"Mir kommt die Galle hoch!" TV-Star Matthes findet deutliche Worte für #allesdichtmachen
Berlin - Die KünstlerInnen-Aktion "allesdichtmachen" mancher Schauspieler und Komparsen schlägt seit Donnerstagnacht hohe Wellen. Sie ist umstritten.

Offenbar "gut gemeint, aber nicht gut gemacht", so der Grundtenor vieler Kritiker. Auch der "Beifall von rechts" sei kalkulierbar gewesen. Hauptargument vieler Kritiker ist der "Zynismus", der in den unzähligen Videos mitschwinge, der in der jetzigen Corona-Situation aber nicht weiterhelfe. Die "Eitelkeit" so mancher Protagonisten wird erkannt.
Ebenso die Empathielosigkeit, mit der die Beteiligten ans "Werk" gingen, sei kritikwürdig. Einige Darsteller rudern zurück, Jan Josef Liefers (56) allerdings ist noch immer damit beschäftigt, überall erklären zu müssen, wie das "eigentlich gemeint war".
Schon dass man eine Aktion so oft erklären muss, macht deutlich: Diese "Kunst" spaltet.
Überaus deutlich wird Ulrich Matthes (62), der unter anderem mit einem der "Aktionisten" (Ulrich Tukur, 63) in dem brillanten Tatort "Im Schmerz geboren" (2014) gemeinsam vor der Kamera stand.
Ulrich Matthes: "Ich war einigermaßen fassungslos"

Ulrich Matthes (unter anderem Präsident der deutschen Filmakademie) findet im Interview in der "KulturZeit" bei 3sat nichts Lobenswertes. Er selbst wurde nicht angefragt mitzumachen bei #allesdichtmachen. "Ich hätte nicht mitgemacht!", stellt er zu Beginn klar.
"Was mich wütend macht und konsterniert, ist die Tatsache, dass diese 'Experten für das Seelenleben von Menschen' glauben, mit einer zynischen Aktion, irgendwas bewegen zu können", so Matthes und weiter: "Diese Aktion, die angesichts des vielen Leids beispielsweise auf Intensivstationen und in vielen anderen Bereichen - Sie merken mir kommt die Galle hoch!", sei nicht zielführend. "Im Gegenteil."
Er wünschte sich eher "Danksagungen" an die vielen Pfleger im Land, statt des Zynismus einiger "Privilegierter, die im letzten Jahr noch viel drehen durften". Auch dass "die gestorbenen Menschen, über 80.000, nicht bedacht wurden", macht Matthes sichtlich wütend.
Er "schießt" im Interview mit Moderatorin Cécile Schortmann (50) auch gegen seinen "Tatort"-Kollegen Ulrich Tukur, der alles schließen will, "denn sind erst alle mausetot, entziehen wir auch dem Virus die Lebensgrundlage", wie es aus dessen Video tönt.
"Wie sollen Menschen das anders als zynisch empfinden?", fragt er am Ende aufgebracht. Zu sehen ist das Interview in der 3sat-Mediathek.
Titelfoto: 3Sat/Kulturzeit