Chemnitz - Das Erbe des Annaberger Künstlers Carlfriedrich Claus (1930-1998) hat einen neuen Hüter. Philipp Freytag (45) leitet seit dieser Woche das Claus-Archiv der Kunstsammlungen Chemnitz. Mit ihm soll der Künstler in der digitalen Welt auferstehen.
Der Germanist und Kunsthistoriker Philipp Freytag stammt zwar aus dem Norden Deutschlands, stieß aber schon früh auf den westsächsischen Künstler: "Als Oberschüler in Hamburg habe ich in einem Antiquariat Bücher von Carlfriedrich Claus entdeckt. So etwas hatte ich in dieser Form noch nie gesehen."
Denn Claus ließ Schrift und Zeichnung verschmelzen, verband bildende Kunst und Dichtung.
Rund 850 Drucke und 575 Handzeichnungen lagern im Archiv, das seit 1999 sein Zuhause in den Kunstsammlungen Chemnitz hat. In den Vitrinen ruhen mehr als 22.000 Briefe aus der Feder des Künstlers. Umrahmt wird das Archiv von seiner Privat-Bibliothek - etwa 10.000 Bücher.
Diesen großen Schatz will Philipp Freytag wieder ins Bewusstsein rufen: "Für viele Chemnitzer und Annaberger ist er einer der bedeutendsten Künstler, doch gerade bei Jüngeren oft komplett unbekannt." Als Archiv-Chef will er die Digitalisierung des Werks vorantreiben - mit einfachem Scannen ist das aber nicht getan. "Claus hat oft in Mikro-Schrift geschrieben, deswegen ist eine hohe Auflösung wichtig." Betrachter könnten bei solchen digitalen Kopien die feingliedrigen Bilder besser erforschen denn je.
Doch Freytag will auch so bald wie möglich Ausstellungen organisieren, Besucher im Archiv willkommen heißen - sobald es die Corona-Regeln wieder zulassen. Er verspricht: "Hier kann man einen verborgenen Welt-Star entdecken!"