Aufschrei im Netz wegen angeblichem Hitlergruß im Fernsehgarten

Mainz - Der ZDF-Fernsehgarten gehört seit Jahrzehnten zum sommerlichen Programm des öffentlichen-rechtlichen TV-Senders. Erst kürzlich feierte die Sendung, die seit Jahren von Andrea Kiewel (57) moderiert wird, mit der 600. Folge ein Jubiläum. Doch bei einer Ausgabe soll es zu einem vermeintlichen Eklat gekommen sein.

Um diese Szene geht es: Mentalcoach Thomas Baschab (61) macht zusammen mit Moderatorin Andrea Kiewel (57) und den Zuschauern eine Übung. Fälschlicherweise sieht es danach aus, als würden alle einen Hitlergruß zeigen.
Um diese Szene geht es: Mentalcoach Thomas Baschab (61) macht zusammen mit Moderatorin Andrea Kiewel (57) und den Zuschauern eine Übung. Fälschlicherweise sieht es danach aus, als würden alle einen Hitlergruß zeigen.  © Screenshot/ZDF

In einem im Netz kursierenden Sharepic wird behauptet, dass im ZDF der verbotene Hitlergruß aus "Solidarität mit der Ukraine" gezeigt worden sei. Das Sharepic enthält als angeblichen Beleg auch ein Bild, auf dem Zuschauer sowie Moderatorin Kiewel die rechten Arme nach vorne gesteckt haben.

Die verbreitete Aufnahme stammt aus der Sendung "Trau Dich" vom 5. Juni 2022. In dieser Ausgabe trägt Andrea Kiewel dasselbe rosafarbene Kleid wie auf dem Foto in dem Sharepic.

Auf dem geteilten Foto steht neben der Moderatorin auch ein Mann mit dunklem Sakko und einem orangefarbenen Oberteil auf der Bühne. Dabei handelt es sich um den Mentalcoach Thomas Baschab (61), den die Moderatorin in jener Sendung vom 5. Juni 2022 ab 52:28 Minuten vorstellt. Seine Kleidung stimmt mit der des Mannes auf dem Sharepic überein.

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Das ZDF hat den Auftritt Baschabs im Fernsehgarten auch als eigenes, kürzeres Video veröffentlicht. Im weiteren Verlauf der Sendung führt der Mentalcoach eine Übung mit den Zuschauerinnen und Zuschauern durch, um zu demonstrieren, dass man mithilfe der Gedanken bestimmte Grenzen überwinden könne (zu sehen ab der 55. Minute / im kürzeren Video ab 2:25 Minuten).

Dazu fordert Baschab die Menschen auf, sich hinzustellen, den rechten Arm nach vorne zu strecken und den Arm anschließend möglichst weit nach hinten zu bewegen. Die Zuschauer sollen sich merken, wie weit sie ihren Arm nach hinten bewegen konnten und sich dann den Bewegungsablauf im Kopf erneut vorstellen - mit dem Ziel, gedanklich den Arm noch weiter nach hinten bewegen zu können. Dann lässt Baschab die Übung ein zweites Mal durchführen.

Kein Hitlergruß im Fernsehgarten sondern ein aus dem Kontext gerissener Screenshot

Immer wieder kommt es in den letzten Wochen zu pro-russischen Fakes im Internet. Der ukrainischen Band Kalush Orchestra wurde beispielsweise eine Nähe zum Faschismus unterstellt.
Immer wieder kommt es in den letzten Wochen zu pro-russischen Fakes im Internet. Der ukrainischen Band Kalush Orchestra wurde beispielsweise eine Nähe zum Faschismus unterstellt.  © Luca Bruno/AP/dpa

Das Foto in dem Sharepic, dass den angeblichen Hitlergruß belegen soll, zeigt einen Ausschnitt dieser zweiten Wiederholung. Bei dem geteilten Bild handelt es sich um einen Screenshot, der bei Minute 56:17 (bzw. bei Minute 3:46 im kürzeren Video) aufgenommen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt ist zu sehen, dass das Standbild mit dem Foto aus dem Sharepic übereinstimmt. Das Foto wurde somit aus dem Kontext gerissen und zeigt keinen Hitlergruß.

Immer wieder kursieren häufig völlig unbelegte Nazi-Vorwürfe gegen Politiker oder Personen des öffentlichen Lebens in den sozialen Medien, die angeblich den Hitlergruß gezeigt haben sollen.

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Insbesondere aber vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges versuchen pro-russische Akteure die Ukraine und den Westen insgesamt als Rechtsradikale und Nationalsozialisten zu brandmarken.

Damit soll der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland gerechtfertigt und das Narrativ der vermeintlichen "Entnazifizierung" gestärkt werden. Nach dem Gewinn beim Eurovision Song Contest (ESC) wurde der ukrainischen Band Kalush Orchestra beispielsweise eine Nähe zum Faschismus unterstellt.

Titelfoto: Screenshot/ZDF

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