Nach CDU-Auftritt: Indie-Band will Song über Claudia Pechstein nicht mehr spielen
Berlin - Mit ihren in Polizeiuniform vorgetragenen Wutbürger-Parolen auf einem CDU-Event hat sich die frühere Eisschnellläuferin Claudia Pechstein (51) nicht viele Freunde gemacht. Eine Indie-Pop-Band hat nun Konsequenzen gezogen.
"Und da fährt Claudia Pechstein / Das macht sie schon seit tausend Jahren / Wenn man was liebt, kann's ja nicht schlecht sein" - mit diesen Zeilen beginnt der Song "Auf Eis" der Berliner Band Von wegen Lisbeth.
So wie die Olympionikin auf dem Eis ihre Runden dreht, besingt der Protagonist in dem Lied das vertraute Gefühl, sich ewig im Kreis zu bewegen.
Doch trotz der quasi universellen Thematik wollen Von wegen Lisbeth das Stück in dieser Form künftig nicht mehr spielen. Eine Begründung lieferten die Musiker in einem Post auf Instagram.
"Wir möchten einer Person, die in Polizeiuniform eine Parteitagsrede hält und dabei unter anderem rassistische Ressentiments verbreitet, nun wirklich kein musikalisches Denkmal auf der Bühne bauen", heißt es in dem Statement (Rechtschreibung angepasst). Pechstein werde seit ihrem Auftritt in der Öffentlichkeit nicht mehr allein als Sportlerin wahrgenommen.
Doch die Indie-Popper haben schon eine Idee: "Da der Song ja vom Schlittschuhfahren handelt und es so gesehen relativ egal ist, welche Person genau da jetzt ihre Runden dreht, haben wir überlegt, ob es für uns eine Möglichkeit sein könnte, den Namen in Zukunft einfach auszutauschen", schreibt die Band weiter.
Dann bittet Von wegen Lisbeth die "Eislauffreaks" unter den Fans noch um Vorschläge für einen möglichen Ersatz.
"Auf Eis": Diesen Song boykottieren Von wegen Lisbeth nun selbst
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Die Anhänger der Band stehen zu einem Großteil hinter der Entscheidung, wie ein Blick in die Kommentarspalte zeigt.
Einige User haben auch bereits einige Namen in den Ring geworden, etwa Stephanie Beckert (35, Olympiasiegerin von 2010), den japanischen Eiskunstläufer Yuzuru Hanyu (28) und die 19-fache Weltmeisterin Gunda Niemann-Stirnemann (56).
In ihrer viel diskutierten Rede hatte Claudia Pechstein am vergangenen Samstag auf dem CDU-Konvent in Berlin über Gendersternchen geklagt, eine Rückkehr des traditionellen Familienbildes gefordert und Angst vor Asylbewerbern und Menschen mit migrantischem Erscheinungsbild geschürt.
Kritisiert wurde auch das Tragen einer Polizeiuniform, mit der Pechstein (51) gegen das Neutralitätsgebot verstoße.
Titelfoto: Michael Kappeler/dpa