Ausländische Fahrschüler sind mit deutschem Straßenverkehr überfordert

Enger - Nicht nur der Führerschein, sondern auch die Fahrlehrer gelten als wichtige Integrationshelfer. Flüchtlinge und Ausländer, die in Deutschland ihren Führerschein machen wollen, haben allerdings große Probleme! Die Durchfallquote bei ihnen ist sogar noch höher, als sie hierzulande ohnehin schon ist.

Oft kennen sich ausländische Fahrschüler nicht mit den Straßenverkehrsregeln in Deutschland aus. Extra-Fahrstunden wollen sie aber nicht nehmen. (Symbolbild)  © DPA

"Wir hatten in den letzten Jahren ziemlich viele Fahrschüler aus Nicht-EU-Ländern", erzählt Fahrschulinhaber Christian Niederschierp in Enger gegenüber der Neuen Westfälischen. "Und da lag die Durchfallquote in der praktischen Prüfung bei nahezu 100 Prozent."

Der Fahrlehrer kann sich diese hohe Zahl nur so erklären: "Die Leute kommen völlig unvorbereitet, sind teilweise Jahre und Monate nicht mehr Auto gefahren. Noch dazu kennen sie den deutschen Straßenverkehr gar nicht und sollen dann direkt die Prüfung ablegen."

Die Schüler seien völlig überfordert. "Hier waren manche, die konnten nicht einmal um eine Kurve fahren. Die brauchten dann vier oder fünf Anläufe in der Prüfung. Wir sagen ihnen dann, dass sie doch lieber vorher ein paar Fahrstunden machen sollen. Eine Fahrstunde kostet knapp 40 Euro, eine Prüfung in Theorie und Praxis aber knapp 250 Euro."

Viele Ausländer wollen ihren bestehenden Führerschein nur in einen deutschen umschreiben lassen und möchten daher keine Extrakosten anhäufen. Bei Paul-Heinz Kronsbein kommen Flüchtlinge aber nicht um die zusätzlichen Kosten herum.

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Die Durchfallquote von ausländischen Fahrschülern sei sehr hoch, sagen einige Fahrlehrer. (Symbolbild)  © DPA

Obwohl Extra-Fahrstunden gesetzlich nicht vorgeschrieben sind, lässt er keinen die Prüfung machen, ohne vorher einige zu nehmen. "Das macht doch auch keinen Sinn. Wenn die nur durch die Prüfung fallen, haben sie nichts gewonnen, müssen aber viel bezahlen."

Viele Schüler hätten für sein Vorgehen durchaus Verständnis, einige aber auch nicht. "Wenn sie schon ein bisschen Deutsch gelernt haben, ist es einfacher, ihnen die Situation zu erklären, in der sie stecken."

Kronsbein beklagt: "Die kennen teilweise keinen Schulterblick oder wissen nicht, wie man die Spur wechselt. Das ist ja auch ein Sicherheitsrisiko für den allgemeinen Straßenverkehr. Da reicht eine Prüfung nicht aus."

Aufgrund der Gesetzeslage werde der schwarze Peter immer den Fahrlehrern zugeschoben, meint Friedel Thiele vom Fahrlehrer-Verband Westfalen. "Sie können die Leute nicht zu Extra-Fahrstunden zwingen, aber es wirft ein schlechtes Licht auf sie, wenn die Leute vier oder fünf Mal durchfallen."

Nur neue Gesetze, die Extra-Fahrstunden für Flüchtlinge und Ausländer vorschreiben, könnten daran etwas ändern. "Ob das dann mehr Geld kostet oder nicht. Es geht ja auch um die Sicherheit im Straßenverkehr."