Baby im Gebüsch entsorgt: Mutter wird wegen Totschlags angeklagt

Dresden - Die Tragödie in Prohlis bewegte die ganze Stadt: Am 19. Dezember vergangenen Jahres brach Manja B. (37) im Volkskunst-Stand auf dem Weihnachtsmarkt des Kaufparks Nickern zusammen.

Die Polizei durchsuchte die Umgebung nach dem verstorbenen Säugling.
Die Polizei durchsuchte die Umgebung nach dem verstorbenen Säugling.  © Roland Halkasch

Erst Stunden später verriet sie den Ermittlern, dass sie ein Kind zur Welt gebracht und bei der Gleisschleife einfach liegen gelassen hatte. Jetzt erhebt der Staatsanwalt Anklage wegen Totschlags.

Die Kollegen wunderten sich: Manja B. war auffallend blass, brach 13.30 Uhr in dem Weihnachtsmarkstand zusammen. Mit Planen deckten die Mitarbeiter sie ab, alarmierten den Rettungsdienst. 

Erst im Krankenhaus kam heraus: Die dreifache Mutter hatte gerade erst ein viertes Kind bekommen! 

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Ein Großaufgebot der Polizei rückte nach Prohlis aus, durchwühlte die Mülltonnen zwischen Berzdorfer und Herzberger Straße. 

Auch Spürhunde waren im Einsatz, durchsuchten auch den Keller, fanden jedoch das Baby nicht. 

Erst nach Stunden verriet Manja bei einer nächtlichen Vernehmung der Polizei, dass sie den Säugling in der Nähe der Gleisschleife abgelegt hatte. 

Manja B. ist seit Jahresbeginn wieder auf freiem Fuß.
Manja B. ist seit Jahresbeginn wieder auf freiem Fuß.  © privat

Nachbar: "Hier wusste niemand, dass sie wieder ein Baby erwartet"

Auch ein Hubschrauber kam bei den Suchmaßnahmen zum Einsatz.
Auch ein Hubschrauber kam bei den Suchmaßnahmen zum Einsatz.  © Tino Plunert

Dort konnten die Rettungskräfte nichts mehr für das Baby tun.

Manja B. hatte das Kind laut Staatsanwaltschaft bereits in den Morgenstunden im Keller bekommen, dann bei nur acht Grad dort abgelegt und war später einfach arbeiten gegangen. 

Der Haftrichter schickte sie bis zum 31. Januar hinter Gitter, seitdem ist sie wieder auf freiem Fuß.

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Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Totschlags: "Ihr liegt zur Last, den Tod des Babys zumindest billigend in Kauf genommen zu haben", so Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (44). Nachbarn und Bekannte wussten bis zu der Festnahme nichts von der Schwangerschaft.

"Sie hat im Vorfeld nichts von der Schwangerschaft gesagt", sagte eine Bekannte damals gegenüber TAG24

"Ich glaube, sie hat das einfach verdrängt." Ein Nachbar: "Hier wusste niemand, dass sie wieder ein Baby erwartet."

Titelfoto: Roland Halkasch

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