"Guns Akimbo" mit Daniel Radcliffe ist eine komplett geisteskranke Gewaltorgie!

Deutschland - Verrückt! "Guns Akimbo" ist einer der abgedrehtesten Filme des Jahres! Der stylische und ultrabrutale Action-Reißer mit Fantasy-Elementen setzt auf eine explizite und möglichst coole Gewaltdarstellung. Er startet am 25. Juni in den deutschen Kinos. 

Miles Lee Harris (Daniel Radcliffe) gerät durch einen Fehler in den Fokus der illegalen Organisation "Skizm" und muss im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben kämpfen.
Miles Lee Harris (Daniel Radcliffe) gerät durch einen Fehler in den Fokus der illegalen Organisation "Skizm" und muss im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben kämpfen.  © PR/2020 LEONINE DISTRIBUTION GMBH

Im Mittelpunkt steht Videospielentwickler Miles Lee Harris (Daniel Radcliffe), der als Kind ein Held sein wollte, ein Krieger.

Doch nun ist er erwachsen - und ein Loser, wie er im Buche steht. Er gammelt auf der Couch herum und fühlt sich nur hinter der Tastatur stark.

Dazu arbeitet Harris für einen asozialen Chef namens Zander (Richard Knowles), der ihm unter anderem das Gehalt gekürzt hat, weil er auf der Beerdigung seiner Mutter war. Das "Arschloch" macht sich auch immer wieder einen Spaß daraus, Miles mit der Kündigung zu drohen.

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Zu allem Überfluss wurde er von seiner Freundin Nova Alexander (Natasha Liu Bordizzo) verlassen.

Außerdem wird die "abgefuckte" Welt, in der er lebt, von der fiesen und mächtigen Organisation "Skizm" bedroht. Die lässt reale Menschen in modernen Gladiatorenkämpfen gegeneinander antreten.

Das findet Harris "pervers" und "widerlich". Denn es zeigt  "die schlimmste Seite der Menschheit auf dem Präsentierteller." Deshalb betätigt er sich als Trollhunter und beschimpft in den Kommentaren zum Livestream die User, amüsiert sich über den folgenden Shitstorm. 

Womit er aber nicht gerechnet hat: Skizm-Boss Riktor (Ned Dennehy) findet und überwältigt ihn mit seinen Schlägern! Er wird zu einem "Spieler" gemacht und soll gegen die gnadenlose Killerin Nix (Samara Weaving) antreten, die reihenweise Feine getötet hat. Wie soll Harris das nur überleben?

Deutscher Trailer zu "Guns Akimbo" mit "Harry Potter"-Star Daniel Radcliffe und Samara Weaving

Der Einstieg von "Guns Akimbo" hält der Gesellschaft mit drastischen Worten den Spiegel vor

Die Gegnerin von Harris ist die berühmt-berüchtigte und gestörte Killerin Nix (Samara Weaving).
Die Gegnerin von Harris ist die berühmt-berüchtigte und gestörte Killerin Nix (Samara Weaving).  © PR/2020 LEONINE DISTRIBUTION GMBH

Diese wahnsinnige Geschichte hat Jason Lei Howden ("Deathgasm") gut umgesetzt. Leider gelingt es dem Regisseur aber nicht, den starken Einstieg im weiteren Verlauf zu veredeln.

Dabei wird man zu Beginn gleich von den Aussagen eines finster aussehenden Avatars mitgerissen: "Ihr sitzt da an euren Computern, liked Bilder von lächelnden Babys, teilt inspirierende Kalendersprüche, aber was ihr wirklich wollt, ist der Tod."

Er führt mit düsterer Stimme weiter aus: "Ihr klickt auf grauenvolle Schlagzeilen, Gewalt, Zerstörung, Terrorismus, Krieg, weil das euer beschissenes kleines Leben ein kleines bisschen weniger beschissen erscheinen lässt."

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Was für ein krasser Einstieg! In dieser Szene wird dem Publikum und der Gesellschaft noch deutlich erkennbar der Spiegel vorgehalten. 

Obwohl diese Sequenz nur ein paar Sekunden dauert, weckt sie sofort das Interesse der Zuschauer und dürfte bei dem ein oder anderen auch für ein schlechtes Gewissen sorgen, weil sich einige genau so verhalten.

Denn diese Beobachtung ist hervorragend. Was dann folgt verdient dieses Prädikat leider nicht mehr. Nun artet das reißerische Werk nämlich in brutalen Splatter aus. Wenn man ganz genau hinschaut, dann wird diese mit der völlig übertriebenen Art und Weise der Darstellung kritisiert. 

Explizite Gewaltdarstellung in "Guns Akimbo" sorgt für Zweifel an der Aussage des Films

Die Leichenberge stapeln sich in "Guns Akimbo" bis an die Decke.
Die Leichenberge stapeln sich in "Guns Akimbo" bis an die Decke.  © PR/2020 LEONINE DISTRIBUTION GMBH

Doch richtig gut herausgearbeitet wurde dieser entscheidende Aspekt leider nicht.

