Micky-Beisenherz-Podcast über Gil Ofarim: "Wasser auf die Mühlen der Falschen"

Hamburg/Leipzig - War die Kette sichtbar oder nicht? Nachdem am Sonntag Videoaufnahmen aus dem Leipziger "Westin"-Hotel veröffentlicht wurden, werden die Zweifel an der Geschichte Gil Ofarims (39) immer lauter. Moderator Micky Beisenherz (44) hat den Fall in seiner neuen Podcast-Folge aufgegriffen. Dabei gab es nicht nur mahnende Worte an den Musiker.

Seit vergangenem Jahr betreibt Moderator Micky Beisenherz (44) den Podcast "Apokalypse & Filterkaffee", in dem er immer wieder tagesaktuelle Themen aufgreift.
Seit vergangenem Jahr betreibt Moderator Micky Beisenherz (44) den Podcast "Apokalypse & Filterkaffee", in dem er immer wieder tagesaktuelle Themen aufgreift.  © Markus Scholz/dpa

Zusammen mit Journalist und Autor Hajo Schumacher (57) spricht Beisenherz in der neuen Episode seines Podcasts "Apokalypse & Filterkaffee" über tagesaktuelle Themen: Die Grünen stimmen für Koalitionsverhandlungen, der neue Song von Adele und natürlich durfte auch der Fall Ofarim nicht fehlen.

Gil Ofarim hatte Anfang Oktober ein Video veröffentlicht, in dem er schwere Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Leipziger Hotel "The Westin" äußerte. Weil er angeblich einen Davidstern um den Hals getragen hatte, habe ein Mitarbeiter des Hotels ihm den Check-in verweigert.

Neue Entwicklungen in dem Fall werfen nun jedoch ein anderes Licht auf die Geschehnisse. In Videoaufnahmen der Überwachungskameras, die die Bild-Zeitung am Sonntag veröffentlichte, ist zwar Ofarim im Streit mit dem Hotelpersonal zu sehen, die Kette mit dem Davidstern allerdings nicht.

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Auch die Polizei soll mittlerweile Zweifel am ursprünglichen Ablauf der Ereignisse haben.

"Man befeuert genau die, die man nicht befeuern will"

In der aktuellen Folge geht es dabei auch um den Fall Gil Ofarim (39), an dessen Antisemitismus-Vorwürfen gegen das Leipziger Hotel "The Westin" nun Zweifel aufkommen.
In der aktuellen Folge geht es dabei auch um den Fall Gil Ofarim (39), an dessen Antisemitismus-Vorwürfen gegen das Leipziger Hotel "The Westin" nun Zweifel aufkommen.  © Screenshot/instagram.com/gilofarim/

"Mir wird angst und bange bei der Geschichte aus vielerlei [Gründen]", fährt es aus Hajo Schumacher heraus, nachdem Beisenherz ihn auf den aktuellen Stand des Falls gebracht hat. "Erstens haben viele von uns, glaube ich, gelernt: Das erste, naheliegende Reflexchen ist vielleicht zu unterdrücken. Das gilt, glaube ich, auch für den Musiker Ofarim."

Beisenherz stellt dabei klar, dass die Reaktion gerechtfertigt sei, sollten die Schilderungen zutreffen. Auch Ofarims spätere Äußerung, es würde um etwas Größeres gehen, nämlich Antisemitismus, sei korrekt. "Riesen-Problem, müssen wir überhaupt nicht drüber reden", so Schumacher.

"Trotzdem, wenn das Argument war: 'Ich wurde antisemitisch beleidigt mit dem Satz, ich soll die Kette wegpacken.' Und dieser Satz ist nicht gefallen, weil er ja keine zum Wegpacken hatte, das ist doch Wasser auf die Mühlen der Grundfalschen", sagt der Journalist. "Man befeuert genau die, die man nicht befeuern will."

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Auch wenn sich die Geschichte nie vollständig aufklären lasse und schließlich Aussage gegen Aussage stehen würde, bleibe stets ein bitterer Beigeschmack.

Einfach mal die Füße stillhalten

Ofarim warf Mitarbeitern des Hotels vor, ihm den Check-in verweigert zu haben, weil er einen Davidstern um den Hals trug. Die Äußerungen des Musikers haben einen Sturm der Entrüstung und des Unmuts gegen das Hotel hervorgerufen.
Ofarim warf Mitarbeitern des Hotels vor, ihm den Check-in verweigert zu haben, weil er einen Davidstern um den Hals trug. Die Äußerungen des Musikers haben einen Sturm der Entrüstung und des Unmuts gegen das Hotel hervorgerufen.  © Dirk Knofe/dpa

Beisenherz und Schumacher üben dazu Kritik am Verhalten von Social-Media-Nutzern und Medien.

"Bei dir ist es doch auch so: Wenn sich solche Stürme innerhalb weniger Stunden aufbauen, hältst du dich doch, egal auf welchem Social-Media-Kanal, auch zurück, oder?", will der Journalist von dem Moderator wissen. Beisenherz versuche dies zumindest. "Speziell, wenn es um Einzelpersonen geht oder Dinge, die noch nicht geprüft worden." Eine Quelle allein reiche nicht aus, erklärt Beisenherz.

"Aber das ist eben leider auch so ein Signum unserer Zeit, dass wir manche Geschichten auch zu gerne glauben, weil sie in unser Gesellschaftsbild passen und wir manchmal zu unkritisch danach gieren, dieses Bild bestätigt zu sehen", setzt der Moderator seine Kritik fort. "Wie gesagt, wir wissen derzeit nichts, aber es ist eben auch so: Auch diese Geschichte passte zu gut ins Bild."

Ein Lehrstück für alle Beteiligten, einfach mal die Füße stillzuhalten, fasst Hajo Schumacher die Meinungen schließlich zusammen.

Titelfoto: Montage: Screenshot/instagram.com/gilofarim/, Markus Scholz/dpa

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