den Samstagabend hinein war das Brockenplateau, auf dem sich unter anderem ein Hotel und ein Bahnhof befinden, evakuiert worden. Es waren Busse eingesetzt worden, um Wanderer und Ausflügler in Sicherheit zu bringen.

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben den Betrieb der Brockenbahn am Samstag eingestellt - Kesselwagen bringen stattdessen Wasser an den Brandort. Auf ihrer Website teilten die HSB mit, es gebe zunächst bis Dienstag nur einen eingeschränkten Zugverkehr zwischen Wernigerode und Drei Annen Hohne.

Löschhubschrauber versuchen seit Samstag, die Flammen zu bekämpfen.
Löschhubschrauber versuchen seit Samstag, die Flammen zu bekämpfen.  © Matthias Bein/dpa

Weil die Einsatzkräfte in diesem Jahr schon mehrfach zu Bränden im Harz ausrücken mussten, sind nach dem Großfeuer vor drei Wochen Konsequenzen gezogen worden. Es ist vereinbart worden, künftig Schneisen im Nationalpark Harz zu schlagen. Priorität soll der Schutz der Menschen und der Region um den Tourismusort Schierke haben.

Erstmeldung vom 4. September, 10.54 Uhr, durchgehend aktualisiert um 16.03 Uhr

Titelfoto: Matthias Bein/dpa

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