Was Vanessa Mai so alles macht: Neues Album und...
Von Martin Oversohl
Backnang - Singt Vanessa Mai (30) Schlager? Oder rappt sie? Oder beides? Egal, sagt sie, und produziert weiter "frei Schnauze". Nicht nur auf ihrem neuen Album "Metamorphose". Die Sängerin hat außerdem ihre Autobiografie geschrieben.
Man könnte sagen, Vanessa Mai sei wieder dort angekommen, wo für sie alles begonnen hat. In der Welt der Schlager, der gängigen Melodien und seichteren Texte, der Ohrwurm-Refrains, des Herzschmerzes. Weit gefehlt. Denn die Sängerin ist im Laufe der vergangenen Jahre einen großen Schritt weiter gekommen. Herz, Schmerz und Schlager sind mittlerweile lediglich Teile des Programms, die einstigen Genregrenzen hat sie hinter sich gelassen.
Stärker noch als in den vorangegangenen, jährlich erscheinenden Alben spielt die 30-Jährige aus dem württembergischen Backnang mit den Kategorien.
"Ich habe angefangen, Musik zu machen, völlig unbeschwert und frei von jeglichen Schubladen", sagt sie.
"Freischwimmen" nennt die Musikerin das, was sie in den vergangenen Jahren vom einst eher klassischen Schlager entfernt hat. "Ich habe mich von vielen Dingen befreit und stehe jetzt einfach sehr unabhängig da", sagt sie.
"Ich muss jetzt niemanden mehr fragen, was ich machen darf, es ist mein eigenes Ding geworden."
"Metamorphose" ist das achte Studioalbum von Vanessa Mai
Und so finden sich auf ihrem achten Studioalbum "Metamorphose" (Sony Music) satte Schlagerzuschnitte wie "Süchtig" und "Vibe", das erotisch aufgeladene "Zehenspitzen" und die jüngste Single-Auskopplung "747", in der Mai ihre eigene Geschichte in der dritten Person erzählt ("Kein Ziel zu groß, kein Weg zu weit. Doch keiner, der dran glaubt. Ein Schritt zurück und zwei nach vorn, sie gibt nicht auf").
Wenig überraschend wird Mai auf der Suche nach Kooperationen erneut bei Künstlern aus der Rap- und Hip-Hop-Szene fündig. Mit Sido (41) hat sie bereits den Song "Happy End" veröffentlicht, auch "Als ob du mich liebst" mit Popsänger Mike Singer (22), "Melatonin" (ART) und "Schwarze Herzen" mit CIVO lassen von Mais einstiger musikalischer Heimat und frühen Erfolgssongs wie "Mein Herz schlägt Schlager" (2015) wenig erahnen.
Aber es hat auch etwas Erfrischendes, im Tracklisting von modernen Beats und Rappern überrascht zu werden, wo man sonst Liebesschmerz und vielleicht auch eine Prise Kitsch erwarten würde.
Das Mitteilungsbedürfnis von Vanessa Mai ist groß
Das Mitteilungsbedürfnis von Vanessa Mai ist groß. So groß, dass auch ein Buch erscheint. "I do it Mai Way", so lautet der Titel. Erscheinen soll es im Herbst.
Für eine erste Bilanz ist es nie zu früh, wird sich die Popsängerin gedacht haben. "Es wurde so krass viel geschrieben und jetzt dachte ich mir, ist es an der Zeit, dass ich mal schreibe", sagt sie. Ihre ganze Geschichte wolle sie offenlegen, verspricht sie ihren Fans.
Allerdings habe auch ihr der Ausflug ins Autorinnenleben einen Gewinn gebracht: "Das Buch zu schreiben war sehr reflektierend für mich. Es tut gut, alles mal aufzuschreiben, eine Abrechnung wird es aber nicht sein." Mit ihrem Buch wolle sie niemanden "anpinkeln", wie sie sagt. "Aber solch' eine Geschichte bin ich, glaube ich, meinen Fans schuldig. Sie wollen auch viel verstehen. Und das werden sie dann auch."
Musikmachen und Buchschreiben ist immer noch nicht alles, was Vanessa Mai öffentlich so tut.
Abseits der Musikbranche zieht sie für den SWR-YouTube-Kanal "On Mai Way" die Turnschuhe an und interviewt schwitzende Gäste auf dem Laufband, sie stand in einem Spielfilm vor der Kamera und bringt eigene Mode-Kollektionen auf den Markt.
Titelfoto: DPA / Bernd Weißbrod