Entgleister Regionalzug: Lokführer, Azubi und Fahrgast sterben, mehr als 40 Menschen verletzt
Von Nico Pointner, David Nau, Marco Krefting
Riedlingen - Wrackteile und die Überreste von Sitzen lassen erahnen, was hier passiert sein muss: Ein Regionalzug ist im Südosten Baden-Württembergs entgleist. Es gab mehr als 40 Verletzte und drei Tote! Ursache soll ein Erdrutsch nach Starkregen gewesen sein.
Alles in Kürze
- Regionalzug entgleist in Baden-Württemberg
- Drei Tote, über 40 Verletzte
- Lokführer, Azubi und Fahrgast sterben
- Erdrutsch nach Starkregen als Ursache vermutet
- Bahnstrecke bleibt vorerst gesperrt

Die Waggons sind teils ineinander gerutscht, liegen in der Böschung. "Man sieht auch in der Botanik drumherum, dass da sehr große Kräfte am Werk waren", sagt Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller. Die Ermittler gingen davon aus, dass der Regionalexpress mit ungefähr Tempo 80 unterwegs war.
Wie es zu der Katastrophe kommen konnte, steht am Tag danach im Fokus der Ermittler. Die Erforschung des Unfallhergangs habe erste Priorität, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Vor Ort waren Fachleute der Kriminaltechnik und Experten für Bahnunfallermittler. Wie lange die Ermittlungen vor Ort noch dauern, sei nicht absehbar, so der Sprecher.
Nahe Riedlingen im Landkreis Biberach war am Sonntagabend ein Regionalzug entgleist, der auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm war. Dabei kamen nach Angaben der Polizei drei Menschen ums Leben. Darunter sind laut Angaben der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) der Lokführer (†32) und ein Auszubildender (†36) der Deutschen Bahn. Zudem kam auch ein Fahrgast (†70) ums Leben.
Insgesamt wurden mehr als 40 Menschen verletzt, darunter mehrere schwer. In dem betroffenen Zug der Linie RE 55 saßen laut einem Sprecher der Bundespolizei rund 100 Menschen.
Bahnchef und Politiker kommen zum Unfallort

Bahnchef Richard Lutz (61) kündigte an, am Montag nach Riedlingen zu kommen. Er wolle sich ein Bild von der Lage machen und den Einsatzkräften persönlich danken.
Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (57, CDU), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (77, Grüne) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (73, Grüne) wollten an die Unfallstelle kommen.
Die Unfallursache war zunächst unklar. Am Montag hieß es dann: Starker Regen "löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte", teilten die Ermittler mit.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (65, CDU) sagte schon am Sonntag: "Es hat hier starke Regenfälle gegeben, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch der Starkregen und ein damit verbundener Erdrutsch-Unfall ursächlich gewesen ist."
Große Regenmengen vor dem Unglück

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zogen in den frühen Abendstunden unwetterartige Gewitter über die Region.
Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München.
Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können. In der Nacht war es laut einem Reporter vor Ort bewölkt, aber vorerst trocken. Am frühen Morgen regnete es wieder.
Wie lange die Bahnstrecke noch gesperrt bleibt, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Bahn informierte der Konzern, dass der Bahnverkehr zwischen Munderkingen und Herbertingen eingestellt sei.
Am Montag sollten laut Bahn Ersatzbusse die Fahrgäste in dem Bereich transportieren.
Titelfoto: Uncredited/dpa