Ferien in Baden-Württemberg vorbei: 6 wichtige Punkte fürs neue Schuljahr
Von David Nau
Stuttgart - Für Hunderttausende Schülerinnen und Schüler gehen die Sommerferien in Baden-Württemberg zu Ende – am Montag müssen sie wieder zurück ins Klassenzimmer, denn das neue Schuljahr startet. Und das bringt einige Neuerungen mit sich, weil Reformen von Grün-Schwarz nun umgesetzt werden. Die prominenteste: die Rückkehr zu G9. Was ist zum Schulstart noch wichtig? Ein Überblick über die größten Themen und Baustellen.
Wegen Softwarefehler: Wieder mehr Lehrerstellen unbesetzt
In den letzten Jahren konnte die Kultusministerin vor dem Schulstart einen Rückgang des Lehrermangels verkünden.
In diesem Jahr verhaut ihr aber ein Softwarefehler die Bilanz. Weil vor den Sommerferien plötzlich 1440 unbesetzte Lehrerstellen auftauchten, sind im Südwesten kurz vor Beginn des neuen Schuljahrs wieder deutlich mehr Lehrerstellen unbesetzt als noch in den vergangenen Jahren.
Es seien noch 1159 Stellen nicht besetzt, teilte Kultusministerin Theresa Schopper (64, Grüne) in Stuttgart mit. Im Vorjahr hatte die Zahl der offenen Stellen bei 250 gelegen, 2023 waren 565 Stellen vakant.
Die meisten Lehrkräfte fehlen nach Angaben des Kultusministeriums im Bereich der Sonderpädagogik. Alleine dort konnten rund 350 Lehrerstellen nicht besetzt werden. Probleme gibt es auch an den beruflichen Schulen und den Grundschulen sowie bei der Einstellung von Fachlehrern etwa für Musik oder Technik.

Neues Fach "Informatik und Medienbildung"
Zum neuen Schuljahr steht auch an allen weiterführenden Schulen ein neues Fach auf dem Stundenplan. "Informatik und Medienbildung" soll zunächst in den Klassen fünf und sechs starten und perspektivisch, je nach Schulart, bis Klasse neun, zehn oder elf aufwachsen.
In den unteren Klassenstufen soll der Schwerpunkt nach früheren Angaben des Kultusministeriums vor allem auf Medienbildung liegen, in den höheren Klassen dann mehr auf Informatik.
Konkrete Bildungspläne für das Fach werden derzeit noch erarbeitet. Für die ersten Jahrgänge sollen sich Lehrerinnen und Lehrer an bestehenden Bildungsplänen orientieren.
Rückkehr zu G9
Die größte Veränderung im neuen Schuljahr dürfte an den Gymnasien anstehen. Dort starten am Montag die Fünft- und Sechstklässler mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Bislang war G8 Standard an den Gymnasien im Südwesten. Das ändert sich nun Schritt für Schritt.
Kultusministerin Schopper erhofft sich davon auch mehr Abiturienten. "Mein Anspruch an das neue Gymnasium ist, dass ein höherer Anteil der Schüler bis zum Abitur gebracht wird", sagte sie der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".
Die Eltern dürfte das neue G9 auch vor Herausforderung stellen, meint GEW-Chefin Monika Stein. Diese müssten nun die Betreuung ihrer Kinder organisieren. "In der fünften und sechsten Klasse der allgemeinbildenden Gymnasien sprechen wir nicht einmal mehr von einer Halbtagsschule", sagte Stein.
Grund dafür ist die Streckung des Unterrichtsstoffs auf neun, statt wie bislang acht Jahre. Dadurch sieht die Stundentafel für Fünftklässler nur noch 28 Wochenstunden vor.

Kein Werkrealschulabschluss mehr
An den mehr als 200 Werkrealschulen im Südwesten startet erstmals ein Jahrgang, der den Abschluss, der den Schulen ihren Namen gibt, nicht mehr machen können.
Im Zuge ihrer Bildungsreformen schaffte die grün-schwarze Landesregierung den Werkrealschulabschluss ab. Für die Schülerinnen und Schüler ändert sich laut Kultusministerium erst einmal nichts, es ergäben sich keine Veränderungen im Unterricht.
Die Schulen nähmen weiter ihre ureigene Aufhabe wahr, die Schülerinnen und Schüler gezielt zum Hauptschulabschluss zu führen, so ein Ministeriumssprecher.
Neuerungen an Realschulen, Gemeinschaftsschulen und Werkrealschulen
An den Realschulen im Land wird ab diesem Schuljahr bereits nach der fünften Klasse entschieden, ob Kinder weiter auf mittlerem Niveau - also mit dem Ziel Realschulabschluss - weiterlernen, oder ob sie auf grundlegendem Niveau auf den Hauptschulabschluss vorbereitet werden. Bislang wurde diese Entscheidung nach der sechsten Klasse gefällt.
Deutsch und Mathe sollen an den Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen durch zusätzliche Studen in Klasse 5 und 6 gestärkt werden.
Weiterer Ausbau der Sprachförderung
Neben der Rückkehr zu G9 gehört der Ausbau der Sprachförderung zu den großen Vorhaben der Bildungsreformen von Grün-Schwarz.
Schon im vergangenen Schuljahr startete die ergänzende Sprachförderung "Sprachfit" vor der Einschulung mit rund 350 Gruppen an einigen Kitas und Grundschulen, zum neuen Schuljahr sollen dem Ministerium zufolge weitere 600 Gruppen hinzukommen.
2027/2028 will das Land mit 4200 Gruppen ein flächendeckendes Angebot haben, dann soll die Teilnahme an der Förderung für Kinder mit Sprachdefiziten auch verbindlich werden.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa