Sieben Stunden (!) schonungsloser Pflege-Notstand: Joko und Klaas schreiben TV-Geschichte

München - Nach 15 Minuten war noch lange nicht Schluss. Knappe sieben Stunden (!) sendete ProSieben am Mittwochabend bis tief in die Nacht den Alltag der Pflegekräfte in Deutschland.

Joko Winterscheidt (42) und Klaas Heufer-Umlauf (37) setzten auf ProSieben erneut ein Zeichen.
Joko Winterscheidt (42) und Klaas Heufer-Umlauf (37) setzten auf ProSieben erneut ein Zeichen.  © Jörg Carstensen/dpa

Joko Winterscheidt (42) und Klaas Heufer-Umlauf (37) hatten durch den Sieg bei "Joko & Klaas gegen ProSieben" eigentlich nur 15 Minuten Sendezeit gewonnen.

Doch erstmals in der Geschichte des Formats war der Sender in den Plan eingeweiht und machte bei der Aktion des Duos mit.

Statt seichter Unterhaltung konnten die Zuschauer die gesamte Frühschicht von Pflegerin Meike Ista per Bodycam miterleben. Sie arbeitet im Knochenmark- und Transplantationszentrum der Uniklinik Münster und hatte sich die Kamera am 18. März umgeschnallt. So trug sie die Zuschauer bei ihrer täglichen Arbeit mit sich.

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Stark: Der Beitrag lief nicht nur eine Viertelstunde, sondern bis nach Mitternacht ohne Werbung (bis auf Joko&Klaas' Hinweis zu ihren Sponsoren). Überstunden quasi: Für Pflegekräfte sind auch sie Alltag.

Im Splitscreen berichteten andere Pflegekräfte von ihrer Arbeit in den Kliniken und Pflegeheimen. Ihre große Hoffnung: dass man so eben nicht erst an die Pflege denkt, wenn man sie selbst braucht.

Unter dem eingeblendeten Hashtag #nichtselbstverständlich beteiligen sich Tausende an der Diskussion auf Twitter. Am Donnerstagmorgen hatten sich bereits 38.200 Tweets angesammelt.

Arbeitsalltag der Pflegekräfte auf ProSieben

Olaf Scholz will Respekt in Löhne und gute Arbeitsbedingungen sehen

Die Zuschauer zeigten sich tief beeindruckt und applaudierten der Aktion im Netz. Zahlreiche Krankenschwestern und -pfleger waren gerührt über den Beitrag und erzählten von ihren Schicksalen.

Angesprochen fühlte sich auch die Politik: Bundesfinanzminister Olaf Scholz (62, SPD) und SPD-Chefin Saskia Esken (59) sahen zu und bedanken sich bei den Pflegekräften.

"Antwort auf diese Erkenntnis ist nicht, Beifall zu klatschen. Respekt heißt: gute Löhne & Arbeitsbedingungen", schrieb Scholz auf Twitter.

Pfleger Alexander Jorde platzt der Kragen: "Worauf warten wir?"

Pfleger Alexander Jorde (25), der bereits 2017 in der ARD-Wahlarena Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, 66) auf die Missstände in der Branche aufmerksam gemacht hatte, äußerte sich ebenfalls im Beitrag.

"Ich will keine Worte mehr, ich will Taten", wetterte Alexander Horde zur Sendung.

"Worauf warten wir? Wann, wenn nicht jetzt? Hört auf zu reden. Handelt! Wir haben keine Zeit mehr", so sein deutlicher Appell an die Politik.

Konkurrenz zieht vor ProSieben den Hut

Sogar die TV-Konkurrenz zeigte sich beeindruckt von der Aktion auf ProSieben. Dass der Sender Zeit für das wichtige Thema Freiräumte und ohne Werbung zeigte, bezeichnete der deutsch-französische Sender Arte als "TV-Geschichte" auf Twitter.

Privat-Sender RTL fand, es werde ein "beeindruckendes Zeichen für die Pflege" gesetzt und lobte: "Starke Aktion!".

Millionen schalten bei Pflegekraft-Doku rein

Im Schnitt haben 730.000 Menschen die Sendung am Mittwochabend verfolgt.

Damit erzielte ProSieben einen Marktanteil von 4,4 Prozent für die spontan ins Programm gehobene Experimental-Echtzeitdoku. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen betrug der Marktanteil sogar gute 12,2 Prozent (530.000 Zuschauer). Als "Nettoreichweite ab 3 Jahren" gab ProSieben 5,84 Millionen Menschen an - damit ist die Zahl der Leute gemeint, die mindestens einmal kurz erreicht worden sind.

Nicht das erste Mal nutzten Joko und Klaas ihre Sendezeit, um brenzlige Themen auf dem ansonsten unterhaltungslastigen Sender zu zeigen. In "Männerwelten" ging es um sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Frauen, bei "A Short Story of Moria" wurden die Zustände in dem abgebrannten griechischen Flüchtlingslager beleuchtet.

In der nächsten Woche hat das Duo bei "Joko und Klaas gegen ProSieben" am Dienstagabend erneut die Chance Sendezeit zu ergattern.

Titelfoto: Bildmontage: Jörg Carstensen/dpa, Screenshot Uniklinikum Münster

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