"Army of the Dead" bei Netflix: Blowjob führt zu blutiger Zombie-Apokalypse!
Deutschland - Komplett irrer Reißer! Kult-Regisseur Zack Snyder (55, "300", "Dawn of the Dead", "Watchmen: Die Wächter") sorgt mit dem Netflix-Blockbuster "Army of the Dead", der ab dem heutigen 21. Mai beim Streamingdienst-Giganten abrufbar ist, für eine humorvolle Splatter-Orgie. Ein Widerspruch in sich? Keineswegs!

Schon der Beginn zeigt deutlich auf, in welche Richtung der groß angelegte Film geht. Dort heiratet ein Pärchen in Las Vegas und fährt gemeinsam mit seinem Auto eine typische US-Landstraße entlang. Sie gibt ihm dann spontan einen Blowjob, weshalb er vor Erregung die Straße nicht mehr im Blick hat.
Zur selben Zeit ist ein streng bewachter Militärkonvoi mit einer geheimnisvollen Ladung unterwegs. Es kommt zu einem heftigen Unfall mit dem Pärchen, bei dem einige sterben. Die überlebenden Soldaten funken um Hilfe, doch dafür ist es längst zu spät.
Denn der gesicherte Wagen ist umgekippt, weshalb ein offenbar experimentell gezüchtetes Etwas auf freien Fuß gelangt und alle Soldaten tötet bzw. infiziert. Dann blickt der Alpha-Zombie mit dem Namen Zeus (Rich Cetrone, 49) direkt auf Las Vegas.
Wenig später ist die Stadt der Sünde dem Untergang geweiht. Die Zombies breiten sich rasend schnell aus, nur wenigen Menschen gelingt nach erbitterten Schlachten und Bombenabwürfen des US-Militärs die Flucht. Muskelpaket Scott Ward (Dave Bautista, 52), Vanderohe (Omari Hardwick, 47) und Maria Cruz (Ana de la Reguera, 44) zählen dazu. Dank ihnen und einigen Hubschraubern kann die gefallene Stadt mit Containern eingeschlossen werden, sodass die Ausbreitung gestoppt wird.
Anschließend geht das Leben außerhalb von Las Vegas fast normal weiter. Doch als Bly Tanaka (Hiroyuki Sanada, 60) mit einem Spezialauftrag auf Ward zukommt, dreht sich wieder alles um Nevadas Sündenpfuhl. In einem Casino-Safe liegen 200 Millionen US-Dollar herum. Die soll Scott mit einem Team herausholen. Dafür winken ihm und seiner Truppe 50 Millionen Dollar. Doch was wirklich hinter diesem Deal steckt, kommt erst viel später ans Licht...
Deutscher Trailer zum Netflix-Film "Army of the Dead" mit Dave Bautista und Matthias Schweighöfer
Matthias Schweighöfer ist in Zack Snyders "Army of the Dead" für witzige Szenen zuständig

Wer Snyder kennt, weiß, dass sich der Filmemacher in Sachen Gewalt nicht zurückhält, sondern diese ästhetisch inszeniert und voll draufhält. So auch hier. Schon im Vorspann spritzt das Blut, werden Menschen von Zombies überrannt, totgebissen und auch mal um ein Körperteil erleichtert.
Allerdings stellt Snyder diese Szenen so überspitzt dar und untermalt sie mit Songs wie "Viva Las Vegas" von Richard Cheese (55) sowie Allison Crowe (39) oder später "Zombie" von "The Cranberries", dass man diese Splatter-Orgie nicht ernst nehmen kann. Das ist auch nicht beabsichtigt.
Wer das trotzdem tut und etwas zarter besaitet ist, wird Probleme mit diesem Streaming-Blockbuster haben, der auch hinsichtlich seiner Story durchaus heftig und grausam ist.
Um eine zu düstere Stimmung zu verhindern, lockert Snyder den 148 Minuten langen Epos immer wieder mit unterschiedlichen Humorformen auf. In dieser Hinsicht ganz vorne mit dabei ist Matthias Schweighöfer (40, "Keinohrhasen", "Rubbeldiekatz", "Kursk"), der den Safeknacker Ludwig Dieter spielt. Er ist in seinem Bereich zwar genial, hat zuvor aber noch nie Zombies getötet und kreischt jedes Mal mit hoher Stimme, wenn einer auf ihn zuläuft.
Dann müssen seine Teamkollegen ihn retten. Davon abgesehen darf er auf Deutsch fluchen, Worte wie "Scheiße" sagen, herumblödeln, versuchen, von Vanderohe akzeptiert zu werden und besserwisserisch auf Dinge hinweisen. Schweighöfer macht seine Sache gut und lockert die durchaus bedrohliche Szenerie immer wieder gekonnt auf.

