Revolution in der Krebsforschung? Körperform und Krebsart sind kein Zufall!

Deutschland - Krebserkrankungen und ihre Entstehung galten lange Zeit als großes Mysterium in der Medizin. Forschern ist es nun gelungen, einen konkreten Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Körperform herzustellen. Bei welcher Figur welche Krebsarten drohen, erfährst Du im nachfolgenden Artikel.
Krebs kennt viele Gesichter. Zur genaueren Eingrenzung hat eine wissenschaftliche Studie nun vier Phänotypen bestimmt und erhofft sich dadurch mehr Klarheit in der Krebsforschung. (Symbolbild)
Krebs kennt viele Gesichter. Zur genaueren Eingrenzung hat eine wissenschaftliche Studie nun vier Phänotypen bestimmt und erhofft sich dadurch mehr Klarheit in der Krebsforschung. (Symbolbild)  © Gero Breloer/dpa

Wie das Magazin British Journal of Cancer berichtete, ist Wissenschaftlern womöglich ein signifikanter Durchbruch in der Krebsforschung gelungen.

Laut einer europaweiten Studie ist nun klar, dass sich das Krebsrisiko mithilfe der Körpermaße genauer prognostizieren lässt.

Hierfür wurden die Parameter Gewicht, Körpergröße, BMI, Hüftumfang, Taillenumfang sowie das Verhältnis von Taille zu Hüfte näher unter die Lupe genommen.

Pipi fürs Gemüse? 100 Tester für Experiment mit Urin-Dünger gesucht
Wissenschaft und Forschung Pipi fürs Gemüse? 100 Tester für Experiment mit Urin-Dünger gesucht

Die Forscher erstellten in Anlehnung an diese Faktoren vier Körperform-Erscheinungsbilder.

Verblüffend: Diese vier Körperformen stehen in direktem Zusammenhang mit 17 verschiedenen Krebsarten und Krebs im Allgemeinen!

Hierfür wurden über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren die Daten von 340.152 männlichen und weiblichen Probanden ausgewertet. Die Teilnehmer der Studie waren zwischen 35 und 65 Jahren alt und stammten aus neun europäischen Ländern.

Phänotyp als persönliches Schicksal?

Nur einer von mehreren "gewichtigen" Faktoren: Fettleibigkeit erhöht das Krebsrisiko. Doch weitaus mehr Aspekte spielen im Phänotypen-Modell bei der Entstehung von Krebs eine Rolle. (Symbolbild)
Nur einer von mehreren "gewichtigen" Faktoren: Fettleibigkeit erhöht das Krebsrisiko. Doch weitaus mehr Aspekte spielen im Phänotypen-Modell bei der Entstehung von Krebs eine Rolle. (Symbolbild)  © Lino Mirgeler/dpa

Vier klassische europäische Körperformen und die Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen werden dabei wie folgt kategorisiert:

  • Erscheinungsbild 1 bezeichnet eine normale Statur mit Adipositas (Fettsucht). Hierbei besteht aufgrund des großen Fettanteils ein erhöhtes Gesamtkrebsrisiko.

    Dabei sind die Organe Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Brust, Gebärmutter und Enddarm besonders betroffen.

  • Erscheinungsbild 2 beschreibt eine große, schlanke Person mit gerader Wuchsform, die ein allgemeines Krebsrisiko trägt. Die groß gewachsene Körperform wird zudem mit einem erhöhten Risiko für Schilddrüsen- und Brustkrebs in Verbindung gebracht.

    Außerdem werden Gehirntumore sowie Erkrankungen des Zentralnervensystems mit diesem Phänotyp assoziiert.

Body-Mass-Index allein nicht ausschlaggebend

Wissenschaftler sind sich sicher: Phänotyp 3 ihres berechneten Modells begünstigt die Entstehung von Prostatakrebs. (Symbolbild)
Wissenschaftler sind sich sicher: Phänotyp 3 ihres berechneten Modells begünstigt die Entstehung von Prostatakrebs. (Symbolbild)  © Uwe Anspach/dpa
  • Groß gewachsene Personen mit etwas mehr Fett am Bauch bilden das Erscheinungsbild 3.

    Diese Statur weist ein erhöhtes Gesamtkrebsrisiko für Krebs auf.

    Die Forscher konnten zudem ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Tumore im Dickdarm und der Prostata ausfindig machen.
  • Beim Erscheinungsbild 4 handelt es sich um eine mittelgroße Person, die eine kräftige, aber athletische Körperform hat.

    Diese Personen wird kein allgemeines Krebsrisiko zugeschrieben, allerdings besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Schilddrüsenkrebs-Erkrankung.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Erkenntnisse ein voller Erfolg, wie Dr. Anja Sedlmeier, vom Lehrstuhl für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg, weiß:

"Die Herleitung und Definition von unterschiedlichen Körperformen ist ein neuer und vielversprechender Ansatz".

Insbesondere die prägnante Klassifizierung scheint laut Sedlmeier ein wichtiges Kriterium für die Krebsforschung, wodurch sich die Wissenschaft neue Einblicke hinsichtlich der Krebsentstehung- und Prävention erhofft:

"In Bezug auf die Körperzusammensetzung und die Körperfettverteilung sind sie offensichtlich aussagekräftiger als die klassischen anthropometrischen Maße wie der Body-Mass-Index oder die Körpergröße allein und erlauben daher ein besseres Verständnis und eine genauere Beurteilung des Risikos für Krebserkrankungen."

Titelfoto: Gero Breloer/dpa

Mehr zum Thema Wissenschaft und Forschung: