Corona-Ausbruch: "Wir hätten die Pandemie aufhalten können"
Berlin - "Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen", sagte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) vor genau zwei Jahren. Auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel (67, CDU) sprach in Regierungsreden Sätze, die nachhallen.

"Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst. Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine derartige Herausforderung an unser Land mehr", so Ex-Kanzlerin Angela Merkel damals vor der ersten Lockdown-Phase, in der keiner von uns wusste, wozu es kommen werde.
Kurz: Corona. Die Welt stand still.
Für viele ist es ein Spuk aus vergangener Zeit - auch wenn der jetzige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) uns bereits ein Herbst-Schreckgespinst an die Viren-Tafel malt.
Es war/ist eine Zeit, die es vermochte, Risse durch Familien zu treiben, Risse durchs politische Deutschland - eine Zeit, die "Schwurbler" hervorbrachte, leere Städte, Homeoffice, Masken zum Alltag gehören ließen, Quarantäne für viele bedeutete, aber auch Impfstoffe, die offenbar schwere Krankheitsverläufe minimieren.
Es gab Beifall für Pflegende, Tests, Einbußen in der Wirtschaft, "Masken-Deals", aber auch viel Solidarität. Und mittendrin eine teils hilflose Politik mit einigen teils widersprüchlichen Maßnahmen.
Corona hat bisher Millionen von Menschenleben gefordert. Merkel: "Das sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern das ist ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner, es sind Menschen."
War es wirklich nicht zu verhindern, dass die Pandemie ein solches Ausmaß annahm? Und ist die Welt heute auf eine vergleichbare Krise besser vorbereitet?
Diesen Fragen geht die ZDF-Doku "Der Ausbruch – War die Pandemie vermeidbar?" nach.
"Wir hätten die Pandemie aufhalten können"

Der Film belegt, wie anfangs im Jahr 2019 die chinesischen Behörden umgehend nach Entdeckung des Virus versuchten, die Veröffentlichung der Genomsequenz zu verhindern. Damit verzögerten sich zwingend notwendige Präventionsmaßnahmen und eine schnelle Test- und Impfstoffentwicklung.
Ende Januar 2020 dann spielte die WHO noch die Möglichkeit einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus herunter – obwohl schon längst Beweise für das Gegenteil vorlagen.
Zur gleichen Zeit trafen in Davos führende Politiker und Entscheider beim Weltwirtschaftsforum zusammen – ohne der aufkommenden Pandemie Beachtung zu schenken.
Und während deutsche Wissenschaftler schon früh vor der Übertragung des Virus durch symptomfreie Infizierte warnten, wurde dies noch lange von WHO und Gesundheitspolitikern geleugnet und ignoriert.
Die Blaupausen für den Umgang mit einer Pandemie lagen seit Jahren in den Schubladen. Wissenschaftler schlugen schon in den ersten Tagen Alarm.
Entscheider hätten weltweit gezielter und schneller reagieren müssen.
Der Ausbruch in Wuhan eröffnete einen Wettlauf gegen die Zeit. Jeremy Farrar, einer der führenden Infektiologen und Direktor des Wellcome Trusts in London, sagt: "Wir hätten die Pandemie aufhalten können."

TV-Tipp: Die Doku "Der Ausbruch" kommt am Dienstag, 17. Mai, um 20.15 Uhr, im ZDF. In der ZDFmediathek ist der Dokumentarfilm bereits ab Montag, 10 Uhr verfügbar.
Titelfoto: Fei Maohua/ZDF/dpa