Spannung in "Army of the Dead" stimmt auch dank Zombie-Boss Zeus

Auch sonst überzeugt der namhafte Cast um Bautista ("Guardians of the Galaxy"), Ella Purnell ("Die Insel der besonderen Kinder", 24), Hardwick ("Kick-Ass") und viele bekannte Gesichter mehr, ohne allerdings zu überragen. Das ist aber auch nicht nötig.
Denn Snyders Werk ist trotz einiger kleiner Durchhänger sehr unterhaltsam und fügt dem Genre einige neue Nuancen hinzu. Die Figuren haben Substanz und bleiben dennoch mysteriös, was nicht verwundert. Schließlich wurde ein Sequel zu Schweighöfers Figur bereits vom gebürtigen Anklamer selbst abgedreht.
Auch eine Serie aus diesem Universum wurde schon angekündigt. Wenn der Film wie erwartet einschlägt und von einem großen Publikum gesehen wird, geht es definitiv mit neuen Abenteuern weiter. Darauf deutet auch das offene Ende hin.
Und obwohl "Army of the Dead" nicht alle Fragen beantwortet, funktioniert er als eigenständiger Blockbuster, der mehrere wichtige Themen behandelt. So geht es um Familie, Freundschaft, Zerwürfnisse, Zusammenleben und auch um das Ausnutzen von Menschen wie Flüchtlingen, die auf Hilfe angewiesen sind. Der Film hat also auch Kontext, ohne, dass er überladen wirkt.
Denn der Kern der Erzählung ist natürlich die spektakuläre Mission. Zudem gelingt Snyders etwas, woran viele andere gescheitert sind: Er hat mit Zeus einen sehr gefährlich wirkenden Bösewicht kreiert, der intelligent und mächtig ist, nicht zu oft gezeigt wird und dank dieser Kniffe und Darstellung die Spannung erhöht. Mit ihm haben die Menschen nämlich einen Gegner auf Augenhöhe. Das ist in diesem Genre dann doch eine Seltenheit.

"Army of the Dead" ist ein gelungener Auftakt in ein neues Film- und Serienuniversum

Zudem hat auch er ein wenig Hintergrund spendiert bekommen, was das Interesse erhöht. Ohnehin ist spannend, dass es zwei Arten von Zombies gibt.
Die sogenannten Alphas, die intelligent, schnell, kampfstark und organisiert sind und die "Schlurfer", die dumm, langsam und instinktgetrieben daherkommen, aufgrund ihrer Masse aber ebenfalls nicht unterschätzt werden dürfen.
Auch deshalb kommen Genre- und Blockbusterfans hier auf ihre Kosten. Zwar überzeugt nicht jede Wendung, muss man manchmal das ein oder andere Auge zudrücken und einfach der Handlung folgen, doch grundsätzlich hat Snyders Werk Qualität.
Gerade auch hinsichtlich der Spezialeffekte. Etwa einen aufwendig in Szene gesetzten Zombie-Tiger. Auch die Kämpfe mit ihm und den Untoten sind gut choreografiert. Darüber hinaus tragen die dynamische Kameraführung, das ausgefallene Kostümdesign, die genialen Masken (der Untoten), die abwechslungsreichen Locations und die stimmige sowie amüsante Musikuntermalung viel zum Gelingen dieses Reißers bei.
Zusammengenommen ist "Army of the Dead" ein interessanter und guter Auftakt eines neuen Film- und Serienuniversums geworden. So bleiben zwar Fragen offen, gibt es kleinere Längen und holpert die Dramaturgie stellenweise, doch Atmosphäre, Spannung und Humor stimmen ebenso, wie die erwachsene und ausgefeilte Inszenierung.
Titelfoto: PR/Clay Enos/Netflix