Hamburger "Schattenleben": Ein "Tatort" mit besonders viel Gefühl

Hamburg - Mitten in der Nacht wird ein Brandanschlag auf das Haus eines Polizisten verübt. Kurz darauf verschwindet Julia Grosz' (Franziska Weisz, 42) Freundin spurlos. Die Bundespolizistin steht im "Tatort: Schattenleben" im Mittelpunkt. Doch ohne ihren Partner Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring, 55) kann sie den Fall nicht lösen. Am Sonntagabend, um 20.15 Uhr läuft der Krimi im Ersten.

Die Ermittlungen führen Julia Grosz (Franziska Weisz, 42) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring, 55) in die linke Szene.
Die Ermittlungen führen Julia Grosz (Franziska Weisz, 42) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring, 55) in die linke Szene.  © NDR/O-Young Kwon

Julia Grosz schleust sich auf eigene Faust undercover in die linke Flint-Szene in Hamburg ein. Flint steht für Frauen, die lesbisch, intersexuell, non-binär oder trans sind. Dort sucht sie ihre Freundin und Kollegin Ela Erol (Elisabeth Hofmann, 36). Die hatte zuvor den Kontakt zu ihr gesucht.

Denn Ela war selbst als verdeckte Ermittlerin in dieser Szene unterwegs. Weil sie sich aber auf einmal bedroht gefühlt und niemandem mehr vertraut hat, wendete sie sich an ihre einstige Sommerliebe Julia Grosz. Doch das Treffen mit der verängstigten Ela endete abrupt und seitdem ist sie verschwunden.

In einer Wohngemeinschaft trifft Grosz unter anderem auf Elas Lebensgefährtin Nana (Gina Haller, 35), die impulsiv, aggressiv und unberechenbar ist. Als sie und Grosz herausfinden, dass Ela eigentlich mit einem Polizisten verheiratet ist, läuft alles aus dem Ruder. Für die Bundespolizistin verschwimmen plötzlich die Grenzen zwischen Gut und Böse.

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Zeitgleich ermittelt Thorsten Falke zu dem Brandanschlag auf das Polizistenhaus. Er und sein Kurzzeit-Partner Thomas Okonjo (Jonathan Kwesi Aikins, 33) decken mehrere Fälle von vertuschter Polizeigewalt auf. Und das Team landet bei den Ermittlungen plötzlich auch beim Ehemann von Ela. Gibt es am Ende etwa eine Verbindung?

Lohnt sich das Einschalten?

Bei einem Anschlag wird die Ehefrau des Polizisten Bastian Huber (Robert Höller, 33, r.) schwer verletzt.
Bei einem Anschlag wird die Ehefrau des Polizisten Bastian Huber (Robert Höller, 33, r.) schwer verletzt.  © NDR/O-Young Kwon

Durchaus. Auch wenn dieser "Tatort" zwischendurch Züge einer Telenovela annimmt, ist es vor allem spannend, einmal die verletzliche Seite von Julia Grosz kennenzulernen. Ihre Gefühle spielen in diesem Fall eine wichtige Rolle und treiben sie dazu an, bei den Ermittlungen Grenzen zu überschreiten.

"Es ist der erste Fall aus der Reihe, der sich ausführlich mit meiner Figur beschäftigt", sagt Franziska Weisz im NDR-Interview. Grosz darf - nachdem vor einigen Folgen eine Schwärmerei für eine Kollegin zumindest angedeutet wurde - nun ihre homosexuellen Erfahrungen offenlegen.

"Um es vorwegzunehmen: Nein, es handelt sich nicht um eine lesbische Coming-Out-Geschichte. Wir haben ja auch schon von ihren Männergeschichten erzählt", so die Schauspielerin. Dazu passt auch der Satz, den Nana im Film sagt: "Du warst also die Hete, die Ela damals das Herz gebrochen hat."

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Damit sind wieder alle Wege für weitere Herzensentwicklungen der Bundespolizistin offen.

Am Hamburger "Tatort" wirken viele Frauen mit

Besonders an diesem "Tatort" nach einem Drehbuch von Lena Fakler (32) ist auch, dass er eine starke weibliche Handschrift trägt. So wurde nicht nur auf eine diverse Besetzung geachtet, es sind auch rund 65 Prozent der wichtigsten Positionen des Teams von Frauen besetzt - was der Regisseurin Mia Spengler (36) zu verdanken ist.

"Ich hatte einfach einen Punkt erreicht, an dem ich die fehlende Diversität nicht länger hinnehmen wollte. Zwar liebe ich meinen Beruf über alles, aber ich fühle mich inzwischen auch verantwortlich dafür, die Branche mitzugestalten", so die Filmemacherin.

Rundum setzt dieser "Tatort" ein klares Statement für mehr Vielfalt im Film und der Gesellschaft.

Titelfoto: NDR/O-Young Kwon

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