Dresden - Unter dem Motto "HELLER Sommer" beginnt an diesem Wochenende die neue Spielzeit im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau. Auch das Societaetstheater startet die Saison am Sonntag mit großem Eröffnungsfest. Vor allem über Hellerau aber liegen Finanzsorgen wie ein Schatten über der Saison.
Trotz der äußerst schwierigen Haushaltslage sei es erneut gelungen, ein außergewöhnliches Programm zusammenzustellen, sagte Intendantin Carena Schlewitt bei der Spielzeitpräsentation.
Möglich wäre das aber nur durch Drittmittel. Die Stadt Dresden hatte den Sachkostenzuschuss drastisch gekürzt. Heißt konkret: In diesem Jahr bekam Hellerau vom Stadtrat 874.000 Euro zugewiesen. (2024 waren es 1,4 Millionen Euro).
Durch das Einwerben von Drittmitteln werde man den Etat auf rund 1,24 Millionen Euro steigern, so Helleraus kaufmännischer und Verwaltungsdirektor Martin Heering.
Aber: "Das ist die minimalste Ausstattung, die ein Haus haben kann." Kein einziges Programm sei ohne drittes Geld machbar. Ausfälle führten unweigerlich zu Veranstaltungsabsagen. Heering: "Jeder Programmpunkt der Spielzeit steht somit unter Vorbehalt." Immerhin: 2024 sei das Publikum trotz höherer Ticketpreise gewachsen.
Zunächst aber soll "HELLER Sommer" Unbeschwertheit vermitteln. Am Samstag (20 Uhr) ist die Tanzproduktion "The Köln Concert" zu sehen, in der Choreograf Trajal Harrell das berühmte 1975er-Konzert von Keith Jarrett mit Songs von Joni Mitchell verknüpft. Nächstes Wochenende (29.- 30.8.) folgt das zeitgenössische Musical "Lovetrain2020" mit den Hits von Tears for Fears.
2026 wird Hellerau zum zweiten Mal Bühne für Tanzplattform Deutschland
Am 14. September wird der fertiggestellte Kleine Saal im Ostflügel des Festspielhauses eröffnet, als neue Spielstätte für Künstler der lokalen Szene. Ein Themenschwerpunkt der Spielzeit heißt "Transformation Forever", der den Blick von Dresden aus auf die gesellschaftlichen Umbrüche der 1990er-Jahre in Mittel- und Osteuropa und ihre Nachwirkungen auf die heutige Kunst und Kultur richtet.
Den Auftakt dazu bildet eine Wiederaufführung der bahnbrechenden Multimedia-Inszenierung "Genetik Woyzeck" (1997) von Harriet und Peter Meining (5. bis 6.9.).
2026 wird Hellerau zum zweiten Mal Bühne für die Tanzplattform Deutschland, die alle zwei Jahre aktuelle Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz präsentiert.
Weitere (geplante) Highlights: US-Sängerin Suzanne Vega wird mit dem Ictus Ensemble aus Brüssel sowie dem Collegium Vocale Gent die Philip-Glass-Oper "Einstein on the Beach" spielen (Mai), zum 100. Geburtstag der US-Malerin Nancy Spero soll ein Kammermusik-Projekt den Nancy-Spero-Saal im Festspielhaus mit einer U-Bahn-Station in New York verbinden (April).
Ebenfalls für April entwickelt Regisseur Achim Freyer als Gruß an das 150-Jahre-Jubiläum des Bayreuther Festspielhauses ein Projekt, das Wagners "Ring ohne Worte" von Lorin Maazel als immersives Konzert mit unsichtbarem Orchester entstehen lässt.
Infos: hellerau.org/de/spielplan.
Socie serviert Kostproben
Neben Hellerau ist das Societaetstheater Dresdens zweites Standbein für die freie Szene. Dort wird am Sonntag der Spielzeitstart mit einem ganztägigen Eröffnungsfest gefeiert (11 bis 20 Uhr).
Das neue Socie-Leitungsteam mit Stephan Hoffmann und Romy Weyrauch stellt sich den Besuchern vor, auch gibt es Spielzeit-Kostproben.
Drei Produktionen von lokalen Künstlern, zwei Gastspiele von außerhalb: Diese Mischung repräsentiere das künftige Socie-Programm, so Hoffmann und Weyrauch.
Im Anschluss ist direkt Festivalzeit: Zunächst mit "Imagine!", dem 2. Internationalen Festival für Erzählkunst (29.8.-6.9.); danach folgt unmittelbar die 15. Ausgabe des Indie-Pop-Musik-Festivals "The Sound of Bronkow" (12. bis 14.9.)
Infos: societaetstheater.de/programm.