Denn man wird - gerade im späteren Verlauf - das Gefühl nicht los, dass sich die Macher auch ein wenig an ihrem eigenen Blutrausch "aufgeilen". 

Finger werden abgetrennt, aufgehoben und als "cooler" Move benutzt, Maschinenpistolen mit Nägeln durch die Haut von Harris an seinen Händen befestigt, Blut und Gehirn spritzen in die Kamera und auf das Gesicht von Harris.

Dazu sind die Finishing Moves heftig und ist der Bodycount hoch.

Wen all das nicht stört, der kann mit "Guns Akimbo" dennoch seinen (erwachsenen) Spaß haben. Denn man kann ihm einen gewissen Zynismus nicht absprechen.

Die flotten Sprüche sind voller Selbstironie und lockern die Atmosphäre immer wieder auf. Wirklich lustig sind sie zwar nicht, Schmunzeln kann man aber dennoch hin und wieder.

Alleine die Anzahl an Psychopathen und deren Inszenierung dürften dafür sorgen, dass man den Film nicht ernst nehmen kann. Die geisteskranken Protagonisten werden dabei natürlich erst von den Schauspielern zum Leben erweckt.

Daniel Radcliffe, Samara Weaving und Ned Dennehy überzeugen in "Guns Akimbo"

"Terminator"? Nein, "Guns Akimbo"! Nix (Samara Weaving) hat sich für den Fight mit mehreren Gegnern entsprechend ausgerüstet.
"Terminator"? Nein, "Guns Akimbo"! Nix (Samara Weaving) hat sich für den Fight mit mehreren Gegnern entsprechend ausgerüstet.  © PR/2020 LEONINE DISTRIBUTION GMBH

Und die machen ihre Sache durch die Bank weg gut. Radcliffe hat durch die "Harry Potter"-Saga finanziell ausgesorgt und dreht seitdem viele abgedrehte Sachen.

Ob "Swiss Army Man", wo er eine furzende Leiche spielte, "Victor Frankenstein - Genie und Wahnsinn", wo er den Gehilfen Igor verkörperte oder "Horns - Für sie geht er durch die Hölle", wo er der Teufel war: Der Londoner geht immer öfter in solchen verrückten Rollen auf!

Das Problem hierbei ist, dass all diese Werke zwar gute Ansätze haben, wie "Guns Akimbo" ihr Potenzial aber nicht ausschöpfen. Das liegt jedoch nicht an ihm. Radcliffe ist gereift und beweist seine Fähigkeiten auch hier. 

Für Weaving gilt dies ebenfalls. Sie hat einen noch gestörteren Part, als in der Horror-Komödie "Ready or Not - Auf die Plätze, fertig, tot".

Der heimliche Star ist allerdings Dennehy, der den Oberschurken weltklasse spielt, wozu auch das exzellente Make-up, durch das er viele Tattoos und Narben im Gesicht und auf dem Kopf hat, einen entscheidenden Teil beiträgt. 

Er beweist nach seiner grandiosen Performance als Sektenführer in "Mandy" erneut, dass er in solchen Rollen aufgeht und so viel zur Stimmung des jeweiligen Films beiträgt. 

Abrechnung mit sensationsgeilen Menschen in "Guns Akimbo" nur teilweise gut herausgearbeitet

Miles Lee Harris (r., Daniel Radcliffe) muss sich mit Skizm-Anführer Riktor (Ned Dennehy) herumschlagen. Der ist ein echter Psychopath.
Miles Lee Harris (r., Daniel Radcliffe) muss sich mit Skizm-Anführer Riktor (Ned Dennehy) herumschlagen. Der ist ein echter Psychopath.  © PR/2020 LEONINE DISTRIBUTION GMBH

Diese wird durch die dynamische Kameraführung, die lässige Musikuntermalung und die guten Spezialeffekte, die das Fachgebiet von Howden sind, verstärkt.

In diesem Segment arbeitete er nämlich bei Blockbustern wie "Planet der Affen: Survival" oder der "Hobbit"-Trilogie.

Entscheidenden Anteil an der dichten Atmosphäre haben auch die Locations. Gedreht wurde der Film nämlich in Auckland, Neuseeland - und München! 

Gerade für diejenigen, die die bayrische Landeshauptstadt kennen, dürfte es zusätzlich einige schöne Momente geben.

Dennoch hätte man sich insgesamt gewünscht, dass Howden das große Ganze, das er anfangs andeutet, stärker ausgeführt hätte und näher auf seine Abrechnung mit sensationsgeilen Menschen, den Gefahren von Videospielen und der sozialen Medien sowie der Verrohung der Gesellschaft eingegangen wäre.

Denn diese Themen sind brisant, aktuell und polarisierend. Obwohl er durch seine ausufernde Gewaltorgie einiges verschenkt, ist ihm grundsätzlich jedoch ein unterhaltsamer, kurzweiliger und fesselnder Film gelungen - sofern man mit der modernen Inszenierung und dem hohen Erzähltempo etwas anfangen kann.

Titelfoto: PR/2020 LEONINE DISTRIBUTION GMBH

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