Jean Paul Gaultier: Star-Designer spricht über das letzte Tabu der Modewelt

München - Die Modewelt hat aus Sicht von Star-Designer Jean Paul Gaultier (70) noch genau ein Tabu.

Der französische Designer Jean Paul Gaultier (70) war Vorreiter in Sachen Diversität in der Modelbranche.
Der französische Designer Jean Paul Gaultier (70) war Vorreiter in Sachen Diversität in der Modelbranche.  © Lennart Preiss/dpa

"Alter ist in der Mode immer noch ein Tabu. Wahrscheinlich bringen Menschen das Alter nach wie vor mit einem nahenden Tod in Verbindung und sehen das darum nicht so gerne. Aber das ist wahnsinnig schade", sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München.

"Ich erinnere mich daran, dass ich eine Kollektion nur mit weißhaarigen Models machen wollte - mit echt weißem oder grauem Haar, nicht mit Perücken. Eine Journalistin sagte mir damals, sie glaube, das werde nicht funktionieren, weil Frauen sich damit nicht identifizieren wollen. Mensch, das ist doch falsch. Wir gehen diesen Weg doch alle irgendwann mal und darum müssen wir den Blick auf das Alter ändern."

Der Franzose, der Männer in Röcke steckte und Pop-Ikone Madonna (64) in ihr ikonisches Gold-Korsett, war einer der ersten, der auch auf Models setzte, die nicht dem klassischen Schönheitsideal entsprachen, dicker waren oder kleiner - und diverser.

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Es dauerte sehr lange, bis weitere Teile der Branche Gaultiers Vorbild folgten - "weil der Mensch eben langsam ist", sagte der 70-jährige Unternehmer.

Jean Paul Gaultier: "Wir sind alle Freaks und wir sind alle wunderschöne Freaks"

Gaultier bei einer Präsentation im Jahr 1984.
Gaultier bei einer Präsentation im Jahr 1984.  © Alexis Duclos/AP/dpa

"Es gab eben lange bestimme Regeln und gewisse Codes, die die Modewelt bestimmt haben. Und es dauert lange, bis sich so etwas ändert. Das ist ähnlich wie in der Politik oder bei Behörden. Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Menschen heute offener sind, denn ich glaube, es gibt viele, die sich darüber freuen, dass Menschen so unterschiedlich sind", so der Franzose.

Jean Paul Gaultier prägte ganze Modejahrzehnte, galt wegen seiner provokanten, manchmal sogar skandalösen Entwürfe lange als "enfant terrible". Vor zwei Jahren verabschiedete sich der heute 70-Jährige, dessen Name auch zu einer Parfümmarke geworden ist, mit einer großen Haute-Couture-Show vom Laufsteg - aber nicht komplett aus der Modewelt.

Im vergangenen Jahr trat er beispielsweise als Gastjuror in Heidi Klums (49) Castingshow "Germany's Next Topmodel" auf - und sorgte mit seinen Designs einmal mehr für Aufsehen, weil er die Nachwuchsmodels in knappe Lederoutfits steckte.

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Im kommenden Jahr kommt Gaultiers "Fashion Freak Show" über seine fünf Jahrzehnte im Modezirkus erstmals nach Deutschland, ist vom 20. bis zum 27. Juli in der Münchner Isar-Philharmonie zu sehen.

"Meine Fashion Freak Show zeigt vor allem: Wir sind alle Freaks und wir sind alle wunderschöne Freaks", sagte Gaultier. "Schönheit ist überall und kommt in allen Formen: unterschiedliche Geschlechter, unterschiedliche Körper, unterschiedliche Ästhetiken."

Titelfoto: Lennart Preiss/dpa

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