Rathaus will Markthändler kräftiger zur Kasse bitten: Für Glühwein-Buden wird's richtig teuer!
Chemnitz - Das Chemnitzer Rathaus plant, die Gebühren für Markstände ab 2023 zu erhöhen. Im kommenden Stadtrat am 14. Dezember soll über das Vorhaben abgestimmt werden. Es ist ein erneuter Anlauf: In der vergangenen Sitzung hatten die Kommunalpolitiker das Thema gleich zu Beginn von der Tagesordnung fliegen lassen.
Mit dem neuen Konzept fließen mehr Faktoren in die Gebührenerhebung ein. "Damit versuchen wir, jeder Ausgestaltungsform gerecht zu werden", erklärte Ordnungsbürgermeister Knut Kunze (52, parteilos).
So beeinflussen etwa die Attraktivität des Budenplatzes und des Angebotes an den Markständen die Kosten. Dabei wird grundsätzlich zwischen zwei Zonen unterschieden.
Zone I definiert sich in dem Raum, der von Theater-, Brücken- und Bahnhofstraße umfasst wird - also den Innenstadt-Kern. Bei der Zone II handelt es sich um alle übrigen städtischen Marktflächen.
Beispiel Wochenmarkt: Hier kostete der Quadratmeter Standfläche in Zone I bisher 2,50 Euro pro Tag, künftig soll er 3,20 Euro kosten. Befindet sich der Standort in Zone II, zahlen Budenbesitzer derzeit 3 Euro pro Quadratmeter und Tag. Ab 2023 soll die Fläche nur noch 1,20 Euro den Quadratmeter kosten.
Beim Weihnachtsmarkt sollen sich die Gebühren nach dem Angebot richten. Vor allem für Glühweinbuden würde es dann teuer werden. Bisher zahlen diese täglich 6,50 Euro pro Quadratmeter. Laut Planung würden ihre Kosten 2023 auf 11,53 Euro steigen!
Kauffreudigkeit wird gedämpft
Kommentar von Gabriel Schwab
Die Erhöhung der Standgebühren könnte einen Rückschlageffekt im Marktgeschehen auslösen. Denn die logische Konsequenz, dass die Preise an den Buden steigen, wird die Kauffreudigkeit der ebenfalls krisengebeutelten Kundschaft dämpfen.
Mitte des Monats wird der Stadtrat über eine neue Markt-Satzung abstimmen. Gibt dieser grünes Licht, werden Händler bereits 2023 kräftiger zur Kasse gebeten. Bis dahin beherrschen nach wie vor Preisexplosionen, Inflation und Energiekostensteigerungen die Geldbeutel von Bürgern, Händlern und Rathaus gleichermaßen.
Das Rathaus muss dieses Geld auf Gebühren umlegen, die Händler auf die Preise an ihren Ständen. Und der Bürger dreht seine immer überschaubarere Anzahl an Groschen gleich zweimal um, bevor diese aus seiner Tasche wandern. Steigende Preise verstärken diesen Effekt noch mehr.
Das könnte einen Rückschlageffekt im Marktgeschehen auslösen, der auch die Verwaltung trifft. Wandern Kunden vom Wochen- zum kostengünstigeren Supermarkt ab, herrscht womöglich bald tote Hose an immer weniger Ständen vor dem Rathaus.
Denn wie das Ringen um Weihnachtsmarkt-Buden in den vergangenen Jahren zeigte, überlegen es sich auch Händler mittlerweile zweimal, ob sie noch ihren Stand aufschlagen.
Titelfoto: Ralph Kunz