Leipziger Messe feiert 860. Geburtstag und verrät verborgene Geschichte

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Leipzig – Die Leipziger Messe ist weit mehr als ein Ort für Neuheiten, Business und Networking. Sie ist eine Bühne, auf der seit 860 Jahren Geschichte geschrieben wird.

Aufgrund des großen Jubiläums werfen wir einen Blick in die weitreichende Vergangenheit einer der führenden deutschen Messegesellschaft.

So viel schonmal vorab: Hierbei kommen Akrobaten, unterirdische Hallen, berühmte Dichter und der Rauchwarenhandel zusammen.

Außerdem erfahrt Ihr, warum die Leipziger Messe lange Zeit als Tor zum Osten genutzt wurde.

Freut Euch auf viele überraschende Details.

Hinter Glashalle und Glamour: Das ist die Geschichte der Leipziger Messe

Die Leipziger Messe trägt bereits 860 Jahre spannende Geschichte. Auch ihr markanter Turm ist ein Teil davon.
Die Leipziger Messe trägt bereits 860 Jahre spannende Geschichte. Auch ihr markanter Turm ist ein Teil davon.  © Leipziger Messe, Silvio Bürger

Mal spektakulär, mal geheimnisvoll, mal politisch brisant – wer hinter die Kulissen der Leipziger Messe blickt, entdeckt ein Universum voller Überraschungen. Zum runden Geburtstag ist es Zeit, ein paar unbekannte Fakten aus der Geschichte zu erzählen.

Schon im 15. Jahrhundert verwandelte sich Leipzig zur Messezeit in eine Showbühne. Gaukler, Akrobaten und Feuerspucker sorgten für Staunen. 1570 balancierte ein Artist sogar vom Rathausturm bis zum Bürgermeisterhaus.

Wer heute die Kleinmesse in der Nähe des Zentralstadions besucht, spürt noch immer diesen Volksfest-Charme.

Der Innovationsdrang der Stadt zeigte sich 1924. Mitten auf dem Markt entstand die weltweit erste unterirdische Messehalle. Besucher stiegen über ein noch heute existierendes, imposantes Portal hinab in die Tiefe unter die Stadt!

Heute dient es als Eingang zur S-Bahn-Station "Markt", der Schriftzug "Untergrundmesshalle" erinnert noch an Vergangenes.

Genauso clever ist die Geschichte hinter dem 85 Meter hohen Turm der Leipziger Messe. Das markante Doppel-M ist Wahrzeichen der Stadt und seit 30 Jahren auch an allen vier Seiten des Turms weithin sichtbar zu sehen.

Doch kaum jemand weiß: Der Turm ist eigentlich ein Schornstein – ein schlau getarnter Teil der Heizungsanlage.

Im Auerbachs Keller ritt Faust auf Weinfässern

Das Messemännchen schaut noch heute gern im Auerbachs Keller vorbei.
Das Messemännchen schaut noch heute gern im Auerbachs Keller vorbei.  © Leipziger Messe

Seit dem Jahr 1525 gilt der legendäre Auerbachs Keller als beliebter Treffpunkt für Studenten, Händler und Messebesucher.

Er befindet sich in der architektonisch eindrucksvollen Mädler-Passage – einem der historischen Messehöfe, die bis heute das Stadtbild der Leipziger Innenstadt prägen und über Jahrhunderte das Zentrum des Messegeschehens bildeten.

Berühmtheit erlangte Auerbachs Keller vor allem durch Goethes Faust: Der Dichter besuchte einst selbst das Lokal und ließ in seinem Werk Faust auf einem Fass aus dem Keller reiten.

Im Jahr 1996, zur Eröffnung des neuen Leipziger Messegeländes, wurde das traditionsreiche Lokal in der Mädler-Passage neu belebt und erstrahlt seither wieder in frischem Glanz.

Neustart nach dem Krieg und Treffpunkt der Mächtigen

Das Messetreiben lebte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf, wie bei der Leipziger Herbstmesse im Jahr 1948.
Das Messetreiben lebte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf, wie bei der Leipziger Herbstmesse im Jahr 1948.  © Leipziger Messe, Unternehmensarchiv

Im Jahr 1946, nur ein Jahr nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs, wagte Leipzig einen mutigen Neuanfang. Mit der "Friedensmesse" kehrte das Messeleben zurück und zog 170.000 Besucherinnen und Besucher sowie 2.700 Aussteller in die Stadt.

Damit setzte Leipzig ein starkes Zeichen: Die Messe war wieder da, lebendig und kraftvoll wie nie zuvor.

Während der DDR-Zeit wurde die Leipziger Messe zu einer Bühne großer Politik. Internationale Unternehmen nutzten sie als Tor zum Osten, während Politiker sie für vertrauliche Gespräche hinter den Kulissen verwendeten.

Legendär sind die informellen Begegnungen zwischen Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß und SED-Chef Erich Honecker in den 1980er-Jahren – mitten im geschäftigen Messetrubel.

Volker Lange, ehemaliger Hamburger Senator für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, sagt dazu:

"Die Frühjahrs- und Herbstmesse in Leipzig waren für Unternehmen weltweit Pflichttermine und für westdeutsche ganz besonders. Auch ich war jedes Jahr zweimal in Leipzig. Ich besuchte in dieser Zeit auch andere Messen in den sozialistischen Staaten. Doch ich stellte fest: Die Leipziger Messe war im Ostblock konkurrenzlos."

Glanz, Geld und ein dunkles Kapitel

Dieser Gedenkstein dient als Mahnmal für die Ermordeten der Shoah im Leipziger Kolonnadenviertel.
Dieser Gedenkstein dient als Mahnmal für die Ermordeten der Shoah im Leipziger Kolonnadenviertel.  © Leipziger Messe

Auch der sogenannte Rauchwarenhandel spielte in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle. Leipzig galt einst als Zentrum dieses weltweiten Pelzhandels. 1928 existierten hier über 800 Geschäfte.

Gut zu wissen: Der Begriff "Rauchwaren" bezeichnet nicht etwa Tabak, sondern Pelze. Er leitet sich vom Adjektiv "rauch, rauh/rau" ab, das damals "zottig" oder "behaart" bedeutete.

Möglich gemacht hatten dies die Leipziger Messen. Denn hier trafen sich seit dem 15. Jahrhundert Händler aus Russland, Polen und ganz Europa und brachten Karawanen voller Felle und Rohstoffe mit.

Gerade jüdische Geschäftsleute handelten mit Pelzen, da ihre Betätigung schon im Jahr 1425 ausdrücklich vom Kurfürsten erlaubt worden war. Diese über Jahrhunderte aufgebauten Geschäftsbeziehungen erwiesen sich nach 1933 als lebensrettende Fluchtmöglichkeit für einige jüdische Leipziger.

Denn die NS-Zeit setzte der Blüte des Rauchwarenhandels brutal ein Ende – viele jüdische Händler wurden verfolgt und ermordet.

Die DDR versuchte mit dem "VEB Brühlpelz" in den 1960ern eine kurze Renaissance des Rauchwarenhandels in Leipzig. Mit der Ermordung und Vertreibung der Juden waren allerdings auch ihr Wissen und ihre Netzwerke vernichtet worden und der Versuch scheiterte.

Weitere spannende Infos bekommt Ihr hier im Beitrag der Leipziger Messe.

Titelfoto: Leipziger Messe, Silvio Bürger