Hamburg - Der zweifache Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste (41) engagiert sich seit diesem Jahr offiziell als Botschafter der internationalen Kinderhilfsorganisation "Right To Play" und hat im Rahmen der weltweiten Bewegung "Giving Tuesday" (2. Dezember) einmal mehr auf das Engagement aufmerksam gemacht. Im TAG24-Interview sprach der gebürtige Hamburger über die Bedeutung von Sport in Krisengebieten und die gesellschaftliche Rolle von Athleten.
Seit 25 Jahren setzt sich "Right To Play" dafür ein, benachteiligten Kindern in Afrika, Asien und dem Nahen Osten mit der "positiven und spielerischen Kraft von Sport" Selbstvertrauen, Kompetenzen und Wissen zu vermitteln.
Allein im vergangenen Jahr nahmen 4,7 Millionen Kinder und 86.000 Jugendliche an den unterschiedlichen Programmen teil.
"Spielen ist Luxus, aber eigentlich ein elementarer Grundstein in der Entwicklung des Menschen", so Sven Schröder, ehemaliger Geschäftsführer von "Right To Play Deutschland", gegenüber TAG24. "Sport ist dabei weit mehr als nur ein Wettbewerb und eine Siegerpose!"
Jedes Jahr veranstaltet die Hilfsorganisation eine Charity-Gala, die 2024 erstmalig im Hamburger HSV-Stadion stattfand und wo auch Moritz Fürste als Gast geladen war. "Manche Benefizveranstaltungen sind austauschbar, aber die von 'Right To Play' war anders", so der 41-Jährige gegenüber TAG24. Über Sportmoderator Marco Hagemann (49), der ebenfalls Botschafter ist, entstand schließlich der persönliche Kontakt.
"Wenn ich - in diesem Fall zusammen mit meiner Frau Stephanie - irgendwo mitmache, dann wollen wir uns auch wirklich engagieren", so Fürste. Es gehe ihnen nicht darum, auf einer Liste von Botschaftern zu stehen, sondern langfristig wirklich etwas zu bewirken. Ihr Ziel sei es, dazu beizutragen, dass möglichst viel Geld zusammenkommt, um Kindern weltweit "wortwörtlich einen Sportplatz zu ermöglichen".
Ein bestimmtes Projekt habe er dabei nicht im Blick. Ihm gehe es vor allem darum, die "Power of Play" persönlich zu erleben - die Energie, die Sport und Spiel bei Kindern auslösen, und zu sehen, wie diese Aktivitäten ihr Leben nachhaltig verändern.
Moritz Fürste fordert mehr Wertschätzung für Sportler in Deutschland
TAG24: Herr Fürste, welches Erlebnis aus Ihrer eigenen Kindheit hat Sie im Sport besonders geprägt - und warum kann Sport gerade Kindern in Krisengebieten so viel Halt geben?
Fürste: Ich verbinde mein ganzes Leben mit Sport. Ich habe viele Saisons in Indien gespielt und dort zahlreiche lebensverändernde Momente erlebt - unter anderem, weil ich viele Familien meiner Mitspieler zu Hause besucht habe, die zum Teil in ärmsten Verhältnissen in den Slums von Mumbai lebten. Mit Anfang 20 wurde mir dort zum ersten Mal richtig bewusst, welche Bedeutung Sport haben kann.
Ich habe gesehen, was es für Kinder in diesen Regionen bedeutet, wenn sie Sport treiben - und welche Vorbildfunktion ein Mitspieler von mir hatte, der selbst im Slum aufgewachsen ist. Bei einem Heimspiel in Mumbai haben ihn 2000 Kinder angefeuert. Das ist toll und brauchen wir viel mehr überall auf der Welt.
TAG24: Welche Verantwortung tragen Athleten heute in der Gesellschaft? Und sehen Sie sich selbst als Vorbild, vielleicht auch für andere Sportler, sich zu engagieren?Fürste: Athleten tragen zweifellos eine große Verantwortung. Gleichzeitig herrscht jedoch ein deutliches Ungleichgewicht: Zwar erwartet die Gesellschaft vorbildliches Verhalten, gibt den Sportler aber oft nicht das Gefühl, dass diese Verantwortung wirklich real anerkannt wird.
Man kann nicht verlangen, dass Athleten Vorbilder sind, ihnen aber insbesondere in Deutschland nicht im Ansatz die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen. Dieses Missverhältnis ist enorm. Sportler sollen sich vorbildlich verhalten und als Inspiration für Kinder dienen - und das wollen sie auch -, doch gleichzeitig erhalten sie viel zu wenig Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung.
Dieses Beispiel hat nicht konkret mit "Right To Play" zu tun, aber es ist ein Thema, auf das ich gerne aufmerksam mache.