Hempel bei Maischberger: Hajo Seppelt widerspricht Buschkow erneut

Dresden/Berlin - Kurz nachdem der freigestellte Bundestrainer Lutz Buschkow (64) in einem Interview gesagt hat, nichts von den Missbrauchsvorwürfen von Jan Hempel (51) 1997 gewusst zu haben, hat Journalist und Dokumentar-Filmer Hajo Seppelt (59) der Darstellung erneut widersprochen.

Sandra Maischberger (56, r.) und ihre Gäste vom Dienstagabend.
Sandra Maischberger (56, r.) und ihre Gäste vom Dienstagabend.  © IMAGO / Klaus W. Schmidt

Er war gemeinsam mit Hempel am Dienstagabend in der ersten "Maischberger"-Sendung in der ARD nach der Sommerpause eingeladen und wurde neben dem ehemaligen Weltklasse-Springer zu seinem Dokumentarfilm "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" befragt.

"Wir haben Zeitzeugen, die ganz klar sagen, natürlich hat man darüber im internen Kreis, untereinander geredet, natürlich war das bekannt, natürlich war das hochpeinlich und alle haben gesagt, decken wir mal den Mantel des Schweigens drüber und hoffen, dass die Geschichte an uns vorüberzieht", erklärte Seppelt in Bezug auf Hempels Vorwurf, man habe seinen Fall damals vertuschen wollen.

Sowohl Buschkow als auch sein ehemaliger Trainer Frank Taubert (66) in Dresden stellen dies aber anders dar. Denn laut den beiden habe sich Hempel damals Bundestrainerin Ulla Klinger (†58/2006) anvertraut und den Wunsch klar geäußert, dass zum Schutz seiner Person und seiner Familie sein Fall nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll. Die anderen Trainer seien dann auch nicht informiert worden.

Nach Skandal-Comeback von Corona-Leugner Xavier Naidoo: Oliver Pocher meldet sich zu Wort!
Oliver Pocher Nach Skandal-Comeback von Corona-Leugner Xavier Naidoo: Oliver Pocher meldet sich zu Wort!

Laut Hempel sei er unter Druck gesetzt worden, die Sportart nicht zu beschmutzen und die Karrieren der Trainer nichts aufs Spiel zu setzen. Zur Anzeige brachte er die Vorkommnisse von damals selbst nicht.

Jan Hempel bei Maischberger: "Mann muss überhaupt erst mal bereit sein, darüber zu sprechen"

Hajo Seppelt (59, l.) und Jan Hempel (51, r.) waren am Dienstagabend bei Sandra Maischberger zu Gast.
Hajo Seppelt (59, l.) und Jan Hempel (51, r.) waren am Dienstagabend bei Sandra Maischberger zu Gast.  © IMAGO / Political-Moments

Auf die Frage von Sandra Maischberger (56), warum er sich jetzt im Zuge der Dokumentation zum Reden entschlossen habe, sagt Hempel:

"Erst mal muss man überhaupt selber bereit sein, darüber zu sprechen, sich zu öffnen. Das ist für Betroffene immer sehr schwer, überhaupt Menschen zu finden, die einen dann verstehen. Das war eine lange Phase", so der 51-Jährige.

Zudem sei er mittlerweile an Alzheimer erkrankt, "die Erinnerungen an die frühere Zeit schwinden", sagt einer der erfolgreichsten Wasserspringer der deutschen Geschichte. Außerdem wolle er etwas für die Zukunft tun, aber auch "irgendwann für mich abschließen".

Kein leichter Start ins Leben: Fußballstar und Moderatorin sind wieder Eltern!
Promis & Stars Kein leichter Start ins Leben: Fußballstar und Moderatorin sind wieder Eltern!

Maischberger wollte im weiteren Verlauf des Gesprächs wissen, warum sich Hempel nicht seiner Mutter anvertrauen konnte.

"Da war zu viel Scham dabei. Sie hatte ihr eigenes Päckchen zu tragen, die Scheidung war gerade vorüber. Ich war in Spitzenzeiten bis zu einem halben Jahr unterwegs, da war der Kontakt nicht unbedingt so da", blickt Hempel zurück.

Bereits in der Doku hatte er berichtet, dass seine Mutter ihn bei seinem damaligen Trainer Werner Langer (†2001) übernachten ließ, wenn Besuch aus dem Westen kam, der Coach hatte somit die Möglichkeit, sich das Vertrauen des Sportlers zu erschleichen.

Gezeigt wurde auch einer von Hempels Sprüngen bei Olympia 1992 in Barcelona vom 10-Meter-Turm. Unmittelbar vor dem Finale soll Langer ihn auf einer Toilette im Schwimmstadion vergewaltigt haben. Auf die Frage, wem er die Schuld für den verpatzten Sprung gab, sagt der ehemalige Sportler: "In dem Moment nur mir. In dem Moment konnte mir kein anderer helfen. Ich musste den Sprung springen, dass ein ganz anderer Rucksack hintendrauf hing, das konnte ich ja keinem sagen."

Titelfoto: IMAGO / Political-Moments

Mehr zum Thema Sandra Maischberger: