Chemnitz - "Ich möchte Sie als Praktikantin recht herzlich begrüßen." Mit diesem Empfang begann am Mittwoch der Arbeitstag von Barbara Klepsch (59, CDU). Den Halbtagsjob im Industriemuseum Chemnitz verdankt die Ministerin dem Deutschen Museumsbund, der sie bewusst hinter den Kulissen mit anpacken ließ.
Gäste an der Museumskasse begrüßen, im Depot eine alte Kasse putzen, ein 1400 Jahre altes Joch aus der beendeten John-Cage-Ausstellung für den Versand ans Heimatmuseum verpacken, Gips anrühren fürs Bastelangebot eines Kindergeburtstags, Stühle schleppen im Veranstaltungsraum - am Ende ihrer vier Arbeitsstunden gab die Kulturministerin zu: "Man unterschätzt, was alles zu tun ist."
Der halbe Tag zwischen alten Maschinen und Anlagen weckte Barbara Klepsch nicht nur Verständnis, sondern auch Erinnerungen: "Der Geruch nach Öl hier ist der gleiche wie im Traktor-Motorenwerk, in dem ich als Schülerin im Unterricht gefeilt und gebohrt habe."
Auch Industrie-Nähmaschinen begegnete die Ministerin im Museum nicht zum ersten Mal: "Im Betrieb für Kinderbekleidung in Sehma habe ich als Jugendliche in den Ferien genäht und mir so mein Moped verdient."
Hochzufrieden war nach Schichtende auch Sylvia Willkomm (45), Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes: "90 Prozent der Arbeit eines Museums findet hinter den Kulissen statt. Mit dieser Art von Einblick möchten wir Politikern ein Gefühl dafür geben. Frau Klepsch war als derzeitige Präsidentin der Deutschen Kulturministerkonferenz unsere erste Praktikantin."