Betrugsvorwürfe gegen TV-Show "Mr. Gay Germany": Joyn löscht gesamte Staffel

Köln/Sitges - Der Streaming-Anbieter Joyn hat zu drastischen Mitteln gegriffen und die diesjährig erschienene Premieren-Staffel von "Mr. Gay Germany" aus der Mediathek gelöscht. Offenbar soll die Wahl nicht fair abgelaufen sein.

Lukas Küchen (22) ist der Sieger der diesjährigen "Mr. Gay Germany"-Staffel.
Lukas Küchen (22) ist der Sieger der diesjährigen "Mr. Gay Germany"-Staffel.  © Montage: TAG24/Ratering

Lukas Küchen (22) aus Köln gewann die zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlte Staffel von "Mr. Gay Germany" (TAG24 berichtete). Der Jungunternehmer hat viel auf der Agenda: Er möchte Leuten aus der Community helfen und über Sexualität aufklären. So geht er am heutigen Mittwoch zum Beispiel in den Austausch mit Stolbergs Bürgermeister Patrick Haas, nachdem es dort vor Tagen einen Überfall auf eine 40-jährige Transfrau gegeben hatte.

Eine der vielen wichtigen Aufgaben, die Lukas als Botschafter der LGBTQIA+-Community angehen möchte, und Anfang Februar genau deswegen das Finale von "Mr. Gay Germany" gewann. Doch dass die so gefeierte Erstausstrahlung nun gelöscht wurde, wirft Fragen auf.

"Leider gibt es inzwischen Zweifel am fairen Ablauf des Auswahlprozesses, die wir nach interner Prüfung nicht vollständig aufklären können", erklärte eine Pressesprecherin von Joyn auf Anfrage von TAG24.

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Die Vorwürfe: Lukas und einige der "Mr. Gay Germany"-Juroren sollen bereits vor der Show befreundet gewesen sein, was eine faire Auswertung fraglich machen würde. Als Partner habe man keinen Einfluss auf den Ablauf des Wettbewerbs, heißt es weiter seitens Joyn.

Lukas Küchen ist "Mr. Gay Germany 2023"

"Mr. Gay Germany"-Juror Patrick Dähmlow kann Entscheidung nicht nachvollziehen

Neun Wochen lang kämpften die Kandidaten um den Titel "Mr. Gay Germany 2023".
Neun Wochen lang kämpften die Kandidaten um den Titel "Mr. Gay Germany 2023".  © Joyn/Frank Hempel

"Unter keinen Umständen möchten wir gegebenenfalls unfairem Verhalten eine Plattform bieten. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, MR GAY GERMANY vorerst aus unserem Streaming-Angebot zu entfernen", erklärte Joyn seine Entscheidung weiter.

Man wolle die LGBTQIA+-Community weiterhin repräsentieren, dann jedoch in anderen Formaten. Was das für die Zukunft der Show und eine etwaige nächste Staffel bedeuten könnte, bleibt also vorerst ein Geheimnis.

Patrick Dähmlow ist seit jeher das Gesicht hinter "Mr. Gay Germany" und war bislang mehr als stolz auf sein "Baby", das endlich auch von Kameras begleitet wurde. Jetzt aber ist er mehr als enttäuscht. "Für uns ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar", äußerte er sich gegenüber TAG24. "Wir versichern, dass die Wahl im Rahmen des Regelwerks wie jedes Jahr fair und mit den elf Juroren abgesprochen durchgeführt wurde."

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Die haltlosen Vorwürfe würden dem Wettbewerb und dem Amtsjahr des Titelträgers schaden, so Dähmlow.

Alle Kandidaten seien laut Dähmlow gleichwertig behandelt worden.
Alle Kandidaten seien laut Dähmlow gleichwertig behandelt worden.  © TAG24/Ratering

Dähmlow: "Wettbewerb wird in falsches Licht gerückt"

Denn die Wahl sei zuvor keineswegs beeinflusst gewesen. Zwar kenne man sich aus der queeren Szene in Köln, vor allem Veranstalter Patrick sowie Juror Aaron seien seit einigen Jahren mit Lukas bekannt gewesen. Auch andere Kandidaten würden sich kennen. "Das lässt sich bei queeren Veranstaltungen im gleichen Wohnort auch nicht vermeiden", verteidigte Dähmlow seine Kandidaten sowie seine Show.

"Daraus zu schlussfolgern, es hätte eine unfaire Wahl stattgefunden, konnte problemlos durch Mails und Rückfragen widerlegt werden, denn nach jeder Challenge wurden die Punkte direkt an die Produktion geschickt, außerdem haben insgesamt elf Juroren Punkte gegeben und Lukas durchweg positiv bewertet. Diese Fakten sind der Punkt, warum wir die Entscheidung von Joyn auch nicht nachvollziehen können", fand der Juror und Veranstalter.

Der Wettbewerb werde so in ein falsches Licht gerückt.

Titelfoto: Montage: Joyn/Frank Hempel, TAG24/Ratering

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