Aufgedeckt: Wir wissen oft nicht wieviel Zucker in unserem Essen steckt!

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Sachsen/Thüringen - Undurchsichtige Zutatenlisten und perfide Strategien beim Marketing. Wenn es um Zucker geht, sind der Lebensmittelindustrie in Deutschland kaum Grenzen gesetzt. Der Verbraucher verliert dabei völlig die Kontrolle.

Darüber hat die AOK PLUS im Rahmen ihrer Kampagne "Weniger Zucker ist süß" mit zwei Experten beim 1. Zuckerreduktionsgipfel gesprochen.

Wie viel Zucker steckt in einen handelsüblichen 250-Gramm-Fruchtjoghurt? Das wollten Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut von Eltern wissen. Was dabei rausgekommen ist, weiß Mattea Dallacker:

Hier seht Ihr, wieviel Zucker sich in manchen beliebten Produkten versteckt!
Hier seht Ihr, wieviel Zucker sich in manchen beliebten Produkten versteckt!  © AOK - Die Gesundheitskasse in Hessen / AOK PLUS

TÜRSTEHER FÜR DIE ERNÄHRUNG

Erschreckendes Ergebnis: 92 Prozent der Eltern unterschätzen den Zuckergehalt in einem handelsüblichen 250-Gramm-Fruchtjoghurt. Durchschnittlich gehen sie von nur vier statt der tatsächlichen elf Zuckerwürfeln in einem solchen Joghurtbecher aus.

Das hat dramatische Folgen. Denn gerade Eltern sind die Türsteher für die Ernährung ihrer Kinder. Sie verdoppelten damit die Wahrscheinlichkeit von Übergewicht bei ihrem Nachwuchs.

Dieses Unwissen am Beispiel Joghurt, der allgemein als eher "gesund" beurteilt wird, kann auch auf viele andere Lebensmittel übertragen werden. Es geht dabei vor allem um den versteckten Zucker.

Unsere Zuckerfrei-Expertin Hannah Frey hat deshalb auf unserem AOK PLUS-Blog die handelsüblichen Tricks und Methoden der Lebensmittelindustrie entlarvt.

Reine Aufklärung der Verbraucher reicht da nicht aus. Abhilfe würde mehr Transparenz auf Verpackungen schaffen.

Das fordert seit Jahren die AOK. Doch dagegen sträuben sich die meisten Hersteller, die eine laienverständliche Lebensmittelkennzeichnung zum Beispiel durch Ampelfarben verhindern.

GIGANTISCHER WERBEETAT FÜR SÜSSES

Ein weiteres Problem ist das zügellose Marketing für das süße Zeug. Firmen werben mit Comic-Helden, Prominenten oder Onlinegames und machen damit große Profite. Gerade Kindern wird so von ihren größten Helden vermittelt, dass Schoko, Chips und Wurst gut sind.

In Großbritannien, Norwegen oder Schweden gibt es bereit ein Werbeverbot für stark zuckerhaltige Lebensmittel, sofern sich die Werbung an Kinder richtet. So etwas braucht auch Deutschland, fordert Tobias Effertz von der Universität Hamburg. Er hat die Online-Vermarktung von 301 Lebensmitteln im Auftrag der AOK untersucht.

Laut Dr. Effertz sollten Marketingstrategien der Nahrungsindustrie stärker kontrolliert werden.
Laut Dr. Effertz sollten Marketingstrategien der Nahrungsindustrie stärker kontrolliert werden.  © AOK PLUS

Sein Fazit: Hersteller von zu süßen, zu fettigen oder zu salzigen Lebensmitteln lotsen ihre minderjährige Kundschaft immer öfter über soziale Medien zu ihren Angeboten, ohne dass Eltern dies verhindern können.

Das Problem sei, vor allem kleine Kinder können Werbung nicht vom Rest unterscheiden und sind ihr deshalb völlig schutzlos ausgesetzt, so Effertz.

FATALE ENTWICKLUNG

Freiwillige Vereinbarungen der Industrie sind bisher im Sande verlaufen. Angesichts der starken Zunahme von Übergewicht in Deutschland: 18 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen sind übergewichtig oder gar adipös – fordert die AOK von Politik und Lebensmittelindustrie deutlich mehr Anstrengungen im Kampf gegen zu viel Zucker.

Deshalb hat die Gesundheitskasse gemeinsam mit Verbraucherschützern, Wissenschaftlern, Gesundheitsverbänden und Ärzten ein Aktionsbündnis zur nationalen Zuckerreduktion angestoßen.

Diese Grafik veranschaulicht, wieviele Eltern den Zuckergehalt von Produktion unterschätzen.
Diese Grafik veranschaulicht, wieviele Eltern den Zuckergehalt von Produktion unterschätzen.  © AOK Bundesverband