Kino-Flopliste: Die zehn schlechtesten Filme des Jahres!

Deutschland - Viele Reinfälle! Auch im Corona-Jahr 2020 gab es im Kino viele erschreckend schlechte Filme zu sehen. Eine subjektive Liste mit zehn Werken, die aus der Masse noch "herausstachen".

Platz 10: "Brave Mädchen tun das nicht" (Kinostart am 24. September)

Klischeeüberladen! Die US-amerikanische Sex-Komödie ist erschreckend einfältig und unglaubwürdig. In ihr ist Lucy Neal (Lucy Hale) eine bildschöne Violinistin, die von Geschlechtsverkehr aber mal so überhaupt keine Ahnung hat und mit Scheuklappen durch die Welt geht, wie man es in ihrer Generation selten von jemandem sieht.

Sie ist völlig entsetzt, dass ihr Freund Jeff Thayer (Stephen Friedrich) Pornos guckt und verlangt von ihm, sich zwischen ihr und den "Schmuddelfilmen" zu entscheiden. Er wählt letztere und wirft Lucy vor, "pornophobisch" zu sein. Sie solle endlich "den Stock aus ihrem Arsch holen".

Sie ist schockiert und muss sich erst einmal sammeln. Dann entscheidet sie sich aber nach und nach mithilfe von Freunden dafür, sich aufklären zu lassen. Während sie eine Sex-To-Do-Liste erstellt, lernt sie Grant Anderson (Leonidas Gulaptis) kennen.

Zwischen ihnen sprühen trotz (weiterer) Peinlichkeiten die Funken.

Immerhin ist die unlustige Komödie halbwegs unterhaltsam, sodass man sich während der 94 Minuten nur stellenweise langweilt. Doch davon abgesehen gibt es unzählige Schwächen.

Der fast schon lächerlich prüde Film (beim Sex und Masturbieren ist man voll bekleidet) ist lieblos von der Stange produziert, reiht unrealistische Zufälle ohne Ende aneinander und ist schlichtweg falsch besetzt.

Hale kauft man die Rolle als (nervtötender) Naivling einfach nicht ab! Dazu gibt es viele Fremdschäm-Momente. Es fehlt dem Werk die Konsequenz, es ist unfreiwillig komisch und im Umgang mit dem Thema Sex zudem kindisch. Da auch die Dramaturgie hakt und den Dialogen Biss sowie Wortwitz fehlen, sollte man um diese Komödie einen weiten Bogen machen.

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Brave Mädchen tun das nicht".

Ein Schock für Lucy Neal (Lucy Hale): Im Erotikshop ist ja alles voller Dildos! Die Naivität von "Brave Mädchen tun das nicht" ist nervig und anstrengend.
Ein Schock für Lucy Neal (Lucy Hale): Im Erotikshop ist ja alles voller Dildos! Die Naivität von "Brave Mädchen tun das nicht" ist nervig und anstrengend.  © PR/capelight pictures OHG

Deutscher Trailer zu "Brave Mädchen tun das nicht" mit Lucy Hale

Platz 9: "Das Vorspiel" (Kinostart am 23. Januar)

Was für ein sperriger Film! Das deutsche Drama von Ina Weisse kann trotz gutem Ansatz und interessanter Themen nicht überzeugen.

Die spröde Machart verhindert, dass man emotional in das Geschehen abtauchen kann. Stattdessen betrachtet man die Geschichte um die Geigenlehrerin Anna Bronsky (Nina Hoss), die an einem Musikgymnasium mit über die Zukunft potenzieller Aufnahmekandidaten entscheidet - aus der Distanz.

Ihre Schüler unterrichtet sie mit teilweise drastischen Maßnahmen und sorgt damit nicht nur auf der Arbeit für Unstimmigkeiten. Auch privat läuft es bei ihr, ihrem Mann Philippe (Simon Abkarian) und Sohn Jonas (Serafin Mishiev) alles andere als rund.

Das gilt auch für die Figuren selbst. Mit denen kann man als Zuschauer nämlich rein gar nichts anfangen, weil ihre Motive und Handlungen nicht oder nur schwer nachzuvollziehen sind. Aufgrund der Inszenierung sind einem die Charaktere irgendwann völlig egal und Langeweile stellt sich ein.

