Chemnitz - Wenn am Donnerstag das Sportevent "Heavy24" am Stausee Oberrabenstein startet, wird Chemnitz für 24 Stunden zur Mountainbike-Metropole. Auch andere große Events wie European Peace Ride, Adelsberger Bike-Marathon und Fichtelberg-Radmarathon werfen ein Schlaglicht auf Chemnitz: Die Region lebt und liebt das Rad. Doch auf den Alltagsradwegen herrscht vielerorts Schatten.
Rund 1000 Mountainbiker treten beim größten Rennen Deutschlands in die Pedale, begleitet von Festivalatmosphäre. Veranstalter Alexander Liebers (47) bringt die Faszination des "Heavy24" auf den Punkt: "Ob Semiprofi oder Stammtischwette - jeder findet bei uns sein Niveau. Und das Teamerlebnis schweißt zusammen."
Für ihn ist klar: Chemnitz ist beim Radsport ganz vorn dabei, die grüne Infrastruktur ideal. "Man kann fast durchgängig im Grünen fahren, das überrascht viele", sagt Liebers.
Doch jenseits der Events sieht es für Radfahrer in Chemnitz oft düster aus. Der neue Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) zeigt: 81 Prozent der Befragten fühlen sich gefährdet.
Es fehlen sichere Radwege
Fast genau so viele (79 Prozent) berichten von aggressiver Stimmung im Straßenverkehr, nur 18 Prozent erleben ausreichend Abstand beim Überholtwerden durch Autos.
"Chemnitz ist auf einem guten Weg, aber es muss jetzt weitergehen", mahnt ADFC-Sachsen-Chef Konrad Krause (42).
"Mehr sichere Wege, mehr Kontrollen, mehr politischer Rückhalt." Das Radverkehrskonzept liegt im Stadtrat seit Monaten auf Eis.
62 Prozent der Befragten sagen, die Stadt tue zu wenig fürs sichere Radfahren: ein deutlich schlechterer Wert als im sächsischen Durchschnitt.
Dabei gäbe es durchaus Lichtblicke: Die Diebstahlquote ist niedrig, die Fahrradmitnahme im ÖPNV klappt gut. Und mit Veranstaltungen wie dem "Heavy24" ist Chemnitz weit über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar.
Doch das allein reicht nicht. "Öffentlichkeitswirkung solcher Leuchtturm-Events ist wichtig", sagt Alexander Liebers. "Aber es braucht auch Alltagssicherheit und mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse der Radfahrer - politisch wie gesellschaftlich."