Die legendäre Gräfin Cosel und ihr trauriges Ende: Darum lebt ihr Name bis heute weiter

Dresden - Dresdens reiche Geschichte wäre ohne Frauen undenkbar. Über Jahrhunderte wirkten sie mit am Werden der Stadt - vielfach in aller Bescheidenheit. Sie waren Erfinderinnen, Entdeckerinnen, Künstlerinnen. Sie gingen ihren Weg, weil sie an sich glaubten oder einfach stärker waren als die Zeitgenossen. Manche haben sich der Öffentlichkeit für immer eingeprägt. Heute im Porträt: Gräfin Cosel (1680-1765).

In diesem Turmzimmer musste die Gräfin Cosel - hier auf dem Bildnis eines unbekannten Malers aus dem Jahr 1715 - die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbringen.
In diesem Turmzimmer musste die Gräfin Cosel - hier auf dem Bildnis eines unbekannten Malers aus dem Jahr 1715 - die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbringen.  © Frank Höhler (Bildmontage)

Acht Jahre lang verbrachte sie an der Seite Augusts des Starken (1670-1733). Als Mätresse, Partnerin, Beraterin, Reichsgräfin. Dann der Fall. Von Weihnachten 1716 bis zu ihrem Tod war die Burg Stolpen 49 Jahre lang ihr Gefängnis!

Der heutige Burgherr Uli Kretzschmar nennt die Cosel "schillernd und faszinierend": "Wie so oft klafft aber eine große Lücke zwischen Mythos und Wirklichkeit. Antworten finden unsere Gäste hier in Stolpen, dem authentischen Schauplatz sächsischer Geschichte."

Historiker sind sich einig, dass ein Mix die bildschöne und ausnehmend kluge Frau zu Fall brachte: Intrigen und Missgunst am Hof. Eine neue Mätresse, die sich August "zulegte". Allerdings auch der berühmte überspannte Bogen: Anna Constantia Cosel, geborene von Brockdorff, führte auf dem Höhepunkt ihrer Macht öffentlich Widerworte. August war blamiert. Ihr Wunsch, Königin zu werden, galt als größenwahnsinnig.

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Bis heute gibt es Fragen. Sah August sie bis zu seinem Tod wirklich nie wieder (obwohl er bei Stolpen Manöver abhielt)? War der Übertritt zum Judentum wirklich ein später Wunsch der Cosel?

Fest steht: Ihre Kinder durften sie nach dem Tode Augusts auf der Burg besuchen.

Geschichte von Gräfin Cosel bot Stoff für zahlreiche Erzählungen

Die wunderschöne Unterschrift der Cosel, hier aus dem Jahr 1719.
Die wunderschöne Unterschrift der Cosel, hier aus dem Jahr 1719.  © Jens Gaitzsch

Die tragische Liebes- und Lebensgeschichte bot im Lauf der Zeit immer wieder Stoff zur künstlerischen Bearbeitung.

Am berühmtesten, wenn auch nicht am korrektesten, ist der 1873 erschienene Roman von Jozef I. Kraszewski (1812-1887). Die Polen waren es auch, die 1968 einen Spielfilm schufen. Bis heute unerreicht ist die Serie des Fernsehens der DDR, "Sachsens Glanz und Preußens Gloria", deren bizarre Entstehungsgeschichte selbst einen Film wert wäre.

Der grandiose Erzähler des Mehrteilers, Walter Niklaus (1925-2021), inszenierte die Cosel-Story 2001 als Hörspielregisseur für die Rundfunkfassung.

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Die ab 1991 gespielte Nonsens-Version "August der Schwache" geht auf den unvergessenen Kabarettisten Olaf Böhme (1953-2019) zurück, der im Stück der Gräfin Kussl am "Theater 50" eine Bühne bot.

Eher gemischte Gefühle hinterließ 2011 Dieter Wedels kommerzielle Zwinger-Inszenierung "Die Mätresse des Königs". Die Landesbühnen Sachsen nahmen sich der Gräfin gleich mehrfach musikalisch an, zuletzt 2017 als Ballett. Und seit 2019 spielt das Boulevardtheater "Barock me, Gräfin Cosel".

Auch sonst blieb sie präsent. Das Coselpalais an der Frauenkirche hat zwar mit ihrem Sohn Friedrich August (1712-1770) zu tun, hält aber ihren Namen in der Dresdner Altstadt lebendig.

Titelfoto: Frank Höhler (Bildmontage)

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