Mageburg/Leipzig - Der 20. Dezember 2024 wird vielen Menschen in Erinnerung bleiben. Es war der Tag des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt. In einer "exactly"-Dokumentation des MDR kommen jetzt Hinterbliebene und Geschädigte zu Wort.
Als Attentäter Taleb A. (51) mit seinem SUV über den Weihnachtsmarkt fuhr, verletzte er Hunderte Menschen. Sechs Besucher wurden bei dem Angriff getötet.
Der MDR hat sich jetzt mit einigen Opfern und Hinterbliebenen getroffen. Sie schildern den Reportern das Erlebte am Tatabend und wie sich ihr Leben danach verändert hat.
So auch Werner Jacob. Der Schausteller war seit Jahrzehnten mit seinem Grünkohlstand eine feste Institution auf dem Markt. In diesem Jahr übernimmt eine neue Generation seinen Laden.
Der Unternehmer war direkter Zeuge, wie das Auto durch die Menschenmenge gerast ist. Genau dieser Moment des Anschlags komme ihm immer wieder vor seine Augen, sobald er darauf angesprochen wird.
So kann er den Reportern bis heute noch genau schildern, wie seine ersten Eindrücke vor Ort waren. "Dann konnten Sie sehen, wie die Menschen richtig weggeschleudert wurden. Richtig geflogen teilweise. Das war eine Apokalypse gewesen."
Dennoch: "Der Lebensalltag geht weiter", sagt er. Werner Jacob hat sich professionelle Hilfe gesucht. Gleichzeitig zeigt er Verständnis, dass viele Menschen das Erlebte anders verarbeiten und bis heute darunter leiden.
Gedächtnislücken beschäftigen Opfer bis heute
Ganz anders ist es bei Annekatrin Hollburg. Sie war zusammen mit ihrem Mann zu Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Beide wurden bei dem Anschlag verletzt.
Sie selbst kann sich nur noch daran erinnern, dass sich beide vor dem Grünkohlstand befanden. "Ab da ist Schluss. Wirklich wie vor einer schwarzen Wand", berichtet sie den Journalisten.
"Irgendwann bin ich aufgewacht und habe mich um die vielen Leute um mich herum gewundert." Bis heute hat sie Gedächtnislücken zum Vorfall.
Während sie Reanimationsversuche bei anderen Menschen wahrnahm und neben viel Blaulicht auch ein Kind auf einer Trage sah, war in diesem Moment der Verbleib ihres Mannes am wichtigsten. "Matthias, wo bist du? Das ist jetzt nicht witzig", habe sie gedacht. Als sich Helfer sofort um sie kümmerten, habe sie noch immer nicht verstanden, was geschehen war.
Der "Filmriss", wie sie es selber nennt, beschäftigt sie bis heute. "Das ist wie ein Puzzle", sagt Hollburg.
Diese und weitere Einblicke von Zeugen des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt werden in der aktuellen "exactly"-Dokumentation "Lange Schatten: Ein Jahr nach der Amokfahrt in Magdeburg" behandelt. Zu sehen ist sie am Mittwoch um 20.15 Uhr im MDR und online auf YouTube.