"Die Königin des Nordens" ist voller Intrigen! Totgeglaubter Herrscher droht Länder in neuen Krieg zu stürzen

Deutschland - Großartiges Historiendrama im Stile von "Game of Thrones"! "Die Königin des Nordens" läuft am 30. Dezember in den (offenen) deutschen Kinos an und ist ein sehenswerter Film geworden. Die TAG24-Kritik.

Von links nach rechts: Königin Margarethe (Trine Dyrholm, 49), ihr Sohn König Erik (Erik Morten Hee Andersen, 30) und der Geistliche Peder (Sören Malling, 57) versuchen alles, um die brüchige Allianz zusammenzuhalten.
Von links nach rechts: Königin Margarethe (Trine Dyrholm, 49), ihr Sohn König Erik (Erik Morten Hee Andersen, 30) und der Geistliche Peder (Sören Malling, 57) versuchen alles, um die brüchige Allianz zusammenzuhalten.  © PR/2021 Ramus Videbaek/DFF/SF Studios

Regisseurin Charlotte Sieling (61) erzählt eine packende fiktionale Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sie setzt in Visby, Gotland, Schweden, im Jahr 1361 ein. Damals nahm ihr Vater die kleine Margarethe (Nicole Rosney) auf den Arm und trug sie vom Schlachtfeld weg.

Trotzdem hörte sie die Schreie der Verwundeten und sah zu, wie diese von einigen herumlaufenden Soldaten von ihrem Leid erlöst wurden. Ein Anblick, der Margarethe (Trine Dyrholm, 49) prägte. Im Jahr 1402 hat sie es dann geschafft, Dänemark, Schweden und Norwegen in einem starken Bündnis zu vereinen.

Sie leitet es durch ihren Adoptivsohn König Erik (Morten Hee Andersen, 30) und ist dabei umsichtig. Schließlich herrscht erstmals seit Jahrhunderten wieder Frieden zwischen den drei Ländern. Den will das weibliche Oberhaupt unbedingt erhalten und stellt dafür eine schlagkräftige Armee auf.

"M3GAN": Kinderpuppe wird durch Fehlfunktion zum Killer-Roboter
Filmkritik "M3GAN": Kinderpuppe wird durch Fehlfunktion zum Killer-Roboter

Die Deutschen sollen gar nicht erst auf die Idee kommen, eine Invasion zu starten. Auch deshalb wird Erik im Frühling Prinzessin Philippa von England (Diana Martinova) heiraten, ein kleines Mädchen. Das und die Aufstellung eines Heeres soll es ermöglichen, eine militärische Allianz mit dem Weltreich zu schließen. Drei Monate später ist der Tag der Heirat in Kalmar, Schweden, gekommen.

Doch mitten in die Feierlichkeiten platzt der norwegische Herrscher Asle Jonsson (Björn Floberg, 74) mit einem Mann aus Graudenz (Jakob Oftebro, 35) herein, der behauptet, Margarethes angeblich toter Sohn Oluf Hakonsen und damit der rechtmäßige Herrscher zu sein. Stimmt das, könnte es alles, was die Königin des Nordens über Jahre aufgebaut hat, zerstören und einen neuen Krieg heraufbeschwören. Denn ihre Feinde haben geradezu sehnsüchtig auf diesen Moment der Schwäche gewartet!

Deutscher Trailer zu "Die Königin des Nordens" mit Trine Dyrholm, Jakob Oftebro und Sören Malling

"Die Königin des Nordens" besticht mit seiner überragenden Qualität

Ist er wirklich König Oluf Hakonsen oder einfach nur ein Mann aus Graudenz (Jakob Oftebro, 35)? Diese Frage entscheidet über das Schicksal mehrerer Länder!
Ist er wirklich König Oluf Hakonsen oder einfach nur ein Mann aus Graudenz (Jakob Oftebro, 35)? Diese Frage entscheidet über das Schicksal mehrerer Länder!  © PR/2021 Ramus Videbaek/DFF/SF Studios

Aus dieser hochinteressanten Geschichte holt die erfahrene Sieling ("Homeland", "Lovecraft Country", "The Strain") das Maximum heraus. Schon der Beginn ist beeindruckend, weil man direkt merkt, mit welch hohem künstlerischen Anspruch die Macher ans Werk gegangen sind.

Das nebelverhangene Schlachtfeld mit einer Burg im Hintergrund und einem wolkig, leicht orange angestrahlten Himmel wird von der gefühlvoll-melancholischen Streichmusik sowie Schmerzensschreien der Verwundeten untermalt und von der Kamera in einer Weitwinkel-Aufnahme eingefangen.

Raben fliegen durch das Bild, Leichen und Pferde liegen herum, kleine Feuer brennen, während langsam herangezoomt wird und zu sehen ist, wie einige Soldaten die Schwerverletzten töten.

"Fast & Furious 10" sehenswert: Die Familie in Gefahr, neuer Bösewicht überrascht!
Filmkritik "Fast & Furious 10" sehenswert: Die Familie in Gefahr, neuer Bösewicht überrascht!

Dann wird zu Margarethes entsetztem Gesicht umgeschnitten, das über die Schulter ihres Vaters blickt. Dieser starke Start ist nicht etwa nur ein kurzes Strohfeuer. Diese herausragende Qualität zieht sich durch den gesamten Film und macht ihn zu einem fantastischen Erlebnis. Dabei werden die abwechslungsreichen Locations vom international gefragten Kameramann Rasmus Videbaek (48, "Operation: 12 Strong", "Die Königin und der Leibarzt", "Pferde stehlen") genial in Szene gesetzt. Was er an Poesie und eindringlicher Optik einbringt, ist imposant!