Denn das Erzähltempo ist behäbig und das Drehbuch durchwachsen. Die gefühlsmäßige Reserviertheit lässt sich nämlich nicht überbrücken. So funktioniert Weisses Werk nur bedingt. Schließlich steht das Kino für Emotionen. Dieses Drama aber leider nicht.

Dabei ist es an sich angenehm subtil, sind die schauspielerischen Leistungen stark und gibt es einzelne gute Szenen. Doch am Ende bleibt man mit zu vielen offenen Fragen zurück und hat kein wirkliches Erlebnis. Schade!

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Das Vorspiel".

Die Irrungen und Wirrungen des Lebens von Geigenlehrerin Anna Bronsky (Nina Hoss) sind einem wie "Das Vorspiel" herzlich egal.
Die Irrungen und Wirrungen des Lebens von Geigenlehrerin Anna Bronsky (Nina Hoss) sind einem wie "Das Vorspiel" herzlich egal.  © PR/Peter Hartwig / Lupa Film

Deutscher Trailer zu "Das Vorspiel" mit Nina Hoss und Simon Abkarian

Platz 8: "Weißer weißer Tag" (Kinostart am 20. Februar)

Ein "Oscar"-nominierter Film auf dieser Liste? Leider ja. Der isländische Kandidat für die "Academy Awards" enttäuschte trotz hohem künstlerischen Anspruch und wunderschöner Locations storytechnisch auf ganzer Linie.

Er hat dieselben Schwächen wie "Das Vorspiel" und lässt einen emotional völlig kalt. Die Geschichte betrachtet man aus weiter Ferne und zuckt über die Entwicklungen nur mit den Schultern. Es geht um den knurrigen Polizisten Ingimundur (Ingvar Sigurdsson), der den Tod seiner Frau verkraften muss.

Anfangs ist er wie betäubt, seine wahren Gefühle bleiben verborgen, bahnen sich jedoch mit der Zeit ihren Weg an die Oberfläche. Ingimundur ermittelt, was den Unfall seiner Frau verursacht haben könnte.

Leider hat Regisseur Hylnur Palmason diese Handlung äußerst spröde umgesetzt. Als Zuschauer hat man große Probleme, sich mitreißen zu lassen - selbst, wenn man es darauf anlegt!

Mehrere experimentelle, unnötige und langatmige Szenen tun ihr übriges. Denn viele Dinge, die passieren, sind schlichtweg nicht nachzuvollziehen. So ermüdet einen das Familien- und Liebesdrama mit der Zeit, weil man mit Ingimundur auch nicht warm wird, obwohl Sigurdsson ihn großartig verkörpert.

Die Story wird durch die sperrige und spartanische Machart nur ganz langsam vorangetrieben. Ihr fehlen Tempo und Rhythmus, weshalb das Werk mental schlaucht, wenn man versucht, dem Geschehen konzentriert über die gesamten 109 Minuten zu folgen.

Außerdem ist "Weißer weißer Tag" offensichtlich konstruiert und dadurch pseudo-intelligent. Die behandelten Themen können noch so gut sein: Wenn die Emotionen nicht überspringen, bringt all das nichts. Das beweist dieses Drama.

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Weißer weißer Tag".

Der Polizist Ingimundur (Ingvar Sigurdsson) muss in "Weißer weißer Tag" mit dem Tod seiner Frau zurechtkommen. Trotz dieses interessanten Ansatzes reißt der isländische "Oscar"-Kandidat emotional überhaupt nicht mit.
Der Polizist Ingimundur (Ingvar Sigurdsson) muss in "Weißer weißer Tag" mit dem Tod seiner Frau zurechtkommen. Trotz dieses interessanten Ansatzes reißt der isländische "Oscar"-Kandidat emotional überhaupt nicht mit.  © PR/Droits réservés

Deutscher Trailer zu "Weißer weißer Tag" mit Ingvar Sigurdsson

Platz 7: Srbenka (Kinostart am 29. Oktober)

Einer der enttäuschendsten Filme des Jahres! Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen Kroaten und Serben, der bis heute die Gesellschaft in diesen und den benachbarten Ländern spaltet.

Die Zuschauer dürfen bei einem zeitgemäßen Theaterstück vom provokanten Künstler Oliver Frljic hinter die Kulissen blicken. Dort rückt er den Fall der ermordeten Serbin Aleksandra Zec in den Fokus. Die unschuldige 12-Jährige wurde Anfang der 1990er Jahre während des Krieges, den kriminelle Banden ausnutzten, um ihr Unwesen zu treiben, in der kroatischen Hauptstadt Zagreb ermordet.

