Kein Prozess: Prinz Andrew will Missbrauchsskandal mit Geld besiegeln
London (Großbritannien) - Kurze Zeit sah es so aus, als würde der Missbrauchsskandal um den britischen Prinzen Andrew (61) im grellen Licht der Öffentlichkeit eines New Yorker Gerichtssaals landen. Richter Lewis Kaplan visierte schon einen Prozess wegen der Klage von Virginia Giuffre für Ende des Jahres an - nach einer Befragung Andrews unter Eid. Doch dazu kommt es nicht.

"Virginia Giuffre und Prinz Andrew haben eine außergerichtliche Einigung erzielt" - so der schlichte Wortlaut eines aktuellen Gerichtsdokuments, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In einem Brief an den New Yorker Richter Lewis Kaplan kündigten beide Konfliktparteien am heutigen Dienstag an, die Einstellung des Prozesses zu beantragen.
Giuffre hatte dem zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. vorgeworfen, sie vor gut 20 Jahren als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Sie sei vom US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein (†2019) und dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell (60) dazu gezwungen worden. Andrew weist die Vorwürfe strikt zurück.
Experten waren sich deshalb zuvor auch nicht einig gewesen, ob der Prinz sich auf einen außergerichtlichen Deal einlassen würde, weil dies nach außen wie ein Schuldeingeständnis wirken könnte.
Vor kurzem hieß es noch, Prinz Andrew stelle sich dem Prozess und solle am 10. März an einem "neutralen Ort" in London unter Eid vor Giuffres Anwälten aussagen. Auch Virginia Giuffre sollte unter Eid aussagen.
Nun fließt stattdessen also Geld an die Klägerin - wie viel, ist unbekannt, aber wenig kann es nicht sein. Andrew teilte mit, Giuffres Wohltätigkeitsorganisation zur Unterstützung von Opfern von Gewalt unterstützen zu wollen.
"Prinz Andrew bedauert seine Verbindung mit Epstein"
"Prinz Andrew hatte nie die Absicht, Frau Giuffre zu verleumden, und er akzeptiert, dass sie sowohl als Opfer von Missbrauch als auch als Folge unfairer öffentlicher Angriffe gelitten hat", heißt es in der Verlautbarung, mit der der Rechtsstreit nun nach dem Willen von Andrew zu den Akten gelegt werden soll.
Auch auf Andrews früheren Freund wird direkt Bezug genommen: Es sei bekannt, dass Jeffrey Epstein über viele Jahre für den Menschenhandel mit unzähligen junge Mädchen verantwortlich sei.
"Prinz Andrew bedauert seine Verbindung mit Epstein und lobt den Mut von Frau Giuffre und anderen Überlebenden, sich für sich selbst und andere einzusetzen."
Titelfoto: dpa/AP/Pool PA/Steve Parsons