"Cop Secret": Macho-Polizist hat Probleme mit seiner Homosexualität
Deutschland - Missglücktes Spielfilmdebüt eines WM-Helden! In "Cop Secret", der am heutigen 23. Juni in den deutschen Kinos erscheint, muss sich ein Polizist nach vielen Jahren im Dienst mit seiner Homosexualität auseinandersetzen. Der Film verfängt sich dabei irgendwo zwischen peinlicher Parodie und platter Action-Komödie. Die TAG24-Filmkritik.

Bússi (Auðunn Blöndal, 41) ist ein isländischer Held. In Reykjavik sorgt der Super-Cop für Recht und Ordnung. Dabei sind ihm Anweisungen, Regeln und ein angemessener Dress-Code egal - im weißen Unterhemd bringt er jeden Verbrecher hinter Gitter, auch wenn er dafür manchmal zu brutalen Methoden greifen muss.
Gerade ermittelt er in einer Reihe von Raubüberfällen, bei denen augenscheinlich nichts gestohlen wurde. Als ihm dann auch noch Hörður (Egill Einarsson, 42) - der ebenfalls als herausragender Ermittler gilt - an die Seite gestellt wird, beginnt Bússis Leben ins Wanken zu geraten.
Denn der von sich selbst überzeugte Macho muss erkennen, dass er nicht der einzige gute Polizist in der Stadt ist. Doch damit nicht genug: Auch sein Verständnis von Männlichkeit wird auf die Probe gestellt, denn Bússi fühlt sich zu Hörður hingezogen - auch wenn er sich das anfangs nicht eingestehen will.
Während sich Bússi also mitten im Kampf mit seinen eigenen Vorurteilen befindet, droht auch noch eine Bombe bei einem Fußballspiel der isländischen Frauen-Nationalmannschaft zu explodieren.
Der deutsche Trailer zu "Cop Secret" von Fußballer Hannes Þór Halldórsson
"Cop Secret" scheitert in fast jeder Hinsicht

Eigentlich klingt ein Film, der machohafte Möchtegern-Helden, stupide Buddy-Cop-Komödien und dämliche Action-Kracher aufs Korn nimmt, wie eine ausgezeichnete Idee. Doch "Cop Secret" scheitert gnadenlos an seinem Vorhaben.
Für eine Parodie ist der Film nicht witzig und intelligent genug, für einen Action-Streifen ist die Inszenierung zu langweilig, die Effekte sind zu amateurhaft. Die fehlende Erfahrung von Regisseur Hannes Þór Halldórsson (38) - vielleicht auch das fehlende Budget - ist in fast jeder Szene zu spüren.
Tatsächlich ist "Cop Secret" das Spielfilm-Debüt von Halldórsson. Denn eigentlich ist der Isländer professioneller Fußballer - stand bei der WM 2018 für sein Land zwischen den Pfosten und hielt sogar einen Elfer von Superstar Lionel Messi (34).
Doch bei seinem ersten Spielfilm half ihm das alles offenbar nicht. Der Action-Komödie gelingt es nicht, den Figuren von Vin Diesel (54), Jason Statham (54) und Co. auf subtile, clevere oder wenigstens lustige Art und Weise einen Spiegel vorzuhalten.
Nordeuropäisches Kino kann viel mehr, als es "Cop Secret" vermuten lässt

Eigentlich steht nordeuropäisches Kino in Deutschland oftmals für brutale Krimis mit einer Prise trockenem Humor. Auch Island hat in jüngerer Vergangenheit sehenswerte Filme wie "The Deep" (2012) und "Lamb" (2021) hervorgebracht.
Doch der Versuch einer Parodie scheitert auf eine so drastische Weise, dass sich der Zuschauer womöglich die Frage stellt, wie gut ein Film überhaupt sein kann, der sich über vermeintlich schlechte Filme lustig machen will. Doch es geht - natürlich! Nur braucht es dafür eine Meta-Ebene, eine eigene Story, eine gelungenere Inszenierung und besseres Schauspiel!
Denn das Overacting in "Cop Secret" - sei es nun gewollt oder nicht - führt dazu, dass der Film nicht ernst genommen werden kann. Auch nicht als Parodie.

Ebenfalls schwer zu ertragen: die Musik, die einen wünschen lässt, man könnte den Ton im Kino etwas runterdrehen.
Es ist sehr bedauerlich, dass "Cop Secret" ein derartiger Reinfall ist. Denn die Idee, Macho-Cop-Filme mal auf ihre unterschwellige Homoerotik anzusprechen und aus ihrem heteronormativen Käfig zu befreien, ist sicherlich keine schlechte.
Doch leider taugt der isländische Streifen nicht als Anstoß zur Reflexion, sondern wirkt einfach nur wie ein weiterer dämlicher Action-Film.
Titelfoto: Pegasus Pictures