Kommt der Russen-Panzer zurück nach Chemnitz?
Chemnitz - Dieser Schuss geht nach hinten los: Pro Chemnitz möchte den alten Russenpanzer zurück in die Stadt holen. Die Ratsfraktion schrieb dazu eine Anfrage ans Rathaus. Doch die übrigen Parteien machen sich über den Vorstoß nur lustig. Hubert Gintschel (69) von den Linken rief spontan: "Die haben einen Knall!"

Der Panzer vom Typ T 34/85 (mit 85-mm-Geschütz) schrieb Stadtgeschichte. Die Stadträte von Karl-Marx-Stadt ließen das "Siegesdenkmal für die Sowjetarmee" 1975 mit Sockel an die Dresdner-/Frankenberger Straße stellen.
Der Panzer war in der Bevölkerung aber nie beliebt - auch, weil das Geschützrohr zur Stadt zeigte. 1980 wollte der Hilbersdorfer Dissident Josef Kneifel (77) das Denkmal sogar sprengen, sorgte aber nur für geringe Schäden, landete selbst in Bautzen.
1991 schenkte die Stadt den alten Panzer dem Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt - als Dauerleihgabe. Dort steht das Stück Geschichte seitdem im Depot, weil es noch keine Ausstellung zum 2. Weltkrieg gibt. "Wenn die Stadt den T 34 zurück haben will, könnten wir ihn verleihen", sagt Museumsvize Dieter Storz (61). "Aber er ist weder roll- noch schießfähig."
Nun soll der Panzer Chemnitz wieder erobern. CDU-Fraktions-Chef Tino Fritzsche (57) schüttelt über die Anfrage den Kopf: "Wir haben wichtige Themen. Darum will ich mir über den alten Panzer keine Gedanken machen." Zudem könne er sich nicht vorstellen, "dass sich die Chemnitzer das Symbol des Krieges und der Unfreiheit zurückwünschen".
Der gleichen Meinung ist Hubert Gintschel: "Wir hatten den Panzer wegen des Unmuts in der Bevölkerung abgeräumt. Dabei bleibt es."



Titelfoto: Harry Härtel/Haertelpress