Die Anstalt: Satire darf im "Fall Assange" alles, zum Glück!

Von Björn Strauss

ZDF - Stell Dir vor, Du deckst Kriegsverbrechen auf und landest dafür für 175 Jahre im Knast. Gibt's nicht? Gibt's doch: Im Fall Assange könnte es so kommen. Dieses harte Thema bearbeitet "Die Anstalt" - und das mit einem wunderbaren Kniff. Die "Satire" darf herhalten und das Beste: Es gibt einen Faktencheck zum Witz!

Die Anstalt im ZDF: Thema Assange.
Die Anstalt im ZDF: Thema Assange.  © ZDF/Die Anstalt

Während momentan viele Slapstick-Szenen im Giftschränk'l landen oder vor diese Szenen  aufklärende Vorworte gesetzt werden bzw. mit fetten Unter-Schriften oder Warnungen versehen werden, greift die ZDF-Anstalt zu einem feinen Trick: zu Sherlock Holmes. 

Er darf, was manche offenbar nicht dürfen. Er klärt klug-ironisch auf nach dem Motto: Soll sich doch der geneigte Zuschauer ruhig sein eigenes Bild machen.

Klar, wenn ein Böhmermann per Kunst-Gedicht schmähen kann, darf Max Uthoff und Co. satirisch aufklären. Kunstfreiheit ist ein hohes Gut. Und das haben die aus der "Anstalt" genutzt. Das Anstalts-Ensemble begab sich Dienstagnacht auf die Spuren von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Es galt, einen akuten Fall zu lösen. 

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Max Uthoff, Anny Hartmann, Nils Heinrich, Frank Lüdecke und Jan Philipp Zymny kümmerten sich im Holmes-stylischen Wohnzimmer um die "Akte Assange". Dabei stießen sie auf allerlei Groteskes, Unfaires, Unwägbares. 

Man ist oft geneigt zu denken: "Wenn das stimmt, dann..."   

"Die Anstalt" schickt Holmes zur Aufklärung vor

Im Look von "Sherlock Holmes" (Max Uthoff) geht man der "Akte Assange" auf den Grund.
Im Look von "Sherlock Holmes" (Max Uthoff) geht man der "Akte Assange" auf den Grund.  © ZDF/Die Anstalt

Wie es sich für einen Detektiv gehört, dröseln sie alle Fakten auf, besprechen den Fall Assange. 

Dabei kommen alle Stationen des "Whistleblowers" zur Sprache. In einen großen Kontext gesetzt, ergeben die vielen Puzzle-Teile - zumindest für "den hoch funktionalen Soziopath Holmes" einen ungerecht wirkenden Sinn. 

Will "man" Assange tatsächlich als schwarzes Schaf in die kriminelle Ecke stellen? 

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Den USA scheint zumindest viel daran zu liegen, den beschuldigten Nestbeschmutzer zu ruinieren. 

Laut der ZDF-Anstalt waren es seltsame "Stationen", durch die Julian Assange (49) in seinem Weg durch Botschaften und Instanzen gehen muss:

Das Anstalts-Ensemble begibt sich diesmal auf die Spuren von Sherlock Holmes und Dr. Watson, um einen akuten Fall zu lösen. Dabei müssen sie krankheitsbedingt auf Claus von Wagner verzichten.
Das Anstalts-Ensemble begibt sich diesmal auf die Spuren von Sherlock Holmes und Dr. Watson, um einen akuten Fall zu lösen. Dabei müssen sie krankheitsbedingt auf Claus von Wagner verzichten.  © ZDF/Die Anstalt

  • Der Mann Assange schwebt in Lebensgefahr, sei "mundtot gemacht worden unter fadenscheinigen Begründungen".
  • Er hat "schließlich Verrat begangen", so die USA. Es geht um das Wikileaks-Video des Kriegsverbrechens mit dem Tod von Zivilisten im Irak 2007.
  • Klar, der Überbringer der schlechten Nachricht gilt als der Buhmann. Das US-Militär dürfe schließlich "pro Einsatz 30 Zivilisten töten".
  • 15.000 Tote Zivilisten werden es angeblich insgesamt. "Und die gehen auf das Konto von Assange", ruft Holmes aus, "weil er sie ja publik machte, klar").
  • Auch die zu Tode gekommenen Reuter-Journalisten sind Thema.
  • Die "schwedische Vergewaltigung" wird genannt. "Der Mann kann nichts für sich behalten, er hätte ja auch das Kondom kaputt gemacht."
  • Dann floh er auch noch nach England, "um sich der Ermittlungen zu entziehen"... und landet in der Botschaft für Jahre, wo er an Wände kotet und sich unflätig benommen habe.
  • Er ist nun ein "Flüchtling auf der Flucht".
  • 2011, 2012, 2013... "Hier sieht's aus wie bei Assange unterm Sofa... schmutzig!" Eine spanische Sicherheitsfirma hilft. Störsender werden installiert - "die CIA habe mitgehört - alles, auch auf Toilette."
  • 2014, 2015, 2016... "Die Mühlen der Justiz sind langsam." Die Schweden wollen das Verfahren "langsam" einstellen.
  • "Ein Vergewaltiger sei er schließlich" - und das "ohne Urteil. Aber in den Medien steht er als solcher längst fest". Neun Jahre dauern die "Vorermittlungen".
  • Die ecuadorianische Botschaft meint: "Er war unhöflich und hat die Katze schlecht behandelt", Ärzte sprechen von Folter.
  • In London nun neun Monate Isolationshaft. Das Auslieferungsbegehren der USA besteht noch immer.
  • Ein Gericht in Virginia soll es richten: Dort sind nur "Experten! 85 Prozent der dortigen Richter arbeiten schließlich beim Geheimdienst." Übrigens, in Den Haag bekommt man 40 Jahre für ein Kriegsverbrechen - für "Verräter gibt's 175 in den USA... ("Zum Glück ist die Lebenserwartung gestiegen", meint Holmes. Es gab übrigens noch NIE einen Freispruch in Virginia.
  • "Warum kommt kein Aufschrei?" Alles, was Holmes aufgedeckt hat, "hat man noch NIE in einer Zeitung gelesen... seltsam!"
  • Der Faktencheck zum Fall ist online!

    Wie gesagt, es ist alles Satire... die einem allerdings im Laufe der Sendung mehr und mehr im Halse steckenbleibt. Denn das Thema ist eigentlich zu ernst für Witze...

    TIPP: Diese Anstalt ist noch bis Ende Dezember 2020 in der ZDFmediathek. Außerdem hat der Sender den Faktencheck zu allen angesprochenen Zitaten und Umständen hier ins Netz gestellt. Sehr interessant!

    Titelfoto: ZDF/Die Anstalt

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