Auch 25 Jahre später wurde keiner der Täter für diese abscheuliche Tat verurteilt. Nun möchte Frljic aufrütteln und den Zeitgeist treffen. Zwar behandelt der Dokumentarfilm viele wichtige Themen, setzt diese aber unfassbar langweilig um. So wünscht man sich schon früh, dass das Ende des 71 Minuten kurzen Werkes kommen möge.

Das kommt allerdings viel später als erhofft, denn "Srbenka" zieht sich hin.

Die Gespräche von Frljic und seinen Schauspielern sind nämlich eintönig und reißen überhaupt nicht mit, weil man als Nicht-Insider große Probleme hat, die einzelnen Menschen auseinanderzuhalten, da von ihnen kein Hintergrund mitgeliefert wird.

Frljic mehrfach bei seinen morgendlichen Dehnübungen in seinem unordentlichen Zimmer zuzusehen, ist alles andere als ein großer Einblick, der Spannung erzeugt. Man weiß nicht, wer die Menschen vor der Kamera sind und was sie antreibt. Hinzu kommt noch eine große visuelle Eintönigkeit, weshalb diese Doku so weit vorne in dieser unschmeichelhaften Liste landet.

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Srbenka".

"Srbenka" behandelt wichtige universelle Themen, setzt diese aber erschreckend schlecht und eintönig um.
"Srbenka" behandelt wichtige universelle Themen, setzt diese aber erschreckend schlecht und eintönig um.  © PR/Rise and Shine Cinema

Originaltrailer mit deutschen Untertiteln zu "Srbenka"

Platz 6: "Pelikanblut - Aus Liebe zu meiner Tochter" (Kinostart am 24. September)

Der nächste schwache Film mit Nina Hoss in der Hauptrolle! Diesmal spielt sie die Pferdetrainerin Wiebke, die gemeinsam mit ihrer neunjährigen Adoptivtochter Nicolina (Adelia-Constance Giovanni Ocleppo) auf einem idyllischen Hof lebt.

Sie erfüllt Nicolina den Wunsch nach einer Schwester und nimmt mit der fünfjährigen Bulgarin Raya (Katerina Lipovska) ein weiteres Mädchen bei sich auf. Diese hat jedoch große Probleme mit zwischenmenschlicher Interaktion und besitzt eine sadistische Ader. Die Lage spitzt sich immer weiter zu, Wiebkes Überforderung wächst täglich.

Denn Raya kostet sie viele Nerven. Allerdings nicht nur sie, sondern auch die Zuschauer. Denn eine anstrengendere und abstoßendere Rolle hat man seit Jahren nicht mehr gesehen.

Das Mädchen wird so entmenschlicht und grundsätzlich böse dargestellt, dass man nicht nur keine Sympathie für sie empfindet, man beginnt sie wegen ihrer Taten aus tiefster Seele zu verabscheuen.

Das überträgt sich auch auf den Film, der erschreckend inkonsequent ist und nicht weiß, wohin er will und was er sein möchte: Familiendrama, Horrorfilm oder Mystery-Thriller?

Da Drehbuch, Dialoge, Schnitt und Regie-Arbeit von Katrin Gebbe große Schwächen aufweisen, kann man das nicht genau sagen.

Besonders bitter: Trotz einiger heftiger Szenen langweilt man sich während der 121 Minuten mitunter sehr. Der Erzählstil und die Machart sind schlichtweg zu überreichlich und das Werk wegen Raya richtig nervig. Daran kann auch Hoss nichts ändern, die gegen die großen dramaturgischen Schwächen anspielt, aber nicht ankommt.

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Pelikanblut - Aus Liebe zu meiner Tochter".

Raya (Katerina Lipovska) ist die nervigste und abstoßendste Filmfigur des Kinojahres 2020!
Raya (Katerina Lipovska) ist die nervigste und abstoßendste Filmfigur des Kinojahres 2020!  © PR/FILMS BOUTIQUE

Deutscher Trailer zu "Pelikanblut" mit Nina Hoss

Platz 5: "Die Farbe aus dem All" (Kinostart am 5. März)

Er ist tief gefallen! Ex-Superstar Nicolas Cage ist hierzulande nur noch in Ausnahmefällen auf der großen Leinwand zu sehen. Der "Oscar"-Preisträger spielt bekanntlich fast nur noch in B-Movies mit - wenn überhaupt.

