MDR-Doku mit Olaf Schubert: So steht es wirklich um die Veranstaltungsbranche
Leipzig - Kaum ein anderer Industriezweig hat so sehr unter den Corona-Maßnahmen gelitten wie die Konzert- und Veranstaltungsbranche. Nach zwei Jahren der Unsicherheit versuchen Musiker, Veranstalter und Bühnenbauer den Neuanfang, doch die Hürden sind größer, als manch einer ahnen mag.

Unter dem Titel "Verschoben. Abgesagt. Aufgegeben?" wirft das MDR-Format "exactly" einen Blick auf die Branche, lässt Veranstalter, Musiker und Bühnenbauer zu Wort kommen und fragt nach, wie es um die Industrie steht. Dabei wird klar: Die Probleme reichen um einiges weiter als nur bis zum nächsten Gehaltsscheck.
"Wir brauchen eine Image-Rettung oder einen Wiederaufbau", sagt beispielsweise Christian Dietzel, Sprecher der Initiative Alarmstufe Rot. Diese führt seit Pandemiebeginn die Sorgen und Nöte von Veranstaltern zusammen und vermittelt in Richtung Politik.
Alarmstufe Rot habe Verbindungen zu Abgeordneten aufbauen und so Forderungen direkt stellen können. Doch seit dem Regierungswechsel müssen neue Partner gefunden werden. Die Forderung der Initiative: Die Politik müsse endlich die Systemrelevanz der Branche anerkennen.
Gründe gäbe es allemal: Mit einer Million Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 130 Milliarden Euro ist die Konzert- und Veranstaltungsbranche der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands. Doch die Branche hat gelitten.
"Wir haben fast 50 Prozent unserer Mitarbeiter verloren. Zwei Jahre lang mit Kurzarbeit und knappem Gehalt Zuhause sitzen, das macht keiner mit", so Christian Dietzel.
"Menschen wird quasi über Nacht die Daseinsberechtigung abgesprochen"

Von dem Wiederaufbau erhofft er sich, dass Gäste wieder zu Messen, Konzerten und Veranstaltungen gehen und Mitarbeiter wieder an die Branche glauben. "Das ist natürlich eine Kostenanstrengung. Da brauchen wir politisch eine finanzielle Unterstützung."
Auch die grundsätzliche Förderpolitik müsse überdacht werden. "Momentan wird immer im Zwei-Monats-Rhythmus entschieden, welches Förderprogramm wie lang verlängert wird. Was wir brauchen, ist eine Versicherung, dass die Veranstaltungsbranche unterstützt wird bis sechs Monate über das Krisenende hinaus. Wir haben einen Veranstaltungsvorlauf von sechs Monaten. Erst dann können wir Rechnungen stellen und uns selber finanzieren."
Auch Comedian Olaf Schubert (54) kommt in der Reportage zu Wort. Er selbst habe innerhalb der Branche finanziell noch zu den glücklichen gehört. "Aber vielen Menschen wird ja quasi über Nacht die Daseinsberechtigung abgesprochen, wenn es dann plötzlich heißt, das sei nicht mehr so wichtig, wenn jetzt hier einer geigt oder sich sonst wie müht."
Dass Schubert die Krise mit Humor nimmt, sei zu erwarten gewesen. Doch über das unschöne Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, kann auch er nicht hinweg witzeln.
Viele seien auch heute noch verunsichert, heißt es zum Ende der Reportage. Sie wüssten nicht, was auf sie zukommt. Nach Jahren der Sorge und der Perspektivlosigkeit ist es Zeit, endlich auch der Veranstaltungsbranche unter die Arme zu greifen.
"Verschoben. Abgesagt. Aufgegeben? Die Veranstaltungsbranche kämpft um ihr Comeback" gibt es als Video-on-Demand in der ARD-Mediathek.
Titelfoto: Guido Kirchner/dpa