"Ich schraub' dir den Schädel runter": Security-Mann von Suhler Flüchtlingsheim abgezogen

Suhl - Höchst aggressiv hat sich ein Wachmann gegenüber Bewohnern der Suhler Flüchtlingsunterkunft verhalten. Auch mit Beleidigungen sparte er nicht. Das geht aus einem Video hervor. Nun ist der Mann vorerst frei gestellt.

Ein Wachmann ist nach seinem Verhalten gegenüber Flüchtlingen nicht mehr an der Suhler Unterkunft tätig.
Ein Wachmann ist nach seinem Verhalten gegenüber Flüchtlingen nicht mehr an der Suhler Unterkunft tätig.  © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

"Ich schraub' dir den Schädel runter", ruft der Wachmann am Einlass der Suhler Flüchtlingsunterkunft.

In den verwackelten Aufnahmen erkennt man eine andere Person, die den aufgebrachten Security-Mann anschließend zurückhalten muss, nicht auf einen Bewohner loszugehen, nachdem dieser ihn zuvor als "Fucking racist" bezeichnet hatte.

Was war passiert? Zu Beginn des zusammengeschnittenen Videos, das vermutlich von Bewohnern der Unterkunft gemacht wurde und welches vom Flüchtlingsrat Thüringen auf Facebook hochgeladen wurde, will der Wachmann erst einen Neuankömmling reinlassen.

"Willkommen in Deutschland, Arschloch!"

Der Wachmann wollte einem Flüchtling der Suhler Unterkunft am liebsten an die Gurgel. (Symbolbild)
Der Wachmann wollte einem Flüchtling der Suhler Unterkunft am liebsten an die Gurgel. (Symbolbild)  © 123rf/andreypopov

Erst danach sind die restlichen Personen, die sich wohl offensichtlich schon länger in der Unterkunft auf dem Friedberg befinden, dran. Als eine Person das Tor festhält, ruft der Wachmann plötzlich völlig aufgebracht: "Alter! Halt die Tür nicht fest, sonst brech' ich dir die Pfote!"

Die Bewohner, die weiterhin in der Dunkelheit vor dem Tor ausharren müssen, verhalten sich weiter ruhig, unterhalten sich jedoch auf Englisch. Man könne sie doch schon reinlassen und sich dann um die Erstaufnahme kümmern, meint einer.

Als sich Personen der Gruppe an einem Auto angelehnt haben sollen (O-Ton Wachmann: "Ihr sollt Euch nicht an die Autos lehnen."), was die Aufnahmen weder bestätigen, noch widerlegen können, steigert sich der Wachmann immer weiter rein. Lautstark und sehr aggressiv ist das Verhalten des Security-Mannes.

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Dann kann sich auf der Gegenseite ein Bewohner nicht mehr zurückhalten und bezeichnet ihn als einen "scheiß Rassisten". Daraufhin dreht der Wachmann komplett durch, "Willkommen in Deutschland, Arschloch!", und "reine Pissbirne", brüllt er. Der Bewohner der Flüchtlingsunterkunft ruft erneut "scheiß Rassist". "Komm her", ruft daraufhin der Wachmann.

Der Flüchtling ist nun auch sehr aufgebracht, rüttelt am Tor und ruft "Open the door. I come!" Daraufhin will der Security-Mann zum Tor, wird jedoch von einer anderen Person - ob von einem Bewohner oder einem Mitarbeiter lässt sich nicht genau sagen - zurückgehalten.

"Ich schraub' dir den Schädel runter", ruft der Security-Mann noch. Auch der Bewohner ruft noch was. Kurz darauf ist das Video zu Ende.

Flüchtlingsrat fordert Suspendierung!

Ein Flüchtling der Suhler Unterkunft bezeichnete den frei gestellten Wachmann als "scheiß Rassist". (Symbolbild)
Ein Flüchtling der Suhler Unterkunft bezeichnete den frei gestellten Wachmann als "scheiß Rassist". (Symbolbild)  © Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa

Auf seiner Facebook-Seite schreibt der Flüchtlingsrat Thüringen, dass die Videoaufnahmen am Abend des 22. Oktober (Freitag) gemacht wurden. "Die Betroffenen warteten in der Kälte auf ihren Einlass an der Zugangsschleuse, um auf ihre Taschenkontrolle zu warten und Einkäufe auf ihre Zimmer zu tragen", heißt es.

Zudem stehe der Vorfall "beispielhaft für den regelmäßig von Bewohner:innen und Untersützer:innen kritisierten Umgang einzelner Mitarbeiter:innen des Sicherheitsdienstes der Einrichtung."

Weiter heißt es: "Der Flüchtlingsrat fordert die umfangreiche Aufklärung sowie eine Suspendierung der verantwortlichen Mitarbeiter:innen. Ein solcher Umgang mit Bewohner:innen und Schutzsuchenden ist mit dem eigentlichen Schutzauftrag des Sicherheitsdienstes vor Ort nicht vereinbar."

Wie dpa berichtet, werde der Wachmann bis zur Klärung der Vorwürfe nicht mehr im Suhler Flüchtlingsheim eingesetzt. Dabei bezog man sich auf Aussagen eines Sprechers des Thüringer Landesverwaltungsamtes.

Zudem habe der Sprecher gegenüber dpa berichtet, dass es sich bei dem Wachmann nicht um einen Mitarbeiter des Freistaats Thüringen handle. Er arbeite stattdessen für ein privates Unternehmen, das in der vom Land betriebenen Anlage tätig sei.

Die Auseinandersetzung zwischen dem Wachmann und Bewohnern der Unterkunft ist nicht der erste Vorfall am Suhler Flüchtlingsheim. In der Vergangenheit war es in der Einrichtung immer wieder zu mitunter auch gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Doch auch gegen das Sicherheitspersonal ist es in der jüngsten Vergangenheit zu Anschuldigungen gekommen.

In dieser Woche hat Lager-Watch Thüringen mutmaßliche Berichte von Bewohnern der Suhler Flüchtlingsunterkunft veröffentlicht. Darin ist die Rede von Schikane durch das Sicherheitspersonal und schlechter Lebensmittelversorgung.

Titelfoto: Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

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