Brisanter Fund bei Remmo-Tatverdächtigem: Gibt es einen Maulwurf bei Justiz oder Polizei?

Dresden - Es sind die kleinen Dinge, die entscheidend sein können. Winzige Glassplitter spielen jetzt beim Prozess um die geklauten Juwelen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden eine herausragende Rolle. Und vor allem: wo die Teile gefunden wurden.

Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden.
Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden.  © Oliver Killig/dpa-Zentralbild/dpa

Am Hochsicherheitsgericht am Hammerweg wird seit Januar gegen sechs Mitglieder des Remmo-Clans (23 bis 28 Jahre) verhandelt. Laut Anklage beging der Trupp im November 2019 einen dreisten Cup: aus dem Grünen Gewölbe im Schloss klauten sie Juwelen und Diamanten aus dem Staatsschatz von August dem Starken. Geschätzter Versicherungswert: 113 Millionen Euro.

Die Angeklagten schweigen. Wahlweise bestreiten sie über ihre Anwälte ihre Mittäterschaft. Einer will zur fraglichen Zeit beim Arzt gewesen sein. Einer habe "kalte Füße" bekommen und sei zur Tat nicht mitgekommen. Ein dritter, der laut Anklage durch die zersägten Gitterstäbe am Fenster des Schlosses einstieg, will zu dick gewesen sein, um durch dieses Schlupfloch zu passen.

Laut Anklage kamen die Täter aus Berlin, fuhren dann vom Tatort im Audi nach Pieschen, wo sie in einen Benz umstiegen. Den Audi fackelten sie ab, um Spuren zu zerstören. Soweit so schlecht. Doch mit dem Benz ging der Trupp offenbar nur halbherzig um, was ihnen jetzt zum Verhängnis werden könnte.

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Den Wagen stellten sie in Berlin an der Schmollerstraße ab. "Eine Anwohnerin informierte uns, dass dort ein Wagen mit offenem Fenster steht", so ein Berliner Polizist. Fix war klar, die Nummernschilder waren nicht echt, wem das Auto gehörte, war nicht zuzuordnen. Also brachten die Ordnungshüter das Gefährt zum Sicherstellungsgelände nach Berlin-Biesdorf.

Und dann geschah es: Tage später stiegen Unbekannte ins Gelände, bauten aus diesen Benz das Navi aus und zündeten den Wagen an!

Wissam (25) ist eines der Mitglieder des Remmo-Clans.
Wissam (25) ist eines der Mitglieder des Remmo-Clans.  © Peter Schulze
Rabieh (28) wurde ebenfalls angeklagt.
Rabieh (28) wurde ebenfalls angeklagt.  © Peter Schulze

Remmo-Prozess: Gibt es einen Maulwurf in der Justiz oder bei der Polizei?

Doch der Benz brannte nicht komplett ab und den Ermittlern schwante einiges. Das Wrack wurde komplett ins LKA Sachsen geschleppt und wochenlang im wahrsten Sinne unter die Lupe genommen. Und siehe: es fanden sich Glassplitter. Die sind der demolierten Vitrine im Dresdner Schloss zuzuordnen. Und es gab DNA-Spuren im Auto. Die seien Wissam und Rabieh zuzuordnen.

Außerdem erklärte der Staatsanwalt am Dienstag, dass es im Komplex Grünes Gewölbe ein weiteres Ermittlungsverfahren gibt: Jihad R. (22), wurde jüngst als siebenter Tatverdächtiger im Zuschauer-Saal des Remmo-Prozesses festgenommen.

"Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurde ein Laptop voller Ermittlungsakten gefunden", so der Ankläger. Jihad hatte 217 Sonderbände zum Remmo-Verfahren! Nun ermittelt der Staatsanwalt, wie er die in die Finger bekam.

"Die sechs Angeklagten sind ja alle in Haft. Eine Weitergabe durch sie ist daher auszuschließen", so der Jurist. Will heißen: Der Maulwurf sitzt bei der Justiz oder der Polizei...

Titelfoto: Peter Schulze

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