"Avatar: The Way of Water": Warum Ihr diesen Film im Kino sehen müsst!

Berlin/Los Angeles - Diesen Film muss man auf der großen Leinwand sehen! Am heutigen Donnerstag, dem 15. Dezember, erscheint endlich "Avatar: The Way of Water" in den Kinos. Als Zuschauer wird man in eine atemberaubend schöne Welt eingeladen. Es werden Bilder gezeigt, die man in dieser Form noch nie gesehen hat. Die Story kann mit dem visuellen Spektakel allerdings nicht mithalten. Die TAG24-Filmkritik.

Jack Sully (Sam Worthington, 46, r.) kämpft in "Avatar: The Way of Water" um seine Familie.
Jack Sully (Sam Worthington, 46, r.) kämpft in "Avatar: The Way of Water" um seine Familie.  © Walt Disney Company

Vor mehr als zehn Jahren wurde Jack Sully (Sam Worthington, 46) für immer mit seinem Avatar vereint. Seitdem lebt er als Na'vi an der Seite seiner Frau Neytiri (Zoe Saldaña, 44) auf dem Mond Pandora.

Die beiden haben inzwischen zwei Söhne, Neteyam und Lo'ak, eine eigene und eine adoptierte Tochter (Tuktirey und Kiri) und kümmern sich um den Menschenjungen Spyder.

Doch das paradiesische Familienglück ist in Gefahr. Eines Tages erscheinen Lichter in der Dunkelheit - die "Himmelsmenschen" sind zurück nach Pandora gekehrt! Doch anders als beim letzten "Besuch" wollen sie sich dieses Mal nicht nur die Ressourcen krallen, sondern gleich den kompletten, für Menschen mithilfe von Atemgeräten bewohnbaren Mond!

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Dabei hat es ein rachsüchtiger Marine besonders auf Sully abgesehen. Um sein Dorf zu schützen, flieht er mit seiner Familie zum Volk der Metkayina - Na’vi, die am Rande des Ozeans leben.

Doch nicht nur Anpassungsschwierigkeiten machen den Sullys das Leben schwer, auch der Feind lässt sich nicht abschütteln.

Der offizielle Trailer zu "Avatar: The Way of Water"

"Avatar: The Way of Water" ist absolut fantastisch und absolut einzigartig

Die Technik, mit der Regisseur James Cameron (68) die Unterwasseraufnahmen drehte, gilt jetzt schon als revolutionär.
Die Technik, mit der Regisseur James Cameron (68) die Unterwasseraufnahmen drehte, gilt jetzt schon als revolutionär.  © Walt Disney Company

James Camerons (68) "Avatar: The Way of Water" ist ein Enigma, ein Rätsel, ein Paradoxon. Wie kann ein Film, dessen Story so viele Fehler macht, so viele Klischees bedient und phasenweise so uninspiriert ist, einen dennoch so sehr berühren?

Dem Phänomen dürften zwei Ursachen zugrunde liegen: die unfassbare visuelle Komponente, die allen noch so immensen Erwartungen standhalten kann, und das Fantastische, das Außerweltliche, das es vermag, im Zuschauer sowohl ein urzeitliches Verlangen nach Naturverbundenheit als auch einen kindlichen Entdeckergeist zu wecken.

Wäre es tatsächlich nur das optische Spektakel, welches das "Avatar"-Universum so besonders macht, dann würde es weniger taugen als eine hochqualitative Naturdoku. Nur in Verbindung mit dem Erkunden einer neuen, komplexen und wunderschönen Welt und dem Kennenlernen einer beinahe spirituellen Bio- und Geologie und einer hochempathischen und intelligenten Spezies wurde der zweite "Avatar"-Teil zu dem unvergleichlichen Ereignis, das er sich nun nennen darf.

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Neben den beiden wichtigsten Elementen tragen auch das Schauspiel und die Filmmusik zur Atmosphäre des Mega-Blockbusters bei. Beinahe wünscht man sich, Cameron und Komponist Simon Franglen hätten in puncto Soundtrack noch etwas mehr geklotzt.

Kopf aus, Film ab?

"Avatar: The Way of Water" ist einer der teuersten Filme aller Zeiten.
"Avatar: The Way of Water" ist einer der teuersten Filme aller Zeiten.  © Walt Disney Company

Doch all das darf nicht - zumindest nicht komplett - über die inhaltlichen und konzeptionellen Schwächen des Sci-Fi-Streifens hinwegtrösten. Wer "Avatar: The Way of Water" genießen will, der muss den Kopf an der Kinokasse ausschalten. Doch sollte bzw. darf Film so funktionieren?

So ist beispielsweise der Antagonist eine reine Repetition des ersten Teils. Die Menschheit wird in der fiktiven Zukunft von allem Anschein nach ausschließlich weißen US-Marines vertreten, die mit ihrer Eindimensionalität und ihrem Imperialismus-Wahn beinahe wie Karikaturen wirken.

Auch die Physik Pandoras ist völlig undurchdacht. Gezeiten, Tageszyklen und Gravitation würden sich auf einem Mond, der nahe um einen gigantischen Gasplaneten kreist, niemals so verhalten, wie es dargestellt wird. Cameron gibt sich für eine Erklärung nicht mal die geringste Mühe - er vertraut darauf, dass das Publikum die Beschaffenheit seiner Welt nicht hinterfragt.

Bedenklich sind auch die Botschaften des erstaunlich brutalen Films. So wird ein unendlich schönes Universum versprochen, das es verdient hätte, entdeckt zu werden, gleichzeitig wird suggeriert, dass die Menschheit am glücklichsten wäre, wenn sie wieder antiglobalisiert und -digitalisiert in kleinen Stämmen leben würde und keine Sorgen außer Jagen, Sammeln, Beten und Fortpflanzen hätte.

In "Avatar: The Way of Water" stehen die "Sullys" vor einer riesigen Herausforderung.
In "Avatar: The Way of Water" stehen die "Sullys" vor einer riesigen Herausforderung.  © Walt Disney Company

Zumindest fraglich ist außerdem das dargestellte Rollenbild. Immerhin klopfte sich Cameron für seine mutigen, intelligenten und starken weiblichen Charaktere zuletzt selbst auf die Schulter, doch am Ende ist es immer der Mann, der die Entscheidungen trifft, der große Bruder, der für seine Geschwister einsteht, und der Vater, der die Familie beschützen muss.

Dennoch gelingt es Camerons Urzeit-Verliebtheit und der eigentlich recht simplen Story nicht, dem Film seine Strahlkraft zu entziehen. Die Höhen und Stärken des 250-Milliarden-Dollar teuren Projekts sind einfach zu hoch und zu stark - das Gesamtwerk zu einzigartig.

"Avatar: The Way of Water" sollte oder besser muss man trotz aller Mängel gesehen haben - am besten im Kino, auf der größtmöglichen Leinwand und in 3D. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass im dritten Teil dann auch endlich die Story qualitativ mit den visuellen und fantastischen Facetten des Film-Franchise mithalten können wird.

Titelfoto: Walt Disney Company

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