Ab und zu verirrt sich eines dieser Werke dann doch mal ins Kino. So wie dieses hier. Die Verfilmung der Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft ist konfus und eintönig.

In ihr wohnt Nathan (Cage) mit seiner Familie um Frau Theresa (Joely Richardson) und Tochter Lavinia Gardner (Madeleine Arthur) auf einer abgelegenen Farm im Wald von New England. Alles läuft in geregelten Bahnen, bis ein Meteorit auf ihrem Grundstück abstürzt.

Bis hierhin funktioniert das Werk von Regisseur Richard Stanley noch. Wenn es nach und nach in den übersinnlichen Bereich abdriftet, gleicht der Film immer mehr einem Griff ins Klo.

Denn seine Umsetzung strotzt vor Ungereimtheiten, Logiklöchern, dramaturgischen Schwächen, fügt der Ausgangsstory unnötige neue Dinge hinzu und rutscht auch dadurch in den anstrengenden pseudo-intelligenten Bereich ab.

Dazu kommen schwache schauspielerische Leistungen, auch Cage selbst übertreibt seine manische Darstellung und zeigt, warum viele Kritiker ihm immer wieder "Overacting" vorwerfen.

Zu allen diesen Negativpunkten muss man sich auch noch mit billigen Spezialeffekten, austauschbaren Figuren und schwachen Dialogen herumschlagen. Deshalb ist "Die Farbe aus dem All" ein Reinfall!

"Die Farbe aus dem All" ist ein filmischer Griff ins Klo!
"Die Farbe aus dem All" ist ein filmischer Griff ins Klo!  © PR/Koch Films

Deutscher Trailer zu "Die Farbe aus dem All" mit Nicolas Cage, Joely Richardson und Madeleine Arthur

Platz 4: "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" (Kinostart am 30. Januar)

Einer der größten Flops des Kinojahres! Was sich die Verantwortlichen bei diesem Werk gedacht haben, wird ein Rätsel bleiben. In ihm geht es um den Arzt John Dolittle (Robert Downey Jr.), der mit Tieren sprechen kann.

Seit seine Frau gestorben ist, hat er sich in seine Landvilla zurückgezogen und lässt keinen Menschen mehr an sich heran. Als er jedoch hört, dass Queen Victoria (Jessie Buckley), die ihm die Villa schenkte, krank ist, begibt er sich gemeinsam mit dem aufgeweckten Jungen Tommy Stubbins (Harry Collett) auf eine Abenteuerreise, um das Gegengift zu finden.

Immerhin hat Regisseur Stephen Gaghan diese Geschichte auf harmlose Weise schlecht umgesetzt und landet deshalb "nur" auf Platz vier. Man fragt sich aber schon, wo das Budget von 175 Millionen US-Dollar geblieben ist.

Die Spezialeffekte und vor allem die Animationen der Tiere sind so fürchterlich billig, dass sie sich zu keinem Zeitpunkt in die realen Locations einfügen. Dazu hat das Drehbuch erhebliche Schwächen, ist extrem oberflächlich und hat mitunter so einfallslose sowie peinliche Dialoge zu bieten, dass es wehtut!

Der Film ist von der Stange produziert worden, ihm fehlen erkennbar Harmonie und Liebe! Dazu ist er in sich nicht stimmig, was auch daran liegt, dass sich die Gags mitunter selbst konterkarieren und für Fremdschäm-Momente sorgen!

Bei letzteren tut sich besonders Michael Sheen hervor. Der sonst so versierte Charakterdarsteller driftet in seiner an Lächerlichkeit nicht zu überbietenden Rolle als Bösewicht Dr. Blair Müdfly in völliges Overacting ab - dagegen ist selbst Cage in Hochform ein Witz!

All das hat zur Folge, dass man sich langweilt und den Abspann herbeisehnt. Bis man es überstanden hat, geht die filmische Qual aber noch einige Zeit weiter. Die Emotionslosigkeit und fehlende Nähe zu den Charakteren sorgen endgültig für einen kompletten Reinfall.

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle".

