Cargo-Tram: Wunderwaffe gegen Diesel-Fahrverbote?

Dresden - Gegen Abgase und verstopfte Straßen im Zentrum: Die Dresdner Cargo-Tram transportiert Autoteile aus dem VW-Güterverkehrszentrum in die Gläserne Manufaktur. Das Vorzeigeprojekt einer umweltfreundlichen Güter-Straßenbahn rückt mit drohenden Diesel-Fahrverboten nun wieder in den Fokus.

Mario Blank (47) kontrolliert den Betrieb.
Mario Blank (47) kontrolliert den Betrieb.  © Eric Münch

311.000 Kilometer, eine Strecke fast bis zum Mond. So viel haben die beiden blauen Cargo-Trams in Dresden schon zurückgelegt. "Von außen nach Innen", beschreibt VW-Logistikleiter Mario Blank (47) das klimafreundliche Transport-Konzept. So liefern täglich 40 Brummis aus ganz Europa E-Golf-Teile wie Verkleidung, Scheiben, Airbags ins zentrumsferne VW-Lager in der Friedrichstadt (Potthoffstraße).

Arbeiter verladen die Güter dort in die Cargo-Tram, für die ein Gleisanschluss gelegt wurde. Sechs Mal täglich rollt die Bahn ins 5,5 Kilometer entfernte VW-Werk (über Bahnhof Mitte, Postplatz, Straßburger Platz) - und zurück.

"Eine Fahrt dauert etwa 25 Minuten. Wir reihen uns zwischen die regulären Bahnen ein", sagt Marco Kraut (45). Er ist einer von sechs Fahrern einer DVB-Tochterfirma, der sich ins blaue Cockpit setzen darf. Weitere Personen dürfen nicht mitfahren.

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Der Öko-Vorteil: Laut Logistik-Leiter Blank ersetzt die Cargo-Tram jeden Tag 12 bis 15 Lkw-Fahrten. Damit verursache sie nur etwa die Hälfte an CO2-Emissionen. Diese lägen sogar bei Null, würden die DVB gänzlich auf grünen Strom setzen.

Macht die Dresdner Cargo-Tram späte Schule?

Start aus der Friedrichstadt: Cargo-Tramfahrer Marco Kraut (45) sitzt seit sieben Jahren im blauen Cockpit.
Start aus der Friedrichstadt: Cargo-Tramfahrer Marco Kraut (45) sitzt seit sieben Jahren im blauen Cockpit.  © Eric Münch

Das Problem: Nur bei hoher Auslastung rechnet sich die Cargo-Tram auch finanziell im Lkw-Vergleich. Vorm Start der Güterbahn 2001 waren bis zu 30 Fahrten täglich geplant. Das war jedoch schon zu Phaeton-Hochzeiten schwierig.

Dennoch ist das Dresdner Modell, was um die Jahrtausendwende nach Stadtrat-Auflage entwickelt wurde, vorm Hintergrund des Klimaschutzes aktuell wie nie. Kommunen grübeln, wie sie die Innenstädte sauberer bekommen. Auch unser Rathaus hat die Güterstraßenbahn für die Citylogistik weiter auf dem Schirm. Anfragen zur Cargo-Tram kommen bis heute aus der ganzen Welt.

Zuletzt prüfte Berlin das Konzept für Trams und U-Bahnen. In Zürich wird Sperrmüll auf Schienen transportiert. Frankfurt experimentiert mit Bahnen, die Post befördern.

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Und auch in München gibt es Initiativen zu einer "Packerl-Tram". Damit könnte die Dresdner Cargo-Tram also noch späte Schule machen...

Von der Straße auf die Schiene gab's schon mal

An der Weißeritzstraße wurden Waggons der Straßenbahn 1940 auch mit Kisten und Gütern für die Markthalle beladen.
An der Weißeritzstraße wurden Waggons der Straßenbahn 1940 auch mit Kisten und Gütern für die Markthalle beladen.  © DVB AG

Den in­ner­städ­ti­schen Gü­ter­ver­kehr auf Schie­nen gab es in Dres­den schon vor über 100 Jah­ren.

An der Kies­gru­be Goh­lis wur­de schon 1918 etwa Schutt­gut auf Schie­nen trans­por­tiert. 1926 trans­por­tier­te ein "Bie­nert­wa­gen" auf Schie­nen Mehl und Ge­trei­de der Bie­nert­müh­le in Plau­en.

Die Lock­witz­tal­bahn fuhr auch nach dem Zwei­ten Welt­krieg mit Post­wag­gons. Und auch die Markt­hal­le wur­de einst über die Wei­ße­ritz­stra­ße durch Stra­ßen­bah­nen be­lie­fert.

Letzt­lich wur­den aber die in­ner­städ­ti­schen Gü­ter-Bah­nen von den fle­xi­ble­ren Lkw ab­ge­löst, zu­mal das Gleis­netz auch zu­neh­mend für den Per­so­nen-Trans­port ge­braucht wur­de.

Im VW-Logistikzentrum in der Friedrichstadt (Potthoffstraße) wird die Cargo-Tram...
Im VW-Logistikzentrum in der Friedrichstadt (Potthoffstraße) wird die Cargo-Tram...  © Eric Münch
...sechs Mal täglich...
...sechs Mal täglich...  © Eric Münch
...mit Bauteilen für den E-Golf beladen.
...mit Bauteilen für den E-Golf beladen.  © Eric Münch
In der Gläsernen Manufaktur am Großen Garten wird die Cargo-Tram entladen, fährt dann wieder zum Lager zurück.
In der Gläsernen Manufaktur am Großen Garten wird die Cargo-Tram entladen, fährt dann wieder zum Lager zurück.  © Eric Münch
Vom Lager in die Manufaktur in 25 Minuten. Dresdens Güter-Straßenbahn pendelt dabei über Bahnhof Mitte, Postplatz, Pirnaischer Platz und Straßburger Platz.
Vom Lager in die Manufaktur in 25 Minuten. Dresdens Güter-Straßenbahn pendelt dabei über Bahnhof Mitte, Postplatz, Pirnaischer Platz und Straßburger Platz.  © Petra Hornig

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