Deutschland - Der fünfte Film der nordischen Erfolgsreihe! "Erwartung - Der Marco Effekt" läuft am 2. Juni in den deutschen Kinos an, kann mit den starken Vorgängern aber nicht ganz mithalten. Die TAG24-Kritik.

Im Mittelpunkt steht wie gewohnt das Polizei-Sonderdezernat Q um Vizekriminalkommissar Carl Mørck (Ulrich Thomsen, 58), der nach kurzer Auszeit in den Dienst zurückkehrt und sich in die Arbeit stürzt.

Gemeinsam mit seinem Partner Hafez el-Assad (Zaki Youssef, 42) und Mitarbeiterin Rose Knudsen (Sofie Torp, 32) rollt er den Fall vom vermissten William Stark (Karl-Oskar Olsen) wieder auf, der unter anderem Schwimmlehrer war und die damals 13-jährige Jeanne (Louise Gammelgaard, 25) vergewaltigt haben soll.

Seine Frau Malene (Marie Sandø Jondal) und deren Tochter Thilde (Lizzielou Corfixen) streiten solche Anschuldigungen allerdings entschieden ab. Doch was ist mit dem verschwundenen Stark passiert?

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Der 15-jährige Marco (Lubos Olah) könnte es wissen, denn er hatte eine Seite aus dessen Pass bei sich, als er festgenommen wurde.

Aber wie ist der schweigsame Junge, der zu einem Sinti-und-Roma-Clan um das gefährliche Oberhaupt Zola (Zdenek Godla, 46) gehört, da herangekommen? Marco sagt weiterhin nichts, weil er gesucht und verfolgt wird.

Doch Mørck und Assad haben die Fährte von Stark aufgenommen und arbeiten sich immer weiter vor...

Diese Geschichte hat Martin Zandvliet (51, "Unter dem Sand", "Dirch", "Applaus") solide umgesetzt. An die vier Vorgänger kommt er mit seinem Werk allerdings nicht heran. Deshalb muss man leider festhalten, dass das Reboot insgesamt keine gute Idee war.

Zumal auch die schauspielerischen Leistungen hinter denen der ersten Filme zurückbleiben. Das gilt insbesondere für Thomsen ("In einer besseren Welt", "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug", "Das Fest"), der die innere Zerrissenheit seines Protagonisten lange nicht so gut darzustellen vermag wie Vorgänger Nikolaj Lie Kaas (48, u. a. "Britannia", "Helden der Wahrscheinlichkeit - Riders of Justice", "Illuminati"), der die perfekte Besetzung war.

Zudem stimmte die Chemie zwischen ihm sowie Fares Fares (48, "Westworld", "Die Nile Hilton Affäre", "Rogue One: A Star Wars Story") und war ein Kernaspekt dafür, dass "Erbarmen", "Schändung", "Erlösung" und "Verachtung" so gut funktionierten und Menschen auf der ganzen Welt begeisterten.

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Dieses Zusammenspiel sucht man bei Thomsen und dem viel zu kurz kommenden Youssef ("The Looming Tower") leider vergeblich, weil sich Zandvliet zu sehr auf ersteren konzentriert. Dazu wird auch das Seelenleben der Polizisten nur oberflächlich eingefangen, da sich die Macher nahezu ausschließlich auf die Verhöre und Spurensuche fokussieren.

Das hat immerhin zur Folge, dass der 125 Minuten lange Film durchweg spannend und unterhaltsam ist, obwohl er durch die erwähnten Schwächen keine emotionale Tiefe erreicht und einen nicht vollends in die düstere Story hineinzieht.

Die fällt leider auch hinsichtlich der brutalen Wucht und menschlichen Widerwärtigkeit im Vergleich zu den anderen vier Filmen ab. Das wiederum hat zur Folge, dass sich die angenehm beklemmende Krimi-Grusel-Atmosphäre nur bedingt einstellt.

Trotzdem können Freunde von nordischen bzw. dänischen Krimi-Thrillern hier bedenkenlos in das Lichtspielhaus ihrer Wahl begeben, denn es gibt einige gute Wendungen und das Ausgangsmaterial bzw. der Buch-Bestseller von Jussi Adler-Olsen (71) ist klasse.

Davon profitiert auch die filmische Umsetzung mit soliden Dialogen, einem annehmbaren Drehbuch, einer sehr guten deutschen Synchronfassung, schön düsteren bzw. heruntergekommenen Locations und einer erstklassigen Ausstattung.

Zusammengenommen ist "Erwartung - Der Marco Effekt" ein grundsolider Krimi-Thriller geworden, der im Vergleich mit den vier Vorgängern qualitativ allerdings nicht mithalten kann. Da er dennoch spannend und unterhaltsam ist, lohnt sich der Kinobesuch für Genrefans.