So überwacht Dresden den Straßenverkehr

Um zu wissen, wo und wieso Stau entsteht, überwacht Dresden den Verkehr.  © Steffen Füssel

Dresden - Ihr glaubt gar nicht, wie gründlich die Stadt Dresden den Verkehr überwacht. Dauerzählstellen mit versteckter Geschwindigkeitskontrolle im Asphalt. Kameras in Lampen und über Ampeln. Hunderte mit GPS ausgestattete Autos. TAG24 hat mal genauer nachgeschaut.

Die Grundidee der Verwaltung: "Wenn wir Verkehr managen wollen, müssen wir zuerst einmal wissen, wo Verkehr ist", so Straßen- und Tiefbauamts-Chef Reinhard Koettnitz (62). Das erfolgt teilweise noch über Verkehrsbeobachtungen durch Rathaus-Mitarbeiter, meist jedoch elektronisch.

Der Vorteil: Gigabytes an Daten fließen direkt in die VAMOS-Verkehrszentrale der Stadt. Die Computer entscheiden, ob aufgrund eines Staus eine Umleitung ausgeschildert wird oder ob eine gut im Zeitplan liegende Straßenbahn auch einmal für Autos warten kann.

Die Daten werden in Abstimmung mit Datenschützern anonym erhoben. Keine der Anlagen ist so geeicht, dass eine Überprüfung vor Gericht standhält. Nur zur Verfolgung von Straftaten hätte die Polizei Zugriff.

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Diese Technik setzt Dresden ein

Unsichtbarer Spion

  • Größtenteils im Asphalt von Hauptverkehrsstraßen versteckt liegen 42 Dauerzählstellen. Die Zähler erfassen rund um die Uhr, welche Autos (Pkw, Motorrad, Bus, Laster) wann wie schnell fahren. Zählstellen gibt es beispielsweise an der Bergstraße oder auf der Waldschlößchenbrücke. Dort wurde durch das Gerät ein 140 Stundenkilometer schnelles Motorrad gemessen. Kennzeichen sehen diese Sensoren nicht.
Die Dauerzählstelle an der Bergstraße ist eine von 42 Zählstellen stadtweit.  © Steffen Füssel

75 Augen

  • Im Stadtgebiet verteilt hängen 75 Traffic Eyes, meist in Lichtmasten. Infrarotsensoren erfassen Lkws, Pkws, Busse oder Bahnen. In erster Linie wird gescannt, wie viele Autos wie schnell fahren. So wird erfasst, wie gut der Verkehr läuft oder wann es zu Staus kommt.
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Das Traffic Eye stellt Autos lediglich als Infrarot-Signal dar.  © Steffen Füssel

Stau-Melder

  • Graukameras an Lichtsignalanlagen erfassen als Bilder, wann und warum Staus entstehen. 30 der kleinen Videokameras hängen meist in großen Ampelanlagen. Die Kameras erfassen jedoch nur kleine Abschnitte einer Kreuzung, an denen Abbiegebeziehungen erfasst und verbessert werden.
Sogenannte Graukameras sind häufig direkt neben Ampeln installiert.  © Steffen Füssel

Rundumblick

  • Um komplexe Kreuzungen zu erfassen, kommen Videoerfassungssysteme auf sieben Meter hohen Stäben zum Einsatz, die 360-Grad-Bilder aufzeichnen. Weil meist mehrere Kreuzungen zusammenhängen, sind zwei der Kameras gleichzeitig im Einsatz. Aufnahmen finden häufig im September statt, ein repräsentativer Monat ohne Ferien und Feiertage.
Die sieben Meter hohen Stabkameras filmen 24 Stunden lang komplette Kreuzungsbereiche.  © Stadt Dresden

Kluge Ampel

  • Jede (!) Ampel der Stadt ist mit einer dynamischen Steuerung ausgestattet. Sensoren im Boden erfassen die Staulängen und können bei Bedarf längere Grünphasen "beantragen". "Andere Städte, etwa Hamburg, können das noch nicht vorweisen", so Straßenchef Koettnitz.
BU-Koettnitz: Straßen- und Tiefbauamts-Chef Reinhard Koettnitz (62)  © Thomas Türpe

Fahrende Flotte

  • 500 Flottenfahrzeuge (Taxis, Busse) sind mit GPS-Sendern ausgestattet. Alle fünf Sekunden erreicht die Verkehrszentrale ein Signal. So erfassen die Planer, wann es zu Staus kommt, welche Routen genutzt werden und wie schnell die Autos vorankommen.
In der Verkehrszentrale der Stadt laufen die Daten zusammen.  © Ove Landgraf

Test-Routen

  • Einmal im Jahr führt die Stadt Reisezeitmessungen auf sieben genau definierten Routen durch. Eine davon führt von der Bergstraße bis zur Königsbrücker Landstraße. Koettnitz: "Busse, Bahnen und Pkws fahren dafür streng nach StVO. Zeiten und Abgaswerte werden erfasst."
Die Grafik zeigt, wie schnell Autos über die Bergstraße donnern. Erfasst werden die Daten durch Dauerzählstellen im Asphalt.  © Stadt Dresden