Fußball-Ärger in Chemnitz: Anwohner schimpfen über spielende Kinder

Chemnitz - Auf dem Kaßberg in Chemnitz kämpfen Anlieger gegen spielende Kinder. Der Zoff ist schon so weit eskaliert, dass die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft (CSg) als Schiedsrichter eingreifen muss.

Fußballzoff am Kaßberg: Karl Christl (9) darf nicht mehr kicken, Mutter Saskia (38) ist empört.
Fußballzoff am Kaßberg: Karl Christl (9) darf nicht mehr kicken, Mutter Saskia (38) ist empört.  © Uwe Meinhold

Das Spielfeld liegt am Gerhart-Hauptmann-Platz im Hinterhof. Dort schießen Karl (9) und Diego (11), Sohn und Stiefsohn von Saskia Christl (38), seit 2021 auf zwei kleine Tore. Doch offenbar stört sich vor allem eine Nachbarin am Ballspiel, vor allem an der Teilnahme eines Erwachsenen.

Saskia Christl: "Die Frau hat die Jungs schon angeschnauzt und mir mit Krieg gedroht. Sie wiegelt die gesamte Nachbarschaft gegen die Kinder auf." Mit TAG24 wollte die Nachbarin nicht sprechen.

In der Zwickmühle steckt CSg-Sprecher Christian Walther (37): "Gegen Kinder und etwas Fußball hat keiner was. Wir fördern den Sport mit unserem jährlichen Fußballcamp. Aber hier bolzen Erwachsene mit, der Ball landet auf Balkonen. Nachbarn beklagen sich, auch mit Videos."

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Sogar Kündigungsdrohungen habe es gegeben. Walther fürchtet einen Fußball-Krieg unter den Mietern. Deshalb wolle die CSg mit Anwohnern sprechen, gegenseitige Rücksichtnahme erreichen. "Unser Vorschlag könnte lauten: Fußball ja, aber außerhalb der Ruhezeiten und nur für Kinder."

Anwohnerin Traude Wolfram (79) stimmt zu: "Ein Fußballverbot ist Quatsch. Wenn man jung ist, will man spielen." Ein anderer Nachbar gehört zu den Gegnern: "Beim Fußball geht der Rasen kaputt."

Karl Christl hofft auf eine Einigung: "Ohne Fußball wäre es blöd. Ich bin doch nicht laut."

Christian Walter (37, CSg) muss als Schiedsrichter in den Fußballkonflikt eingreifen.
Christian Walter (37, CSg) muss als Schiedsrichter in den Fußballkonflikt eingreifen.  © Kristin Schmidt

Platz für Kinder

Kommentar von Bernd Rippert

Wenn zwei Generationen sich streiten, ziehen die Kurzen oft den Kürzeren. Gemeint sind Konflikte zwischen Erwachsenen/Senioren und Kindern.

Ob an Freibädern oder in Grünanlagen: Sobald Kinder spielen und toben, gar die Stimme erheben, protestieren ältere Anwohner gegen Lärm. Auch Kultur wird als störend oft empfunden, wenn sie mit Geräusch verbunden: Zuletzt verhinderten ruhesuchende Anwohner im Ortsteil Siegmar sogar die Aufstellung eines Mini-Pavillons - aus Sorge um laute Veranstaltungen. Und auf dem Kaßberg gehen Anwohner gegen fußballspielende Kinder vor.

All diese Konflikte sind hochgradig überflüssig, finde ich. Natürlich gilt gegenseitige Rücksichtnahme. Aber Kinder sind nun mal von Natur aus lauter, spielen und toben gerne, kommunizieren dabei nicht in Zimmerlautstärke. Das ist gut so. Jeder Erwachsene, der sich daran stört, sollte sich an die eigene Kindheit erinnern. Zudem sollen Kinder doch draußen spielen und nicht vor der Spielekonsole versauern.

Wir brauchen eine kinderfreundliche Gesellschaft, in der Kinderkriegen Spaß macht. Sonst ist es bald aus mit Fachkräften, Renten und Altenpflegern.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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