Doch all das würde ohne eine gute Story nicht funktionieren. Die ist sogar genial, weil sie viele überraschende Wendungen parat hält, dank des brillanten Drehbuchs hintergründig und nachvollziehbar gestaltet ist und den Charakteren viel Raum zur Entfaltung gewährt. Das wiederum hat zur Folge, dass man die unterschiedlichen Motive und Sichtweisen bis in die Details verstehen kann.

Königin Margarethe (Trine Dyrholm, 49) mit ihrem Jagdfalken.
Königin Margarethe (Trine Dyrholm, 49) mit ihrem Jagdfalken.  © PR/2021Dušan Martinček/SF Studios

Trine Dyrholm zeigt als "Die Königin des Nordens" eine überwältigende Leistung!

Margarethe (Trine Dyrholm, 49) muss klug handeln, wenn sie den Frieden in den drei Nordnationen wahren will.
Margarethe (Trine Dyrholm, 49) muss klug handeln, wenn sie den Frieden in den drei Nordnationen wahren will.  © PR/Zuzana Panská/SF Studios

Denn Sieling und ihrer Crew ist es gelungen, viele universelle Themen flüssig in die Handlung einzuarbeiten, ohne das Drama zu überfrachten. Ob verdrängte Trauer, Verlust, Wut, Angst, Liebe, Verrat, Kränkungen oder Machtgier: Aus alldem und noch viel mehr erschafft die dänische Filmemacherin ein Meisterwerk, das über die gesamten 120 Minuten mitreißt und sogar eine Sogwirkung entfaltet.

Gerade GoT-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, weil es viele Intrigen und Ränkespielchen gibt, die den exakten Ausgang unvorhersehbar machen. Dies wiederum spricht auch für die Darstellung der Figuren und ihre gut vorangetriebene Entwicklung, wobei der Fokus hier auf der titelgebenden Margarethe liegt.

Mit welcher Stärke die vielfach ausgezeichnete Dyrholm ("In einer besseren Welt", "Astrid", "Die Königin und der Leibarzt") sie verkörpert, ist ganz großes Schauspielkino! Mit ihrem ausdrucksstarken Gesicht, ihrer Stimmlage, aber auch ihrer Gestik hat die Ausnahmedarstellerin entscheidenden Anteil daran, dass ihre Protagonistin der erdende Anker ist, der dem Publikum emotional Zugang zum Drama gewährt.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Sieling ihr Schwächen zugesteht, durch die sie noch menschlicher wirkt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass "Die Königin des Nordens" Anfang November bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck den Publikumspreis gewann.

Dänischer Originaltrailer mit englischen Untertiteln zu "Margrete: Queen of the North"

Sören Malling, Jakob Oftebro und der deutsche Darsteller Richard Sammel überzeugen ebenfalls

Königin Margarethe (Trine Dyrholm, 49, v.-r.), ihr Sohn König Erik (Erik Morten Hee Andersen, 30, v.-l.) sind nicht immer einer Meinung.
Königin Margarethe (Trine Dyrholm, 49, v.-r.), ihr Sohn König Erik (Erik Morten Hee Andersen, 30, v.-l.) sind nicht immer einer Meinung.  © PR/2021 Ramus Videbaek/DFF/SF Studios

Doch nicht nur Dyrholm weiß zu glänzen. Auch die anderen Schauspieler zeigen, weshalb sie immer wieder in hochwertigen internationalen Produktionen zu sehen sind.

Sören Malling (57, "A War", "Die Königin und der Leibarzt", "Borgen: Gefährliche Seilschaften") sorgt als "Peder" (Deutsch: Pater) beispielsweise für eine der emotionalsten Szenen im gesamten Indie-Hit und überzeugt auch sonst mit seinem stechenden Blick sowie seiner (teils mühsam) beherrschten Mimik, unter der es zu brodeln scheint.

In weiteren Nebenrollen demonstrieren zudem Oftebro ("Erlösung"), Floberg ("Kingsman: The Secret Service"), Magnus Krepper (54, "Verdammnis"), der deutsche Darsteller Richard Sammel (61, "Inglourious Basterds") und Andersen ("Killing Mike") ihre Klasse.

Ein großes Lob gilt auch den prunkvollen Kostümen, dem aufwendigen Make-up und den stilsicher gestalteten Frisuren, durch die man sich ins Mittelalter zurückversetzt fühlt. Mit welchen Details auch hier ans Werk gegangen wird, ist stark und rundet dieses prächtige Gesamtkunstwerk gelungen ab.

Auch der Peder (Sören Malling, 57, l.) und Margarethe (Trine Dyrholm, 49) haben immer wieder unterschiedliche Auffassungen, was richtig für ihr Reich ist und was nicht.
Auch der Peder (Sören Malling, 57, l.) und Margarethe (Trine Dyrholm, 49) haben immer wieder unterschiedliche Auffassungen, was richtig für ihr Reich ist und was nicht.  © PR/2021 Ramus Videbaek/DFF/SF Studios

Zusammengenommen ist "Die Königin des Nordens" ein famoser Kostümfilm geworden, der eine wichtige, feministische Geschichte fesselnd erzählt, das Publikum mit klug platzierten Wendungen bei der Stange hält, für emotionale Nähe sorgt und visuell viele Schauwerte bietet. Ein Historiendrama, das auf der großen Leinwand seine volle Wirkung entfaltet, aber auch im Heimkino ausgezeichnet funktioniert. Ein sehr starker Abschluss des Kinojahres 2021!

Titelfoto: PR/2021 Ramus Videbaek/DFF/SF Studios

Mehr zum Thema Filmkritik: