Bahn will Kahlschlag: Kleingärtner sollen Bäume abholzen
Chemnitz - Die Mitglieder eines Kleingartenvereins sind empört! Sie sollen ihre schönen Koniferen einfach abholzen. Doch so einfach nehmen sie die Forderung des Verbands nicht hin.

Großer Zoff auf kleiner Scholle in Hilbersdorf:
Der Verband der Bahn-Kleingärtner fordert seine Mitglieder zum Kahlschlag der Koniferen auf. Doch Gunnar Löser (60) aus Chemnitz wehrt sich: "Hier werden Bäume rücksichtslos platt gemacht. Und das in Zeiten des Klimawandels!"
Seit 1983 hat Gunnar Löser eine grüne Oase im Bahn-Kleingarten "Wohlfahrt" im Ortsteil Hilbersdorf. Hier stehen auch fünf Fichten und eine Lärche. "Die Bäume möchte ich auf jeden Fall behalten." Doch das darf er nicht.
Denn Anfang Mai hängte der Bezirksvorstand Dresden (für ganz Sachsen zuständig) Aushänge an die Kleingärten und forderte alle Kleingärtner zum Abholzen von Koniferen bis Juli auf.
Zu Recht, sagt Ines Tugendheim (48), Geschäftsführerin des Bahn-Landwirtschaftsbezirks Erfurt. "Koniferen sind laut Bundeskleingartengesetz verboten. Sie können Krankheiten übertragen, hindern andere Pflanzen am Wachstum und werden zu groß."
Die Mitglieder wehren sich
Gunnar Löser, der durchaus bereit ist, seine großen Bäume zu stutzen, bekommt auch Unterstützung. Grünen-Stadtrat Bernhard Herrmann (53) fordert: "Das Bundeskleingartengesetz muss zeitgemäßer werden. Ich bin für Kompromisse in jedem Einzelfall, wir verlieren schon zu viele Bäume!" Sebastian Dittrich (37) von der Professur für Naturschutz an der TU Dresden stimmt zu:
"Bei Neuanpflanzungen bin ich für Laubbäume. Aber irgendein Baum ist besser als gar keiner. Kahlschläge sind nicht der richtige Weg."
Gunnar Löser gibt seine Bäume noch nicht auf: "Ich warte erst mal ab."
