Vorsorge-Expertin: Blinde Chemnitzerin kann Krebs ertasten
Chemnitz - Wenn Frauen zur Brustkrebs-Vorsorge gehen, dann kommen Menschen wie Susi-Hilde Michael (42) aus Chemnitz zum Einsatz. Als medizinisch-taktile Untersucherin tastet die Chemnitzerin die weibliche Brust nach verdächtigen Stellen ab. Das Besondere: Diesen Beruf dürfen nur blinde Frauen ausüben.

Der Ablauf der Untersuchung ist genau vorgegeben. Nach dem Vorgespräch mit der Patientin tastet Susi-Hilde Michael die weibliche Brust Zentimeter für Zentimeter ab, und das in drei Tiefenstärken: "Die erste Tastebene ist unter der Haut, die zweite Ebene umfasst das mittlere Gewebe. Und bei der letzten Ebene geht es darum, so nah wie möglich an die Brustwand heranzukommen."
Michaels Tätigkeit teilt sich in Anamnese (Erfragung von Informationen), Untersuchung und Befund ein. Der Befund wird zuletzt an den zuständigen Arzt weitergereicht, der gegebenenfalls weitere Untersuchungen anstellt. "Ich bin ein Rädchen im Diagnostikgetriebe, wodurch Ärzte dann tiefer untersuchen müssen."
Das Besondere an ihrer Diagnose? "Die Zeit und mein sensibler Tastsinn machen diese Untersuchung zu dem, was sie ist."

Nur Blinde oder hochgradig Sehschwache dürfen bei der Brustkrebs-Vorsorge abtasten

Im Sinne des Gesetzes müssen die Beschäftigten blind oder hochgradig sehschwach sein, denn dadurch arbeiten sie viel intensiver mit den Händen und besitzen somit einen überdurchschnittlich ausgeprägten Tastsinn.
"Bevor man ausgebildet wird, muss man eine Eignungsprüfung ablegen, ob der Tastsinn entsprechend ausgeprägt ist", sagt Susi-Hilde Michael, die den Beruf seit vier Jahren ausübt. Sie ist neben Leipzig und Markkleeberg hauptsächlich in Chemnitz tätig.
Susi-Hilde Michael arbeitet in der Praxis von Frauenärztin Bettina Götz (Telefonnummer: 0371/2781081) in der Kopernikusstraße in Chemnitz. Für den Besuch brauchen Patientinnen keine Überweisung.
Hier finden betroffene Frauen Unterstützung

Wenn man am Boden ist, fängt sie einen auf: Die Chemnitzer Selbsthilfegruppe "Frauen Kontra Krebs" vom Krankenhaus Rabenstein unterstützt alle Frauen, die von der schweren Krankheit betroffen sind. Jetzt bittet die Gruppe um Spenden.
Die Selbsthilfegruppe existiert laut Mitbegründerin Steffi Krönert (45) seit 15 Jahren: "Wir haben mit acht Frauen angefangen, jetzt sind es 55 bis 60 Teilnehmerinnen." Sie selbst hatte ihre Brustkrebs-Diagnose mit 29 Jahren bekommen und war gefragt worden, ob sie bei der Gruppe mitmachen möchte.
Die Treffen finden jeweils am letzten Donnerstag eines Monats im DRK-Krankenhaus Rabenstein statt. "Für die Frauen ist dies definitiv ein Krankheitsgewinn. Hier entstehen auch Freundschaften."
Steffi Krönert ist überzeugt, dass solche Treffen ein wichtiger Schritt durch die Lebenskrise sind: "Ich bin mir sicher, dass unsere Gespräche und unsere eigenen Erfahrungen Frauen helfen können, mit der Diagnose und Therapien besser umzugehen und für sich einen eigenen Lebensweg zu finden."
Titelfoto: Kristin Schmidt, dpa