Die Neuauflage um Dr. Dolittle (Robert Downey, Jr.) ist völlig missraten.
Die Neuauflage um Dr. Dolittle (Robert Downey, Jr.) ist völlig missraten.  © PR/2019 © Universal Pictures

Deutscher Trailer zu "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" mit Robert Downey Jr.

Platz 3: "Siberia" (Kinostart am 2. Juli 2020)

Kein stimmiges Gesamtkunstwerk! Das Drama von Regisseur Abel Ferrara ist eine sinnfreie Aneinanderreihung von Einzelszenen. Der pseudo-intelligente Film ist einer der anstrengendsten des Jahres, obwohl Willem Dafoe stark spielt.

Er verkörpert den rätselhaften Clint, der als Trapper in den kanadischen Bergen das Leben eines Einzelgängers führt. Dort muss er sich nach und nach seinen inneren Dämonen stellen.

Was sich durchaus interessant anhört und visuell mit schönen Aufnahmen auch immer wieder überzeugt, lässt einen völlig kalt, weil es Ferrara nicht gelingt, die Vision in seinem Kopf verständlich auf die Leinwand zu bringen.

Stattdessen fällt es schwer, in dieses Chaos irgendetwas hineinzudeuten. Der Experimentalfilm versagt dort, wo es zählt: bei den Emotionen und der Geschichte. Er will zwar durch eine bedrohliche Atmosphäre mitreißen, schafft dies jedoch nicht mal ansatzweise.

So langweilt man sich während der 91 Minuten sehr, weil man vorne und hinten nicht mehr durchsieht, da die Grenzen zwischen Traum und Realität verwischen.

Es ist bezeichnend, dass Ferrara im Presseheft sagte, dass es "nicht um ein perfektes Drehbuch" ging, sondern um gewaltige Bilder. Das merkt man seiner Umsetzung deutlich an. Erklärungen gibt es nicht, der Filmschaffende macht es sich sehr einfach, indem er sein Werk so gestaltet, dass man es in alle Richtungen deuten kann.

Das Interesse am Lösen der Rätsel flaut schnell ab, man betrachtet die Handlung aus weiter Ferne, weil ihr die Stringenz völlig fehlt. Eine Bruchlandung!

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Siberia".

Clint (Willem Dafoe) pendelt zwischen Träumen und Realität hin und her. Als Zuschauer verliert man (vom Regisseur so gewollt) völlig den Überblick.
Clint (Willem Dafoe) pendelt zwischen Träumen und Realität hin und her. Als Zuschauer verliert man (vom Regisseur so gewollt) völlig den Überblick.  © PR/PORT AU PRINCE PICTURES 2020

Deutscher Trailer zu "Siberia" mit Willem Dafoe

Platz 2: "Pandemie" (Kinostart am 6. August)

Dreist! Der Horror-Schocker "Pandemie" kam sieben Jahre nach seiner Veröffentlichung in Südkorea auch hierzulande in die Kinos und wollte auf der Corona-Welle surfen.

Dafür wurde auch beim Titel auf jedwede Genauigkeit verzichtet. Es geht nämlich um einen regionalen Ausbruch, eine Epidemie, und keine weltweite Verbreitung (Pandemie). Auch die Machart allgemein ist extrem reißerisch und überzogen.

Im April 2014 kommt eine Gruppe Flüchtlinge in einem Container im südkoreanischen Bundang an. Alle sterben, nur der Patient X überlebt und trägt die Antikörper in sich.

Zwei Retter finden die Toten, untersuchen sie ungeschützt, stecken sich an, verbreiten das Virus und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Die Krankenhäuser sind bald völlig überlastet, ein Impfstoff gegen die mutierte Form der Vogelgrippe muss schnell gefunden werden, denn die Menschen verhalten sich extrem dumm, verfallen in Panik und werden in Lager gepfercht, wo die Toten in riesigen Hallen verbrannt werden.

Das hört sich alles durchaus realitätsnah an, ist aber so übertrieben inszeniert, dass man sich nur an den Kopf fassen kann. Das Verhalten der Charaktere ist so dämlich, dass es wehtut. Schließlich zeigt sich aktuell, dass die Realität genug Dummheit bereithält. Da muss man diesen Aspekt nicht auch noch so extrem überzeichnen.

