Zufahrten blockiert! Polizei geht gegen Aktivisten vor

Von Janet Binder

Bremen - Nach einer Sitzblockade eines Bündnisses in Bremen gegen Futtermittelimporte und die industrielle Tierhaltung hat die Polizei die Versammlung aufgelöst. Die Teilnehmer, die trotzdem noch in der Sitzblockade verharrten, wurden zur Identitätsfeststellung auf die Polizeiwache mitgenommen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Rund 100 Aktivisten hatten die Zufahrt zu einem Hafendienstleister in Bremen-Walle blockiert.

Mehr als 100 Aktivisten haben in Bremen und Delmenhorst die Zufahrt eines Hafendienstleisters in Bremen blockiert.  © Christian Butt/dpa

Videoaufnahmen zeigen, wie mehrere Lastwagen daran gehindert wurden, das Gelände des Unternehmens zu verlassen, das sich auf den Umschlag landwirtschaftlicher Güter spezialisiert hat. Auf Plakaten stand unter anderem "Futtermittelimporte stoppen".

Eine Sprecherin des Bündnisses "Disrupt" sagte, die Allianz habe sich gegründet, um für das Thema Landwirtschaft einzutreten. "Wir stehen für gutes Essen, für alle, mit allen. Das bedeutet für uns, dass es absolut absurd ist, dass Futtermittel aus Latein- und Südamerika importiert werden.

Dort werden Wälder abgeholzt, indigene Gemeinschaften vertrieben." Das Futtermittel komme in Brake und Bremen an und diene dazu, hierzulande Schweine zu mästen.

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Mehrfach wurden die Aktivisten in Bremen-Walle laut Polizei aufgefordert, ihre Vermummung abzulegen. Diese hätten sich jedoch geweigert, daher habe die Polizei ihre Personalien festgestellt. Ermittlungen wegen möglicher Versammlungsverstöße und wegen des Verdachts der Nötigung ‒ weil durch die Aktion Zulieferer an der Zufahrt behindert wurden ‒ dauerten an.

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Polizei geht gegen vermummte Aktivisten vor

Die Einsatzkräfte schleppten teilweise einzelne Demonstranten weg.  © Christian Butt/dpa

Auch die gleichzeitige Blockade in Delmenhorst von rund 60 Menschen in den Zufahrten zu einer Fleischwarenfabrik hat die Polizei aufgelöst. Die Aktivisten hatten sich seit dem Morgen nach Polizeiangaben an Toren festgekettet oder ihre Hände auf den Boden geklebt.

15 Personen seien von den Beamten gelöst und zur Identitätsfeststellung zur Dienststelle gebracht werden, da sie keine Ausweise mit sich führten. Gegen sie werde wegen Nötigung, Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. Verletzte gab es laut Polizei nicht. Die Straße wurde demnach nach der Räumung gegen 17.40 Uhr wieder freigegeben.

In Brake beteiligte sich der Naturschutzbund BUND am Nachmittag mit einer Hafenrundfahrt am Protest. Laut Patrick Müller, BUND-Referent für Agrarpolitik, ist Brake einer der größten Importhäfen für Soja. Die Hülsenfrucht wird als Futtermittel in der Massentierhaltung genutzt.

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Der Protest richte sich ausdrücklich nicht gegen die bäuerliche, sondern gegen die industrielle Landwirtschaft. BUND-Vorsitzender Olaf Bandt sagte: "Anstatt immer mehr Futtermittel zu importieren, sollten Tiere in bäuerlichen Betrieben mit lokal erzeugtem Futter gefüttert werden." Der BUND kritisiert zudem, dass für den Hafen erneut die Unterweser vertieft werden soll.

Ernährungsgerechtigkeit ein und richtete in Bremen für mehrere Tage ein Camp ein. Für Samstag kündigte es eine Demonstration am Bremer Hauptbahnhof an.

Erstmeldung, 10. Oktober, 14.30 Uhr; zuletzt aktualisiert um 19.13 Uhr.

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