Doch die Macher wollen mit allen Mitteln Schockmomente erzwingen, was aber schlichtweg nicht funktioniert. Schon gar nicht in der grottenschlechten deutschen Fassung, wo die Synchronisation unterirdisch ist. Sie ist ein cineastisches Desaster und kostet den Film viel Atmosphäre!

So langweilt man sich gerade in der ersten Hälfte der 121 Minuten sehr. Die dümmlichen Dialoge, die oberflächliche Story und vor allem die erschreckend unstimmige Ausführung, die Panik und Angst verstärkt, verderben jeden Spaß im Ansatz, weshalb dieses Werk qualitativ eine Katastrophe ist.

Hier kommt Ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Pandemie".

In "Pandemie" wird hinsichtlich Panik, Angst und Schrecken geklotzt und nicht gekleckert! Die reißerische Machart ist extrem deplatziert.
In "Pandemie" wird hinsichtlich Panik, Angst und Schrecken geklotzt und nicht gekleckert! Die reißerische Machart ist extrem deplatziert.  © PR/Busch Media Group

Deutscher Trailer zum südkoreanischen Virus-Schocker "Pandemie"

Platz 1: "Mossad" (Kinostart am 13. August)

Eine bodenlose Frechheit! Diese Peinlich-Parodie ist der mit Abstand schlechteste Film des Jahres. In ihr steht der vermeintlich kernige Mossad-Agent Guy Moran (Tsahi Halevi) im Blickpunkt.

Der will einen Kollegen befreien, doch das geht gründlich schief, sodass er entlassen wird. Drei Jahre lang gammelt er vor sich hin, ehe ein US-amerikanischer Milliardär entführt wird. Guy ergreift mit der Hilfe von CIA-Agentin Linda Harris (Efrat Dor) die Chance, seinen Ruf wieder reinzuwaschen.

Selten sitzt man so fassungslos vor einer Komödie wie hier. Die Gags haben ein grausames Niveau, weshalb man sich fast durchgehend fremdschämt. Es tut fast schon körperlich weh, sich die Dialoge anzuhören - gerade in der ausdruckslosen deutschen Fassung.

Die ist wie in "Pandemie" eine absolute Unverschämtheit und sorgt dafür, dass die ohnehin schon katastrophale Qualität noch weiter absackt. Bei dieser lieblosen Billigproduktion voller Oberflächlichkeit blutet Cineasten das Filmherz! Denn auch Drehbuch, Erzähltempo und Dramaturgie haben gewaltige Schwächen.

Mit Klischees wird nämlich nicht gespielt, nein, sie werden reihenweise bedient! Die Figuren bieten kein Identifikationspotenzial, sie sind eindimensional, komplett austauschbar und einfach uninteressant. Als wäre all das noch nicht genug, gibt es keinen roten Faden, keine echte Handlung, aber billige Spezialeffekte und eine peinliche Aufmachung. Für Kino-Fans eine wahre Tortur!

Hier kommt ihr zur >>> TAG24-Kritik von "Mossad".

"Mossad" ist der mit Abstand schlechteste Film des Jahres - vor allem in der entsetzlich schlechten deutschen Fassung!
"Mossad" ist der mit Abstand schlechteste Film des Jahres - vor allem in der entsetzlich schlechten deutschen Fassung!  © PR/Kinostar Filmverleih GmbH

Deutscher Trailer zu "Mossad" mit Tsahi Halevi und Efrat Dor

"Pinocchio", "Favolacce" und "Mogul Mowgli" enttäuschten auf der 70. Berlinale zutiefst!

Auch außerhalb regulärer Kinostarts gab es einige Reinfälle. Auf der Berlinale war es die italienische Verfilmung von "Pinocchio" (mittlerweile bei Amazon Prime Video im Programm enthalten), für die immerhin Matteo Garrone verantwortlich war, der mit Roberto Benigni einen "Oscar"-Preisträger vor die Kamera holte. Selten war die Enttäuschung so groß. Denn an Unstimmigkeiten und Disharmonie war die Neuauflage nicht zu überbieten!

Ebenfalls aus Italien kam mit dem Möchtegern-intelligenten Werk "Favolacce" eine weitere Bruchlandung. Auch das pakistanische Musikdrama "Mogul Mowgli" mit Riz Ahmed in der Hauptrolle enttäuschte auf ganzer Linie.

Titelfoto: PR/2019 Universal Pictures/Kinostar Filmverleih GmbH/Busch Media Group

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